Sofian Chahed an der Seitenlinie.
Profis | 25. August 2021, 17:06 Uhr

"Um jedes Tor und jeden Punkt kämpfen"

Ein Team. Ein Weg. Ein Ziel. Seit Sommer 2020 zeichnet sich Sofian Chahed verantwortlich für die Geschicke des 1. FFC Turbine Potsdam – dem Kooperationspartner unserer ‘Alten Dame‘. Mit dem sechsfachen Meister der Frauen-Bundesliga geht unser ehemaliger Profi und Jugendtrainer am kommenden Wochenende in seine zweite Spielzeit. „Wir wollen eine erfolgreiche Saison spielen, weniger Gegentore kassieren und mehr schießen. Am Ende des Tages wollen wir ein paar Punkte mehr auf dem Konto haben – und wo wir dann stehen, werden wir sehen“, sagt der 38-Jährige, der mit seiner Elf im Vorjahr den vierten Platz belegt hatte, wenige Tage vor dem Start gegen den VfL Wolfsburg (28.08.21, 13:00 Uhr). Im Gespräch mit herthabsc.com redet Chahed über den Auftakt, Erwartungen und Ziele sowie die Zusammenarbeit mit unserem Verein.  

herthabsc.com: Sofian, die rund sechswöchige, schweißtreibende Vorbereitung ist vorbei. Wie zufrieden bist du mit der Trainingsarbeit deiner Mannschaft?
Chahed: Wir haben intensiv an der Struktur in unserem Defensivspiel gearbeitet. Unser Schwerpunkt lautete und lautet: Gut und gemeinsam verteidigen! Das hat in der Umsetzung im Training, aber auch in den Testspielen sehr, sehr gut geklappt. Die Mädels waren sehr lernwillig und haben intensiv daran gearbeitet. Insgesamt bin ich absolut zufrieden mit der Vorbereitung.

herthabsc.com: Du gehst in deine zweite Saison als Chefcoach unseres Kooperationspartners aus Potsdam. Spürst du eine besondere Vorfreude?
Chahed: Ja, die ist natürlich riesig! Eine gute Vorbereitung ist zwar keine Garantie für eine gute Spielzeit, aber ich bin zuversichtlich. Wir sind sensibilisiert für Herausforderungen, auf die wir treffen können. Richtig zufrieden kann ich aber erst sein, wenn uns auch der Saisonstart glückt! In der Bundesliga müssen wir uns jedes Tor und jeden Punkt erkämpfen.

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Wir sind sensibilisiert für Herausforderungen, auf die wir treffen können. Richtig zufrieden kann ich aber erst sein, wenn uns auch der Saisonstart glückt! In der Bundesliga müssen wir uns jedes Tor und jeden Punkt erkämpfen.
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-Sofian Chahed

herthabsc.com: Gleich zu Beginn wartet im VfL Wolfsburg ein dicker Brocken. Die Niedersachsen mussten sich in der abgelaufenen Runde mit dem zweiten Platz begnügen und Bayern München den Vortritt lassen…
Chahed: Ich gehe mit einem positiven Gefühl in diese Partie. Wenn wir an unsere Leistungsgrenze kommen und das umsetzen, was die Mannschaft in der Vorbereitung gezeigt hat, dann haben wir definitiv eine Chance. Wenn unsere Defensive steht, wir in der Offensive aber auch Nadelstiche setzen, können wir den VfL knacken. Wenn wir nur hinten drinstehen, geht die Sache schief. Wir müssen eine gesunde Mischung finden. Wolfsburg ist vergangene Saison nicht Meister geworden, und weil in Tommy Stroot ein neuer Trainer ist, erwarte ich das Team mit zusätzlich Schwung. Alle Spielerinnen werden sich zeigen und neu beweisen wollen, aber wir sind gewarnt und gewappnet.

