Pal Dardai in der Medienrunde
Profis | 8. Februar 2021, 17:00 Uhr

"... das ist bitter und nicht süß"

Berlin – Minus acht Grad, ein komplett weißer Schenckendorffplatz und ununterbrochener Schneefall: Die äußeren Bedingungen für den Trainingsstart am Montag (08.02.21) waren nicht gerade optimal. Aus diesem Grund entschieden Pál Dárdai und sein Team, die erste Einheit vor dem anstehenden Auswärtsspiel in Stuttgart am Samstag (13.02.21, 15:30 Uhr) nach drinnen zu verlegen und starteten mit einem Indoor-Training die Vorbereitung auf die Aufgabe bei den Schwaben. "Wir haben die Entscheidung getroffen, am Montag nicht nach draußen in den Schnee zu gehen, sondern drinnen den Körper in den Schwung zu bringen", erklärte der Übungsleiter in einer anschließenden virtuellen Medienrunde. Alle Aussagen des Fußballlehrers aus dem Gespräch mit den zugeschalteten Journalistinnen und Journalisten hat herthabsc.de zusammengefasst.

Pál Dárdai über...

…seinen Eindruck von den Spieler nach der Niederlage gegen Bayern: Ich habe von Anfang an klar gemacht, dass wir keine Spieler brauchen, die nach Niederlagen in der Kabine sauer sind. Es ist ganz wichtig, dass die Jungs Rückschläge sofort zur Seite schieben und den Blick nach vorne richten – vor allem in der aktuellen Situation. Denn wir brauchen Punkte, egal wie. Wir haben schwierige Aufgaben vor uns. Da wir bisher nicht die nötigen Punkte gesammelt haben, brauchen wir dringend Erfolgserlebnisse. Nur zu sagen, wir haben gut gespielt, reicht nicht – das ist bitter und nicht süß. Da ist wie in jedem anderen Job, nur gut arbeiten langt nicht, am Ende muss etwas Zählbares unterm Strich stehen. Aber wie bereits gesagt, ich kann mich nicht beschweren. Auch am Montag haben die Jungs sich gut präsentiert. 

…die Verletzung von Jordan Torunarigha: Nach der Partie hat unser Doc zu mir gesagt, dass es aufgrund des Hämatoms fünf bis sechs Tage dauern wird, bis wir etwas Verbindliches zur Ausfallzeit sagen können. Am Montag in der Kabine hatte Jordan aber bereits gute Laune und hat gesagt, dass es nicht so schlimm ist, wie er zuerst erwartet hatte. Aber ich bin kein Arzt, um zu sagen, wie lange Jordan nun definitiv ausfallen wird, weil wir nicht wissen, ob und wie stark die Sehne betroffen ist. 

…Omar Alderete: Omar ist ein ballsicherer Spieler, er hat eine gute Schusstechnik. Ab und an muss er bei seinen Pässen zu den Mitspielern etwas cleverer sein. Er ist kopfballstark und trotz seiner 24 Jahre hat er schon ein genug Erfahrungen gesammelt. Ich kann ihn jederzeit guten Gewissens aufstellen. Aber danach wird es schon eng. In Márton Dárdai haben wir sonst nur noch einen weiteren Innenverteidiger aktuell zur Verfügung. Da müssen wir aufpassen und hoffen, dass Dedryck Boyata und Jordan schnell wieder fit werden.

Ascacibar im Zweikampf gegen Sane
Als Balleroberer gegen die Bayern: Santiago Ascacíbar (re.) gegen Leroy Sané.

…Einsatzzeiten von Sami Khedira: Der erste Plan war, dass wir Sami Khedira für eine Halbzeit reinschmeißen. Aber das Zusammenspiel zwischen Lucas und Santi hat bereits in Frankfurt gut geklappt. Dann haben wir entschieden, dass die beiden auch gegen Bayern beginnen werden. Das haben wir Sami mitgeteilt und gesagt, dass wir in der zweiten Halbzeit schauen werden, wann wir ihn einwechseln. Eigentlich hat auf dem Platz im Mittelfeld aber alles gestimmt, dennoch haben wir Sami gebracht – um ihm Spielpraxis zu ermöglichen. Das hat er gut gemacht. Er hat uns mit seinen Pässen direkt Ruhe und Ausstrahlung im Zentrum verliehen. Wenn er Glück hat, macht er mit seiner Kopfballstärke nach einem Standard noch das Tor. Aber erstmal war es so geplant, dass er je nach Spielstand eine Halbzeit oder in der Schlussphase zum Einsatz kommt. Allgemein ist mein Eindruck von ihm von den bisherigen Trainingseinheiten sehr positiv. Er hat sich jeden Tag gesteigert. Auch für die Kabine ist er sehr wichtig. Niklas Stark hat beispielsweise zu ihm gesagt, wenn er von außen etwas sieht, soll er es direkt reinschreien. Sowas willst du als Trainer natürlich hören. 

