
"Unser Verein steht geschlossen zusammen!"
Berlin – Mit seinen 24 Jahren hat Lukas Klünter in seiner Karriere schon so manches erlebt. Der gebürtige Euskirchener kennt die Tücken des Abstiegskampfes ebenso wie den Genuss des internationalen Geschäfts – Europameistertitel mit der U21 inklusive. Seit 2018 schnürt der Rechtsfuß, der vom 1. FC Köln an die Spree gewechselt ist, seine Fußballschuhe für unseren Hauptstadtclub. In seinen bald drei Jahren in unseren Vereinsfarben hat 'Klünti' nicht immer nur die Sonnenseiten des Geschäfts kennengelernt. Auch in dieser Saison musste er sich lange gedulden, bis er unserem Team helfen konnte. Unter Pál Dárdai bestritt der flinke Außenbahnspieler 360 von 540 möglichen Minuten. "Es gibt immer schöne und weniger schöne Phasen. Wichtig ist, nie den Kopf hängen zu lassen, wenn es schlecht läuft. Nur mit einer positiven Einstellung und ehrlicher Arbeit kann man sich immer wieder befreien", schildert unser Herthaner seine Sichtweise. Im Interview mit herthabsc.de spricht unsere Nummer 13 über Emotionen, den Zusammenhalt im Verein, die Herausforderung Borussia Dortmund (13.03.21, 18:30 Uhr) und seine kreative Ader.
herthabsc.de: Klünti, glaubst du an so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit im Fußball?
Klünter: Ich glaube, ich weiß worauf ihr anspielt… (schmunzelt)
herthabsc.de: Das vermuten wir auch. In Wolfsburg hat sich der Fußball – inklusive Eigentor – von seiner bittersüßen Seite gezeigt. Gegen Augsburg hast du mit einem öffnenden Pass das 1:1 – und damit die Wende – eingeleitet.
Klünter: Ein Eigentor zu schießen, ist natürlich keine tolle Erfahrung, das ist ganz klar. Deshalb bin ich umso glücklicher, dass ich meinen Teil zum Sieg gegen Augsburg beitragen konnte. Die drei Punkte waren extrem wichtig. Ob ich insgesamt von ausgleichender Gerechtigkeit sprechen würde, weiß ich nicht. Es gibt immer schöne und weniger schöne Phasen. Wichtig ist, nie den Kopf hängen zu lassen, wenn es schlecht läuft. Nur mit einer positiven Einstellung und ehrlicher Arbeit kann man sich immer wieder befreien.
herthabsc.de: Nimm uns einmal mit in die Kabine: Wie war die Stimmung nach unserem Heimsieg gegen den FCA? Welche Gefühle mischten sich zur Erleichterung?
Klünter: Ich hatte es schon direkt nach Abpfiff im Interview gesagt: Dieser Erfolg war nicht nur wahnsinnig wichtig, sondern auch sehr emotional. Die Erleichterung war groß. Nach den guten Spielen der vergangenen Wochen, aus denen wir aber nur einen Punkt geholt hatten, haben wir uns dieses Mal für unsere Leistung belohnt. Wir haben auch noch länger in der Kabine gesessen. Mit Blick auf die Tabelle wissen wir aber alle, dass sich die Lage nicht großartig verändert hat. Es war ein guter erster Schritt, mehr erst einmal nicht. Nun wollen wir das gute Gefühl mitnehmen, noch stärker an uns glauben und die nötigen Zähler sammeln.
[>]Nicht nur der Teamgeist, auch die Unterstützung der Fans spielt eine große Rolle, um diese Herausforderung zu meistern[<]
herthabsc.de: Gegen Augsburg habt ihr während der Partie das System von Dreier- bzw. Fünferabwehrreihe auf Viererkette umgestellt. Beschreibe einmal, welchen Einfluss die unterschiedlichen Formationen auf unser Spiel haben.