herthabcs.com: 2020/21 bist du mit deiner Mannschaft auf dem vierten Rang gelandet. Welche Erkenntnisse hast du in deinem ersten Jahr gesammelt?  
Chahed: In der Hinrunde haben wir ein paar Spiele glücklich gewonnen, in der Rückrunde ein paar unglücklich verloren. Im Großen und Ganzen hat sich das ausgeglichen. Nichtsdestotrotz ist es unterm Strich ärgerlich, die Qualifikation für die UEFA Champions League so knapp verpasst zu haben. Wir haben aber auch in diesem Jahr nicht Platz 3 als Ziel ausgegeben. Wir wollen eine erfolgreiche Saison spielen, weniger Gegentore kassieren und mehr schießen. Am Ende des Tages wollen wir ein paar Punkte mehr auf dem Konto haben – und wo wir dann stehen, werden wir sehen. Auch im DFB-Pokal wollen wir weiterkommen als zuletzt, als wir im Viertelfinale waren.

herthabcs.com: Was würdest du sagen: Wie hat sich der Trainer Sofian Chahed in den vergangenen Monaten entwickelt?
Chahed: Der Schritt zu Turbine hat mir gutgetan, das kann ich nach wie vor so sagen! Ich stehe hier noch mehr in der Verantwortung als bei Hertha, dadurch plane ich das Training oder die Dinge um die Mannschaft noch bewusster, noch detaillierter. Dazu zählt auch die Spielphilosophie oder die akribische Aufarbeitung der Spiele. Ich muss mehr kommunizieren als im Nachwuchsbereich, denn die Mädels hinterfragen viele Dinge. Es ist mir damals nicht leichtgefallen, Hertha zu verlassen, aber es war die richtige Entscheidung.

Malik Fatih (li.) und Sofian Chahed.

herthabcs.com: Am Wochenende habt ihr ein Testspiel gegen unsere blau-weiße U15 mit 2:1 gewonnen. Wie war das Wiedersehen mit alten Freunden um Malik Fatih?
Chahed: Wir haben sehr hochkarätige Tests gehabt – nur gegen die U15 haben wir ein Gegentor kassiert (schmunzelt). Dennoch war es schön, Malik wieder gesehen zu haben, weil wir es länger nicht geschafft hatten. Wir sind sehr, sehr eng befreundet, er gehört zu den Spielern von früher, mit denen mich noch eine Freundschaft verbindet. Ich glaube, er hat sich über das Ergebnis mehr geärgert als ich mich gefreut habe (grinst). In den Vorjahren fielen die Ergebnisse bis auf ein 3:3 immer recht deutlich für die U15-Mannschaft von Hertha aus. Dafür hat sein Team am Tag danach Union Berlin besiegt.

herthabcs.com: Deine nach wie vor enge Verbundenheit zu unserer ‘Alten Dame‘ ist kein Geheimnis. Du verfolgst das Geschehen nach wie vor sehr intensiv. Deine Meinung zum Saisonstart?
Chahed: Der Ligaauftakt ist nicht geglückt, aber mit Blick auf die Vorbereitung kann man sagen: Die Mannschaft ist intakt. Jetzt muss das, was in den Tests gut geklappt hat, auch in Pflichtspielen auf den Platz kommen. Gegen Bayern München hat Hertha BSC nichts zu verlieren. Wichtig ist es, nun schnell die Kurve zu kriegen, denn Trainerteam und Mannschaft haben Potenzial für mehr.

herthabcs.com: Die Zusammenarbeit zwischen unseren Vereinen läuft nun seit etwas mehr als einem Jahr. Wie macht sich die Kooperation bemerkbar?
Chahed: Der Austausch ist in der vergangenen Zeit noch enger geworden. Besonders im sportlichen Bereich ist das hilfreich, die Wege sind kurz, beispielsweise zu den Videoanalysten von Hertha oder in die Fußball-Akademie. Aber auch im administrativen Bereich laufen viele Gespräche. Carsten Schmidt ist sehr engagiert, war zuletzt auch bei unserem Testspiel gegen die Frauenmannschaft von Hertha 03 Zehlendorf. Im Gegenzug werden wir uns als Team bald eine Partie im Olympiastadion ansehen.

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Der Austausch ist in der vergangenen Zeit noch enger geworden. Besonders im sportlichen Bereich ist das hilfreich, die Wege sind kurz, beispielsweise zu den Videoanalysten von Hertha oder in die Fußball-Akademie.
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-Sofian Chahed

von Florian Waldkötter