…die Rolle von Santiago Ascacíbar: Santi ist ein laufstarker und disziplinierter Spieler. So wie wir aktuell auftreten, brauchen wir Balleroberer im Mittelfeld. Sami Khedira, Lucas Tousart und Santi können diese Rolle gut ausfüllen. Sami und Lucas haben vielleicht ein saubereres Passspiel, aber Santi arbeitet dafür einen Tick mehr – ein bisschen wie Per Skjelbred. Santi ist ein jüngerer Skjelbred. Er ist ein guter Junge und das wichtigste für ihn ist, dass er gesund ist. Aber allgemein gibt es bei uns keine Stammplatzgarantie. Das haben wir auch gegen Bayern gesehen, da haben wir Vladimír Darida als zusätzlichen Balleroberer für Mattéo Guendouzi gebracht. Aber Mattéo hat das nach seiner Einwechslung gut gemacht. 

…die Entwicklung von Lucas Tousart: Ich habe extra französisch gelernt und perfekten Smalltalk mit ihm gefühlt (lacht). Spaß bei Seite: Ich weiß, was die Spieler brauchen. Ich habe selbst gespielt, das darf man nicht vergessen. Vertrauen ist das A und O, Fehler darf jeder machen. Lucas ist ein disziplinierter Junge. Er kann arbeiten ohne Ende, er erobert die Bälle und bringt sie anschließend sauber zum Mitspieler. Dafür hat er Hertha BSC ihn auch verpflichtet. Wir müssen ihm nicht sagen, was er nicht kann. Das was er kann, muss er zeigen – und das macht er hervorragend: Laufpensum, Zweikampfführung, Stabilität und Disziplin. Lucas ist ein intelligenter Sechser und er soll seine Stärken zeigen. 

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Wir haben einen Plan B in der Tasche, damit es am Samstag kein Alibi gibt und es heißt, dass wir nicht gut trainieren konnten.
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-Pál Dárdai

…die inhaltlichen Schwerpunkte vor dem Stuttgart-Spiel: Wir haben die Entscheidung getroffen, am Montag nicht nach draußen in den Schnee zu gehen, sondern mit einer Indoor-Einheit zum Wochenstart den Körper in den Schwung zu bringen. Jeder Spieler individuell nach seinen Bedürfnissen und mit Stabi-Übungen. In den kommenden Tagen werden wir dann auf dem Platz Schnelligkeit und Sprints mit einbauen, anschließend am Mittelfeldpressing, Anlauf- und Offensivverhalten arbeiten. Ich stehe viel mit unseren Athletiktrainern im Austausch, um das richtige Pensum zu finden. Wir müssen richtig dosieren. Denn wir haben andere Trainingsmethoden reingebracht, da müssen wir aufpassen, dass wir kein Eigentor schießen und unsere Jungs Muskelfaserrisse bekommen. 

…den Einfluss des Wetters auf die Trainingsarbeit: Wir stehen mit der Stadionverwaltung und den Greenkeepern im Austausch. Wir sind auf das Wetter vorbereitet, wir haben eine lange Woche vor uns. Wir haben einen Plan B in der Tasche, damit es am Samstag kein Alibi gibt und es heißt, dass wir nicht gut trainieren konnten. Am Montag haben wir uns für eine andere Art und Weise entschieden und haben drinnen trainiert. Aber wir schauen, in welcher Verfassung die Trainingsplätze sind und machen sonst am Dienstag eine Einheit im Schnee, das schadet nicht. Ab Mittwoch sind die Plätze dann hoffentlich wieder top und vom Schnee befreit.

von Simon Jötten