Lars Stindl treibt den Ball nach vorne.
Profis | 11. Februar 2023, 11:30 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Mönchengladbach

Der bisherige Verlauf in dieser Spielzeit gleicht bei Borussia Mönchengladbach einem Auf und Ab. Einem deutlichen 4:1-Auswärtserfolg bei der TSG Hoffenheim ließ der VfL in der Vorwoche ein 0:0-Remis im Duell mit dem FC Schalke 04 vor heimischen Publikum folgen. „Natürlich wollten wir das Spiel gewinnen und fußballerisch eine bessere Leistung bringen. Mit dem Ergebnis waren wir nicht zufrieden. Am Tag danach haben wir das Spiel mit den Jungs direkt analysiert und verarbeitet“, gibt Daniel Farke mit Blick auf die Punkteteilung gegen das Tabellenschlusslicht der Bundesliga zu. Und dennoch sorgte dieses Resultat nach den Niederlagen gegen Leverkusen (2:3) und in Augsburg (0:1) immerhin für ein bisschen Stabilität bei den Borussen, die nun zwei Mal am Stück ungeschlagen blieben – ein längerer Lauf gelang der Fohlenelf während dieser Saison nur vom 1. bis 4. Spieltag. Vor dem Kräftemessen mit unseren Spreeathenern nimmt herthabsc.com den Traditionsclub vom Niederrhein ganz genau unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Apropos Auf und Ab: Sieben schwarz-weiß-grünen Siegen stehen nach 19 Begegnungen in 2022/23 ebenso viele Niederlagen gegenüber, hinzu kommen fünf Unentschieden. Mit dieser Bilanz rangiert der fünffache deutsche Meister aktuell auf Platz neun im Gesamttableau des deutschen Oberhauses. „Wir arbeiten daran, Konstanz in unsere Spielleistungen zu bringen. Ein solcher Prozess geht leider nicht auf Knopfdruck, er braucht Zeit“, erklärt Roland Virkus. Neben der erwähnten Mini-Serie lieferten die Spieler ihrem Sportdirektor zuletzt auch noch einen weiteren Fortschritt: Im Vergleich zu den 15 vorangegangenen Auftritten zeigt sich die Farke-Elf seit dem Jahreswechsel nämlich wesentlich laufstärker und legt nun im Schnitt über fünf Kilometer mehr pro Spiel zurück.

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Wir arbeiten daran, Konstanz in unsere Spielleistungen zu bringen. Ein solcher Prozess geht leider nicht auf Knopfdruck, er braucht Zeit.
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-Roland Virkus

Die Gladbacher im Fokus: Zu den fleißigsten Akteuren mit der Raute auf der Brust zählt trotz seines Alters noch immer Lars Stindl. Der 34-Jährige, der sich im vergangenen Sommer aufgrund einer Oberschenkelverletzung zunächst hinten anstellen musste, knüpft momentan wieder an seine besten Zeiten an. Gegen die Königsblauen gab der Offensivakteur vier Torschüsse ab - die meisten seines Teams. Außerdem war der Routinier nach der Winterpause bislang an vier der sechs Mönchengladbacher Treffer (drei Tore, eine Vorlage) beteiligt. „Lars weiß, dass er mein Vertrauen hat. Er ist ein brutal wichtiger Spieler für uns und wird das auch immer sein“, sagt Farke über seinen Mannschaftskapitän. Als dessen Stellvertreter fungierte in der Hinrunde noch oftmals Yann Sommer. Der Schweizer Schlussmann hat sich vor wenigen Wochen jedoch nach achteinhalb Jahren beim dreifachen DFB-Pokalsieger in Richtung München verabschiedet. Anstelle des 34-Jährigen hütet nun Landsmann Jonas Omlin den Borussia-Kasten. „Er hat nach seinem Wechsel zu uns quasi keine Eingewöhnungszeit gebraucht, dafür sind seine Torwartleistungen, seine Ausstrahlung und Präsenz bemerkenswert“, lautet Virkus‘ Urteil über den Neuzugang. Zusätzlich verfügt der Fohlen-Kader beispielswese in Marcus Thuram, Jonas Hofmann, Ramy Bensebaini und Julian Weigl über weitere prominente Profis. Letzterer wird die Reise in unsere Hauptstadt wegen einer Gelb-Sperre aber nicht mit antreten.