Klünter: Das System mit Fünferkette hat in den vergangenen Wochen gut geklappt. Unser Kader mit verschiedenen Spielertypen ermöglicht uns diese Flexibilität - und die hilft uns: Wir können immer umstellen, um frische Leute zu bringen, die neue Impulse setzen sollen. Oder reagieren, wenn unser Plan nicht wie gewünscht aufgeht. Gegen Augsburg kam Dodi Lukébakio ins Spiel, ich habe die Rolle als Rechtsverteidiger übernommen, er war auf der Seite der offensive Part. Dass er am Ende das Siegtor geschossen hat, bestärkt uns in dieser Herangehensweise. Beide Systeme funktionieren. Es ist ein gutes Gefühl, dass wir immer die Chance haben, taktisch und personell zu handeln.
herthabsc.de: Pál Dárdai hat in den vergangenen Tagen und Wochen immer die Bedeutung unseres Teamgeistes hervorgehoben. Hast du gemerkt, dass alle im Verein näher zusammengerückt sind, um den Klassenerhalt zu schaffen?
Klünter: Der Teamgeist ist in unserer Situation noch bedeutender. Nur als Kollektiv kommen wir aus dieser Situation heraus. Wir haben hervorragende Einzelspieler, aber niemand würde ohne Unterstützung der Kollegen etwas gewinnen. Wir müssen und werden weiter zusammenhalten, auch wenn es wieder Rückschläge geben sollte. Wie der Trainer es gesagt hat: Wir leben diese Gemeinschaft immer besser und wachsen immer näher zusammen! Der Verein steht insgesamt geschlossen zusammen – Mannschaft, Staff, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und natürlich die Fans.
herthabsc.de: Du sprichst es an. Wie ermutigend ist die Rückendeckung unserer Anhängerinnen und Anhänger, die unserem Club in dieser Phase ihre Unterstützung eindrucksvoll zeigen?
Klünter: Nicht nur der Teamgeist, auch die Unterstützung der Fans spielt eine große Rolle, um diese Herausforderung zu meistern. Das Banner und das Spalierstehen am Stadion haben uns extrem gepusht. Besonders in den aktuellen Zeiten, wenn der Support im Stadion fehlt, sind das die Dinge, die uns catchen und den Unterschied ausmachen können! Wir können uns nur bei den Fans bedanken. Gemeinsam erreichen wir unser Ziel!
herthabsc.de: Am Samstag (13.03.21, 18:30 Uhr) gastiert ihr bei der Borussia aus Dortmund – stets ein schwieriger Gegner, der aktuell um die Qualifikation für die UEFA Champions League kämpft. Welche Gründe stimmen dich optimistisch, den BVB ärgern zu können?
Klünter: Ich habe richtig Bock auf das Spiel! Die Dortmunder sind immer eine Herausforderung, aber gerade da liegt der Reiz. Außerdem haben wir in den vergangenen Wochen in den Duellen mit den Topteams gezeigt, dass wir gut mithalten können. Jetzt ist es mal an der Zeit, etwas mitzunehmen und für eine Überraschung zu sorgen. Mit dieser Überzeugung müssen wir in die Partie gehen. Wir haben Selbstvertrauen getankt und müssen die Chancen, die wir bekommen, nutzen. Ich habe ein positives Gefühl, dass wir die Dortmunder ärgern können.
herthabsc.de: Gestatte uns zum Abschluss eine Frage abseits des Fußballs. Während der Lockdown-Phasen hast du dich als Pianist versucht und dir Klavierspielen beigebracht. Schon davor hast du Bilder gemalt. Wie steht es um diese Talente?
Klünter: Ich habe schon vorher mit Freunden gemalt. Es ist ein Hobby, aber die eine oder andere Auftragsanfrage hat mich tatsächlich schon erreicht (grinst). Zum Thema Klavier: Wie viele andere hatte ich durch Corona mehr Zeit, nach den Trainingseinheiten war ich viel zu Hause. Ich habe mich gefragt, wie ich diese Phase sinnvoll nutzen kann. Es ist kein ganz einfaches Hobby, aber ein paar Stücke kann ich schon. Ich bin ehrgeizig und möchte mich verbessern. Aber es macht mir einfach auch Spaß und fordert den Kopf ein wenig.