Holger Brück beim Kopfball.
Historie | 30. September 2022, 00:01 Uhr

Holger Brück wird 75!

Zum 80. Vereinsjubiläum präsentieren die Gesundbrunner auf dem Hertha-Platz insgesamt zwölf Neuzugänge – darunter auch Holger Brück, der vom nordhessischen Regionalligisten Hessen Kassel nach Berlin gewechselt ist. Der 24-jährige Blondschopf gilt als höchst zuverlässiger und zudem torgefährlicher Libero, der in den drei zurückliegenden Spielzeiten in keinem einzigen Spiel seiner Mannschaft gefehlt und in der vorangegangenen Saison sogar neun Tore erzielt hat. Der vermeintlichen Skepsis, dass das deutsche Oberhaus für ihn und die anderen Neuerwerbungen aus der Regionalliga eine Nummer zu groß sein könnte, begegnet er selbstbewusst mit den Worten: „Wir haben doch keine Angst vor der Bundesliga! In der Regionalliga gibt es auch kein Zuckerschlecken. Ich habe nur den Wunsch, dass das Publikum etwas Geduld mit uns hat.“

Ein absoluter Glücksgriff

Geduld ist bei Brück allerdings von Beginn an nicht vonnöten, denn er erweist sich sofort als ein absoluter Glücksgriff für die Blau-Weißen. Im Nachklang des Bundesliga-Skandals blicken die Berliner mit einer völlig neuformierten Mannschaft einer sehr schweren Spielzeit entgegen, in der die Neuverpflichtung alle 34 Punktspiele auf dem Weg zum Klassenerhalt bestreitet. Auch in der folgenden Saison 1973/74 ist er ein Vorbild an Konstanz, als er erneut sämtliche Punktspiele bestreitet und zur sportlichen Konsolidierung unserer Alten Dame beiträgt.

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Wir haben doch keine Angst vor der Bundesliga!
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-Holger Brück

Zwischen Jubel und Ernüchterung

Nachdem Brück mit unseren Spreeathenern sensationell den inoffiziellen Titel des Vizemeisters 1974/75 erringt, folgen für ihn zahlreiche Momente des Jubels, aber auch der Ernüchterung. Nach dem Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokal 1975/76, gelingt ein Jahr später erstmalig in der Vereinsgeschichte der Final-Einzug. Im Niedersachsenstadion wird die Entscheidung nach einem dramatischen 1:1 gegen den 1. FC Köln nach Verlängerung zunächst noch vertagt, das Wiederholungsspiel endet mit einem unglücklichen 0:1. 1977/78 folgt ein überraschender dritter Tabellenrang in der Bundesliga und die Qualifikation für den UEFA-Pokal. Dort ziehen die Berliner 1978/79 zwar sensationell ins Halbfinale ein, verpassen nach zwei dramatischen Partien gegen Roter Stern Belgrad aufgrund der Auswärtstorregel aber hauchdünn die Endspiel-Teilnahme. Auch das zweite DFB-Pokalfinale innerhalb kurzer Zeit wird durch einen später Treffer von Fortuna Düsseldorf in der Verlängerung zugunsten des Gegners entschieden. 1979/80 muss der Verteidiger dann mit seiner Mannschaft – trotz einer herausragenden Rückrunde und umgerechnet 40 Punkten – auf Grund der um zwei Treffer schlechteren Tordifferenz sogar den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten. 

Holger Brück am Ball.

In seiner letzten Saison mit der Fahne auf der Brust führt Holger Brück den Zweitligisten als Mannschaftskapitän in das Halbfinale um den DFB-Pokal. Dort bleibt beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt nach einem 0:1 trotz einer tollen Leistung der dritte Einzug in das Endspiel innerhalb von fünf Jahren verwehrt. Am 30. Mai 1981 läuft Brück ein letztes Mal für unseren Verein auf. Das 6:0 beim OSV Hannover reicht dem Tabellendritten jedoch nicht, um in die höchste deutsche Spielklasse zurückzukehren. Dabei stellen die Blau-Weißen mit 123 Treffern einen immer noch gültigen Saison-Rekord für die 2. Bundesliga auf. 

396 Pflichtspiele und 39 Tore

Der Abwehrspieler bestreitet insgesamt 396 Pflichtspiele für unsere Alte Dame und erzielt dabei 39 Tore. Von 1972 bis 1980 trägt er in sage und schreibe 261 von 272 Bundesliga-Partien das blau-weiße Trikot, was einer unglaublichen Einsatzquote von 96 Prozent entspricht. In durchschnittlich jedem zehnten Punktspiel erzielt der Defensivakteur einen Treffer. Auch in seiner letzten Berliner Spielzeit in der 2. Bundesliga Nord 1980/81 ist er mit 40 Einsätzen ein Sinnbild für Beständigkeit. In seinen neun Jahren im blau-weißen Trikot steht er im DFB-Pokal zudem in 48 von 49 Partien auf dem Spielfeld, im UEFA-Cup ist Brück sogar in allen 14 Begegnungen mit von der Partie. 29 Einsätze in den Intertoto-Runden sowie vier Spiele im 1972 ausgetragenen DFB-Ligapokal runden seine nahezu unvergleichliche Leistungsbilanz ab.

Fantastische Rekorde

Als einziger Feldspieler im deutschen Oberhaus bestreitet er von 1976/77 bis 1978/79 die kompletten 9.180 Minuten der 102 Bundesliga-Spiele – in diesen drei Runden hat lediglich Nationaltorhüter Josef "Sepp" Maier die gleiche Bilanz aufzuweisen. Eine Statistik ist für den vorgenannten Zeitraum allerdings noch beeindruckender und schier unglaublich: Brück steht in seinen 132 Auftritten in der Bundesliga und dem DFB- sowie UEFA-Pokal immer von An- bis Abpfiff und somit die gesamten 12.150 Minuten auf dem Rasen. Der Ex-Profi genießt in unserem Club aufgrund der einzigartigen Kontinuität und Qualität seiner Leistungen die höchstmögliche Anerkennung.

Hertha BSC gratuliert Holger Brück recht herzlich zum 75. Geburtstag und wünscht seinem ehemaligen Mannschaftskapitän für die kommenden Lebensjahre alles erdenklich Gute und stete Gesundheit.

von Frank Schurmann