Die Schnittstellen: In Tolga Ciğerci trägt seit anderthalb Wochen ein Profi mit Vergangenheit beim Club aus Nordrhein-Westfalen wieder unsere Fahne auf der Brust. Der 30-jährige Mittelfeldspieler absolvierte zwischen Januar 2012 und Juni 2013 insgesamt 20 Einsätze für den zweifachen UEFA-Cup-Sieger, ehe er sich erstmals unserer Alten Dame anschloss. Doch nicht nur wegen dieser Berührungspunkte ist der vierfache türkische Auswahlspieler beim bevorstehenden Kräftemessen ein gefragter Mann. „Tolga hat es in der zweiten Halbzeit sehr gut gemacht“, lobt unser Cheftrainer Sandro Schwarz seinen Winterneuzugang mit Blick auf das zurückliegende Auswärtsspiel in Frankfurt. Dort trieb unsere nach der Pause eingewechselte Nummer 6 die Teamkollegen laufstark an und spulte in 45 Minuten stolze 6,3 Kilometer ab. Auf gegnerischer Seite wartet in Luca Netz zudem ein früherer Blau-Weißer. Der 19-jährige Linksverteidiger durchlief zunächst mehrere Altersklassen in unserer Fußball-Akademie und feierte schließlich sein Profi-Debüt als Herthaner. Dabei agierte der gebürtige Berliner seit der U17 mit niemanden öfter Seite an Seite als mit Márton Dárdai – nämlich 58 Mal. Nun winkt das Wiedersehen der beiden Youngster.

Oliver Christensen begräbt einen Ball unter sich.
Zugepackt: Im Hinspiel bei den Fohlen parierte Oliver Christensen einen Strafstoß.

Das Hinrundenduell: Trotz einer äußerst ansprechenden Leistung und zahlreicher Chancen mussten sich unsere Spreeathener im August des vergangenen Jahres mit 0:1 im Westen der Republik geschlagen geben. Alassane Pléa besorgte damals aus elf Metern den Siegtreffer für die Hausherren nach etwas mehr als einer halben Stunde. Einen weiteren Strafstoß der Farke-Elf parierte Oliver Christensen kurz nach dem Seitenwechsel. In der Schlussphase und nach einem Platzverweis gegen Filip Uremović fehlten unseren Jungs die zwingenden Gelegenheiten zum Ausgleich. „Wir haben gut als Mannschaft performt und hätten einen Punkt sicherlich verdient gehabt. In der Partie haben wir viel Tempo und Herz gezeigt, aber uns hat die letzte Konsequenz im Abschluss gefehlt“, gab unser dänischer Schlussmann nach dem Abpfiff zu Protokoll.

Die Meinung über unsere Elf: So ganz genau weiß Farke noch nicht, was im Olympiastadion auf sein Team zukommt. „Die Berliner stehen nicht dort, wo sie eigentlich gerne stehen würden. Es ist ganz normal, dass in einem großen Verein mit so viel Potenzial in einer solchen Situation nun jeder Stein umgedreht wird. Das erschwert die Vorbereitung, da wir beispielsweise nicht wissen, mit welcher Grundordnung sie antreten. Zudem könnte es auch personelle Wechsel geben“, sagte der 46-Jährige. In einer Angelegenheit ist sich der Fußballlehrer jedoch sicher: „Hertha wird zu Hause hochmotiviert sein, um endlich die ersten Punkte in diesem Jahr einzufahren und die eigene Situation zu verbessern. Wir wären demnach nicht überrascht, wenn der Gegner mit Emotionen und Aggressivität agiert. Darauf müssen wir uns einstellen“, unterstreicht der Übungsleiter.

von Erik Schmidt