
Hartnäckigkeit, Zusammenhalt, Willen!
Dodi Lukébakio blickte ruhig und konzentriert zu Schiedsrichter Florian Badstübner, der den Ball freigab. Einigen kurzen Trippelschritten ließ unsere Nummer 11 einen kurzen, explosiven Anlauf folgen, ehe der Belgier das Spielgerät mit maximaler Überzeugung und Vehemenz in die Maschen drosch und mit seinen Teamkollegen jubelnd in Richtung Eckfahne abdrehte. "Ich habe Dodi gefragt, ob er sich zu einhundert Prozent sicher ist, dass er trifft. Er sagte direkt Ja, und ich habe ihm sofort geglaubt. Ich freue mich sehr für ihn", sagte Krzysztof Piątek. "Dodi hat als Typ die nötige Lockerheit für so einen Moment, er verkrampft nicht. Ich war mir daher sicher, dass er trifft", verriet Pál Dárdai bei der Nachbesprechung unseres samstäglichen Heimspiels (06.03.21) gegen den FC Augsburg.
Der verwandelte Elfmeter zum 2:1 eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit war nicht nur der Schlusspunkt des erlösenden Heimerfolges unserer Herthaner, sondern auch sinnbildlich für die Hartnäckigkeit und Leidensfähigkeit unserer Elf, die sich selbst und alle Blau-Weißen nach 63 Tagen endlich wieder mit einem Bundesliga-Sieg belohnte. "Wir mussten unbedingt gewinnen, der Sieg fühlt sich deshalb einfach großartig an", freute sich Lukébakio. Der Belgier hatte nach seiner Einwechslung zusätzlichen Schwung in unsere beherzt kämpfende Mannschaft gebracht und bereits sechs Zeigerumdrehungen zuvor am Siegtreffer geschnuppert, als er eine Flanke von Lukas Klünter nur knapp neben den Augsburger Kasten setzte. An diesem Nachmittag wurde das Nachsetzen unserer Jungs endlich belohnt. "Der Trainer wollte mit meiner Einwechslung unserem Spiel nochmal einen Impuls geben und dafür habe ich alles gegeben. Beim Elfmeter war ich total fokussiert, ich wusste genau, was ich zu tun hatte und wollte den Ball unbedingt reinmachen", berichtete der Offensivspieler nach dem so wichtigen Heimsieg lächelnd.

Nach schwerer erster Hälfte fruchten offensive Wechsel und Umstellungen
Der Weg zu diesem Erfolg war steinig. Bereits nach zwei Minuten zappelte der Ball im Netz – aus Sicht unserer Elf leider aber im falschen. László Bénes brachte die Gäste mit seinem zweiten Bundesligator früh in Führung, auch sein erstes erzielte der Slowaken 1.431 Tage zuvor gegen unsere 'Alte Dame'. Reaktion und Körpersprache unserer Mannschaft stimmten, doch die vergangenen Wochen hatten bei unseren Jungs natürlich Spuren hinterlassen. "Wir hatten zwar einen ordentlichen Ballbesitz, aber nicht viel Zug nach vorne, kein richtiges Gegenpressing und waren insgesamt nicht aggressiv genug", analysierte Dárdai. Der Coach sah einige Abschlüsse, aber keinen Treffer seiner Mannschaft und pustete wie alle Herthanerinnen und Herthaner durch, als die Fuggerstädter durch Niederlechner kurz vor dem Pausenpfiff quasi aus dem Nichts den Pfosten trafen. "Wir haben in der Halbzeit wieder Ordnung geschaffen. Nicht mit Lautstärke, sondern mit klaren, fachlichen Inhalten und einer kurzen, klaren Ansprache. Ich habe eine kurze Rede gehalten und zu mehr Mut, mehr Risiko ermutigt", verriet unser Urgestein.
