Cunha beim Abschluss gegen Wolfsburg
Profis | 28. Februar 2021, 11:38 Uhr

Beharrlichkeit statt Hadern

Manchmal genügen zwei Szenen, um die 90 Minuten eines Fußballspiels exemplarisch zusammenzufassen. Matheus Cunha ging im Duell unserer Spreeathener mit dem VfL Wolfsburg am Samstagnachmittag (27.02.21) nach 34 Minuten energisch über links in den Wolfsburger Strafraum. VfL-Verteidiger Maxence Lacroix brachte unsere Nummer 10 ins Straucheln. Cunha wollte aber nicht fallen, sondern die Führung für sein Team erzwingen – die folgende Eingabe des durch den Kontakt abgedrängten Brasilianers spitzelte die grün-weiße Defensive in höchster Not gerade noch zur Ecke am eigenen Kasten vorbei. Keine drei Minuten später war Lukas Klünter bei einer Wolfsburger Flanke vor dem lauernden Wout Weghorst zur Stelle – der Klärungsversuch unserer Nummer 13 landete aber nicht im Toraus, sondern rutschte dem Verteidiger über den Spann und flog unhaltbar für Rune Jarstein ins Berliner Netz. "Es sind Kleinigkeiten, die aktuell gegen uns entscheiden. Wir müssen gemeinsam weiterarbeiten, um das zu ändern", brachte der Norweger das Dilemma unserer Jungs in dieser Begegnung auf den Punkt.

Der Matchplan greift - kein Vorwurf an Klünter

An der Bereitschaft, gemeinsam auf dem Feld zu arbeiten, nichts unversucht zu lassen und immer wieder nachzusetzen, mangelte es der Elf von Pál Dárdai auch in dieser Partie nicht. Unser Coach hatte seinen Jungs erneut einen klaren Plan an die Hand gegeben, der in Durchgang eins insbesondere defensiv griff. Die sich auf UEFA Champions League-Kurs befindenden Gastgeber kamen zu keinem eigenen Abschluss, durch die eingangs beschriebene Szene aber eben doch zur Führung. Den Eigentorschützen Klünter nahm Dárdai ausdrücklich in Schutz. "'Klünti' hat wie in der vergangenen Woche auch wieder ein gutes Spiel gemacht. Solche Szenen gehören zum Fußball dazu. Ich brauche ihn, die Mannschaft braucht ihn – wir bauen ihn wieder auf." Viel zu monieren hatte der Fußballlehrer ohnehin nicht. "Wir hatten in der ersten Hälfte defensiv alles unter Kontrolle und auch eigene Möglichkeiten, das Eigentor war einfach unglücklich", ordnete der Ungar die ersten 45 Minuten ein. Die formstarken Niedersachsen fanden gegen die Berliner Defensive kaum Lösungen, während unsere Herthaner gleichzeitig einige offensive Nadelstiche setzen konnten.

Gute Möglichkeiten in Durchgang zwei bleiben ungenutzt

Zu Beginn des zweiten Durchganges brachte unser Coach mit Krzysztof Piątek und Comebacker Jhon Córdoba frische Offensivkräfte, nachdem Matheus Cunha und Nemanja Radonjić mit muskulären Problemen nicht weitermachen konnten. Kurz nach Wiederanpfiff konnte auch Sami Khedira verletzungsbedingt nicht weiterspielen, Mattéo Guendouzi kam für den Weltmeister von 2014. Unsere Mannschaft ließ nicht locker und kam durch Deyovaisio Zeefuik nach einer guten Stunde zur ersten großen Ausgleichschance – Wolfsburgs Keeper Koen Casteels wahrte mit einer starken Parade gegen unseren Niederländer jedoch die 'Weiße Weste'. "Wir sind sehr enttäuscht, da wir ein gutes Spiel gemacht haben und insbesondere im zweiten Durchgang genug Chancen hatten, um ein Tor zu erzielen. In vielen Situationen waren wir dicht dran", untermauerte Schlussmann Jarstein. Denn in der Schlussphase erhöhte unsere 'Alte Dame' den Druck weiter. Einen Foulelfmeter am durchgebrochenen Jhon Córdoba kassierte der VAR in der 79. Minute wieder ein. "Wir müssen dem Videobeweis Glauben schenken. Außerdem hatten wir zuvor und auch danach Möglichkeiten, das Tor selbst zu machen", betonte Trainer Dárdai. Die nächste große Chance dazu ergab sich fünf Zeigerumdrehungen später, diesmal stand der Pfosten einer Erlösung unserer Jungs durch Piątek im Weg.

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Wir machen systematisch und ruhig weiter. Im Fußball kommt immer der Augenblick, in dem es wieder klappt – wenn man dafür arbeitet!
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-Pál Dárdai

Stattdessen legten die 'Wölfe' kurz vor Schluss den entscheidenden zweiten Treffer durch Lacroix nach, sodass ein couragierter gemeinsamer Auftritt ohne Lohn in Form von Punkten blieb. "Wir haben beim Tabellendritten keine schlechte Partie absolviert, waren auch spielerisch da – da ist es bitter, mit null Punkten nach Hause zu fahren", machte Niklas Stark die Enttäuschung darüber deutlich. Für den Vizekapitän war der für unsere Jungs so unglückliche Spielverlauf "auch ein bisschen Kopfsache. Uns haben die Tore gefehlt, wenn der erste Treffer, der Befreiungsschlag kommt oder wir ein bisschen Spielglück haben, ist die Situation ein andere." Punkte gab es für die engagierte Vorstellung in der Autostadt nicht, der Glaube an die eigenen Möglichkeiten und die Trendwende sind aber da.

Mit Fleiß und Ruhe die Wende erzwingen

So gab Pál Dárdai nach dem Spiel eine klare Marschroute aus. "Wir machen systematisch und ruhig weiter, müssen die Köpfe oben behalten und auf den Moment warten, an dem wir selber das Tor machen. Fußball ist ein Sport, in dem irgendwann immer der Augenblick kommt, in dem es wieder klappt – wenn man dafür arbeitet!" Unser Trainer möchte nicht hadern, sondern mit Beharrlichkeit das Quäntchen Glück wieder auf unsere Seite bringen. "Solche Spielverläufe sind in unserer aktuellen Situation auch ein wenig Schicksal. Das müssen wir gemeinsam drehen, irgendwann muss es wieder klingeln!" Die nächste Möglichkeit dazu bietet sich unserer Elf am Samstag (06.03.21, 15:30 Uhr) gegen den FC Augsburg. "Die Partie gegen den FCA ist für uns ein ganz wichtiges Spiel", weiß Niklas Stark. "Wir müssen dranbleiben und das Spielglück in den entscheidenden Situationen für uns erzwingen – dann werden wir dafür auch belohnt!" Fleißig, engagiert, systematisch und ruhig werden unsere Blau-Weißen auf die Partie im Olympiastadion hinarbeiten. Mit einem weiteren beherzten Auftritt sollen dann das Spielglück und der daraus resultierende erlösende 'Dreier' forciert werden! 

von Konstantin Keller