Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner
Profis | 26. Februar 2021, 15:14 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Wolfsburg

Fokussiert bleiben, im Team arbeiten, Ausdauer beweisen und so letztlich gemeinsam den (Erfolgs-)hunger stillen – das sind nicht nur Eigenschaften des Wolfes, sondern auch die einer erfolgreichen Fußballmannschaft. Am Allerkanal spielt derzeit eine solche. Der 1945 gegründete VfL hat sich in den Spitzenregionen der Tabelle festgesetzt und möchte dort gerne bis zum Saisonende verweilen. "Ich habe den Eindruck, dass die Spieler sehr fokussiert sind. Wir besprechen jede Woche, weshalb etwas gut funktioniert und was wir tun können, um uns zu verbessern. Das hat dazu geführt, dass die Jungs ziemlich genau wissen, was sie zu tun haben", unterstreicht Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner den Willen seiner Truppe. Vor dem Auftritt unserer Elf in Niedersachsen am Samstag (27.02.21, 15:30 Uhr) nehmen wir die Gastgeber in der Gegnervorschau noch einmal unter die Lupe. 

Die sportliche Situation: Nicht zuletzt durch sechs Siege aus den vergangenen sieben Spielen hat sich der VfL im Bundesliga-Tableau auf Rang drei vorgeschoben. Dabei behielten die Grün-Weißen in allen Partien die 'Weiße Weste' und bauen gegenwärtig einen Vereinsrekord aus – 666 Pflichtspielminuten ist die Elf von Coach Glasner inzwischen ohne Gegentor, in der Liga bildet sie sogar die zweitstärkste Defensive. In der heimischen Arena sind die Wolfsburger zudem noch unbesiegt. Auch im DFB-Pokal läuft es. Hier stehen die 'Wölfe' im Viertelfinale und treten in diesem am 3. März in Leipzig an. In der UEFA Europa League war hingegen bereits früh Schluss – AEK warf den DFB-Pokalsieger von 2015 im Qualifikationsspiel in Athen raus. Nun liegt die volle Konzentration also auf den nationalen Wettbewerben – und dem Spiel gegen unsere Jungs. "Wenn wir uns über die Akteure von Hertha unterhalten, dann würden wir eher an Europapokal denken als an den Abstiegskampf. Das wissen auch meine Spieler. Wir werden die Partie seriös und mit dem nötigen Respekt angehen und ich hoffe, dass wir weiterhin so stabil auftreten", erklärt der österreichische Übungsleiter im Vorfeld. 

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Hertha verfügt über Tempo und Robustheit. Wir werden die Partie seriös und mit dem nötigen Respekt angehen.
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-Oliver Glasner

Die Wolfsburger im Fokus: Wer über die Elf aus der Autostadt spricht, kommt an Wout Weghorst nicht vorbei. Der Mittelstürmer ist mit 14 Treffern bei weitem bester Torschütze und auch Topscorer der Niedersachsen. Der Niederländer knipst seit 2018 mit großer Verlässlich- und Regelmäßigkeit – ihn zu stoppen, wird einer der Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Dienstreise unserer Spreeathener. Formstark präsentiert sich neben Weghorst auch Renato Steffen. Der Schweizer erzielte vier seiner fünf Saisontreffer im laufenden Kalenderjahr und netzte zuletzt auch beim Auswärtssieg in Bielefeld doppelt. Der Februar scheint dem Offensivspieler generell zu liegen – sechs seiner 16 Bundesliga-Tore erzielte Steffen alleine in diesem Monat. Unsere Jungs werden alles daransetzen, dem Linksfuß keinen Ausbau dieser Serie zu gestatten! Was die Glasner-Schützlinge insgesamt zusätzlich stärkt, ist der produktive interne Konkurrenzkampf. "Wenn wir wechseln müssen, habe ich immer ein gutes Gefühl, weil die Jungs mir ihre Bereitschaft täglich im Training zeigen", beschreibt der Cheftrainer dessen Vorteile und Auswirkungen auf sein Team.

Die Schnittstellen: Für Peter Pekarík und Arne Friedrich stellt die Dienstfahrt nach Niedersachsen eine Reise in die eigene sportliche Vergangenheit dar. 'Peka' spielte zwischen 2009 und 2012 insgesamt 65 Mal für den VfL und wurde im grün-weißen Trikot 2009 Deutscher Meister. Herthas Sportdirektor lief in der Spielzeit 2010/11 insgesamt 17 Mal für die 'Wölfe' auf, ehe er seine Karriere bei Chicago Fire ausklingen ließ. Wolfsburgs Rekordkeeper Koen Casteels und Dodi Lukébakio kennen sich von gemeinsamen Reisen zur belgischen Nationalmannschaft. Auf dem Rasen findet darüber hinaus möglicherweise ein kleines Klassentreffen von fünf U21-Europameistern von 2017 statt. Niklas Stark und Lukas Klünter holten diesen Titel gemeinsam mit den VfL-Profis Yannick Gerhardt, Maximilian Arnold und Maximilian Philipp. Philipp ist darüber hinaus nicht nur gebürtiger Berliner, sondern begann seine Karriere in der Jugend unseres Hauptstadtclubs. Auch John Anthony Brooks schaffte über unsere Hertha BSC Fußball-Akademie den Sprung in den Profibereich. Der Verteidiger wechselte 2017 nach zehn Jahren im blau-weißen Trikot in die Autostadt. Das Wiedersehen mit der 'Alten Dame' verpasst 'Jay' allerdings – er sah in Bielefeld seine fünfte Gelbe Karte. "Ich habe keine Bauchschmerzen auf dieser Position zu wechseln, weil die Spieler sich unabhängig von ihrer aktuellen Rolle sehr gut präsentiert haben. Josuha Guilavogui oder Marin Pongračić werden wohl auf dieser Position spielen", verät der Fußballlehrer seine Überlegungen bezüglich einer Vertretung des ehemaligen Herthaners.

Das Hinrundenduell: In einem umkämpften Vergleich teilten sich beide Mannschaften am 6. Spieltag die Punkte. Auf die frühe Führung für unsere Jungs durch Matheus Cunha (6.) fand der Deutsche Meister von 2009 in Form von Ridle Bakus Ausgleich per Distanzschuss eine schnelle Antwort (20.). Insbesondere im zweiten Durchgang erspielte sich unsere 'Alte Dame' Feldvorteile und mehr Abschlüsse, der durchaus mögliche Siegtreffer blieb jedoch aus. "Es ist schade, dass wir in der zweiten Halbzeit nicht das Tor gemacht haben. Wir hätten etwas ruhiger im gegnerischen Strafraum sein müssen", ordnete Vladimír Darida das Geschehen auf dem Rasen anschließend ein.

Die Meinung über unsere Elf: Trotz gegensätzlicher Vorzeichen ist im Lager der 'Wölfe' viel Respekt vor unseren Jungs vorhanden. "Die Herthaner haben inzwischen einen etwas anderen Ansatz. Die Mannschaft agiert aus einer kompakten Defensive, mit Sami Khedira ist ein sehr erfahrener Spieler dazugekommen", analysiert Glasner den kommenden Kontrahenten im Vorfeld. "Auch wenn die Berliner zuletzt nicht viele Tore erzielt haben, gehört ihre Offensive für mich eigentlich ins vordere Drittel der Bundesliga. Sie haben Tempo und Robustheit und sind eine schwer auszurechnende Mannschaft", warnt der VfL-Coach ausdrücklich vor unseren Blau-Weißen.

von Konstantin Keller