Rune Jarstein im Schneetraining
Profis | 10. Februar 2021, 16:53 Uhr

"Nur als Team holen wir die Punkte“

Schnee so weit das Auge reicht. Was für Berliner Winter nicht (mehr) unbedingt typisch ist, dürfte Rune Jarstein aus seiner norwegischen Heimat noch bestens kennen. Gerade der Nachwuchs des Torhüters freut sich in diesen Tagen über den starken Wintereinbruch, der Familienvater blickt eher mit gemischten Gefühlen auf die verschneite Landschaft, vor allem die sonst grünen Wiesen. "Den Winter und Schnee mag ich eigentlich auch, aber nicht, wenn ich Fußball spielen muss", sagt der Schlussmann mit einem Schmunzeln im Gesicht. An der professionellen Vorbereitung auf das Spiel beim VfB Stuttgart am Samstag (13.02.21, 15:30 Uhr) ändern die Witterungsverhältnisse selbstverständlich nichts. Jarstein und Kollegen wollen an die guten Leistungen der Vorwochen anknüpfen, allerdings mit einem klaren Unterschied: "Uns allen ist klar, dass wir nur als Team aus dieser Situation kommen. Denn nur als Team holen wir die Punkte, die wir brauchen. Im Training und in den Spielen sehe ich eine Mannschaft – das stimmt mich optimistisch", bekräftigt der 36-Jährige. Im Interview mit herthabsc.de spricht er über heißes Wasser auf dem Schenckendorffplatz, Gespräche in der Kabine und den VfB.

herthabsc.de: Rune, seit dem Wochenende liegt in ganz Berlin eine Menge Schnee – und es soll in den kommenden Tagen weiter kalt bleiben. Freust du dich über diesen Wintereinbruch?
Jarstein: Ich freue mich für meine Kinder, denn sie lieben Schnee und können draußen wunderbar spielen. In dieser Zeit tut ihnen das gut. Den Winter und Schnee mag ich eigentlich auch, aber nicht, wenn ich Fußball spielen muss (lacht). Momentan ist es im Training schon ganz schön ungemütlich…

herthabsc.de: Trotzdem könnt ihr die Einheiten natürlich nicht einfach ausfallen lassen. Wie gestaltet ihr die Arbeit auf dem Schenckendorffplatz?
Jarstein: Zu Wochenanfang haben wir indoor trainiert, am Dienstag dann Schneefußball gespielt, das hat schon Spaß gemacht (grinst). Es war schon etwas rutschig und bei uns Torhütern sind die Handschuhe immer nass. Ich habe eine Flasche mit heißem Wasser bei mir, das ich mir immer wieder über die Hände kippe. Aber natürlich müssen und werden wir uns fokussiert und konzentriert vorbereiten. Die Situation ist nun einmal wie sie ist, das geht allen anderen Mannschaften auch so. Das ändert nichts an unserer Spannung und Professionalität im Training.

herthabsc.de: Die knappe Niederlage gegen Bayern München liegt inzwischen einige Tage zurück. Heißes Wasser auf den Handschuhen hast du vor allem in einer Szene nicht gebraucht, als du den Strafstoß von Robert Lewandowski pariert hast. Ist dir die Aktion noch einige Male durch den Kopf gegangen?
Jarstein: Eigentlich nicht. Ich war nach dem Foul total fokussiert auf den Elfmeter. Schon bevor Lewandowski angelaufen ist, habe ich mich entschieden, in meine rechte Ecke zu springen. Ich schaue mir vor den Spielen immer wieder an, wie die gegnerischen Schützen ihre Strafstöße schießen, aber Lewandowski schießt so variabel, dass man wenig erahnen kann. Trotzdem ist es so, wie ich es schon nach dem Spiel gesagt habe: Es ist natürlich ein schönes Gefühl, einen Elfmeter zu halten, vor allem gegen einen der besten Schützen der Welt. Aber es wäre schöner gewesen, wenn wir am Ende gepunktet hätten.

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Wir haben in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt. Uns allen ist klar, dass wir nur als Team aus dieser Situation kommen.
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-Rune Jarstein

herthabsc.de: Nach der ansprechenden Leistung wäre das auch absolut verdient gewesen. Zieht ihr dennoch wichtige Erkenntnisse aus der Begegnung?
Jarstein:  Auf jeden Fall! Wir haben schon in Frankfurt ein gutes Spiel abgeliefert, gegen Bayern war es dann noch einmal ein wenig besser. Leider haben wir keine Punkte geholt, aber wir haben auf dem Platz Freude und Spaß gesehen - und was noch viel wichtiger ist: Eine Mannschaft, die leidenschaftlich gekämpft und alles versucht hat. Wenn wir so weitermachen, kommt bald das Ergebnis, das wir uns alle wünschen. Wir müssen weiter an uns glauben.

herthabsc.de: Wie wichtig ist es, den von dir angesprochenen Glauben in dieser sportlich schwierigen Position nicht zu verlieren?
Jarstein: Darüber mache ich mir keine Sorgen. Im Gegenteil: Ich merke, dass der Zusammenhalt in der Kabine da ist. Auch wenn wir verloren haben, ist die Stimmung positiv. Wir haben in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt. Uns allen ist klar, dass wir nur als Team aus dieser Situation kommen. Denn nur als Team holen wir die Punkte, die wir brauchen. Im Training und in den Spielen sehe ich eine Mannschaft – das stimmt mich optimistisch.

herthabsc.de: Ein gutes Team zeichnet sich auch dadurch aus, dass jeder Spieler seine eigenen Interessen dem großen Ganzen unterordnet. Meistens geht es dabei um Einsatzzeiten und gerade als Torwart ist das immer so eine Sache
Jarstein: (schmunzelt) Ich will immer spielen – wie alle anderen Profis auch, aber natürlich geht es an erster Stelle um die Mannschaft. Deshalb war und ist es wichtig, dass wir uns als Torwartteam gegenseitig unterstützen und pushen. Wir haben gute Jungs zusammen, die genau das machen. Für mich war schon im Sommer klar, dass ich einfach gut trainieren und positiv bleiben muss. Das hat ganz gut geklappt. Ich wollte einfach bereit sein, wenn ich die Chance bekomme. Als sie nun in Frankfurt und gegen Bayern kam, war ich da. Es ist schön, wieder zu spielen, denn ich habe es vermisst, in der Bundesliga zwischen den Pfosten zu stehen.

herthabsc.de: Die nächste Chance dazu bekommst du aller Voraussicht nach am Samstag (13.02.21, 15:30 Uhr) beim VfB Stuttgart. Als Aufsteiger haben die Schwaben so manches Ausrufezeichen gesetzt, zuletzt in Leverkusen aber deutlich verloren. Wie erwartest du den kommenden Kontrahenten?
Jarstein: Stuttgart ist ein starker Gegner mit vielen guten Einzelspielern, die Fußball spielen wollen und dabei ihre Qualität immer wieder unter Beweis gestellt haben. Aber Qualität haben wir auch. Es wird wichtig sein, dass wir die Partie total annehmen, nie nachlassen und immer bei 100 Prozent sind. Dann können wir dort etwas holen. Das ist der Plan.

von Florian Walkkötter