Dárdai und sein Trainerteam trafen in der Kabine offensichtlich die richtigen Töne. Unsere Spreeathener starteten schwungvoll und drückten auf den Ausgleich. Mit Luca Netz, Mattéo Guendouzi und Lukébakio brachte unser Coach immer mehr Offensivpower aufs Feld. "Wir sind gut rausgekommen und haben nur offensiv gewechselt, um den Jungs zu zeigen, dass wir mutig sein müssen, wenn wir gewinnen wollen", erklärte der Ungar. Nach mehreren guten Möglichkeiten brachte ein feiner Angriff über Klünter, Vladimír Darida und den vollstreckenden Piątek nach einer guten Stunde das verdiente 1:1. "Wir haben kleine, aber wichtige Umstellungen in der Pause vorgenommen und anschließend intensiveren, besseren Fußball gespielt", analysierte der Torschütze, der einen Hinweis seines Trainers bestens umgesetzt hatte. "Wir haben Piątek und Córdoba gesagt, dass sie ruhig im Strafraum bleiben sollen, da wir sie dann früher oder später von außen einsetzen können. Und so kam es ja auch…", schmunzelte Dárdai.
Ein Sieg für die blau-weiße Seele
In der Folge wagten auch die Augsburger wieder mehr Offensive. Statistisch lagen unsere Berliner jedoch in Sachen Ballbesitz, Abschlüssen und gewonnen Zweikämpfen weiterhin vorne und erzwangen kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit den eingangs beschriebenen Matchball vom Elfmeterpunkt. Wie wichtig es für die Seele unserer Jungs war, dass dieser genutzt wurde, war für alle Zuhörerinnen und Zuhörer aus den Statements von Niklas Stark und 'Klünti' herauszuhören. "Das war ein brutal wichtiger Sieg, der sich brutal erleichternd anfühlt", sagte Stark. "Nach dem Schlusspfiff ist uns allen ein unfassbar großer Stein vom Herzen gefallen. Wir haben vor Glück fast geweint! Die vergangenen Wochen waren schlimm für uns, wir haben nicht schlecht gespielt, standen aber immer mit leeren Händen da. Umso schöner war es, dass wir endlich diesen 'Dreier' eingefahren haben. Wir haben Wille gezeigt, sind als Team aufgetreten und haben uns belohnt", unterstrich Klünter.
[>]Der Sieg ist ein gutes, wichtiges Zeichen für uns alle: Wenn wir arbeiten, können wir das Spielglück drehen und Partien gewinnen![<]
Am Ball und fleißig bleiben
Diese Belohnung sah der Coach als "ein gutes, wichtiges Zeichen für uns alle: Wenn wir arbeiten, können wir das Spielglück drehen und Spiele gewinnen! Man spürt, dass sich hier etwas entwickelt. Die zweite Halbzeit ist ein Zeugnis davon. Am Ende war es ein verdienter Sieg, da unsere Jungs in den richtigen Momenten die richtigen Dinge getan haben. Jetzt müssen wir fleißig bleiben", betonte Dárdai, der den Blick wie gewohnt sofort nach vorne richtete. "Das war kein Endspiel, sondern ein Spiel. Wir müssen weiter punkten und uns befreien. Das wird noch dauern, aber es sind auch noch genug Punkte zu vergeben." Die nächste Gelegenheit auf Zählbares ergibt sich für unsere Hauptstädter am kommenden Samstag in Dortmund (13.03.21, 18:30 Uhr). "Bis jetzt hat jede Mannschaft gegen uns geschwitzt, wir hatten nur oftmals nicht das nötige Spielglück. Warum sollen wir nicht organisiert auftreten, das Glück auf unsere Seite zwingen und einen Punkt mitnehmen", fragte Dárdai rhetorisch. "Wir haben eine lange Woche und werden uns gut vorbereiten – es warten schwierige Spiele, aber wir wollen punkten!" Zuversicht, Hartnäckigkeit, Zusammenhalt und Willen sind zentrale Eigenschaften, um sich als Team aus einer schwierigen sportlichen Situation befreien zu können. Unsere Blau-Weißen werden am Ball bleiben, um mit diesen wichtigen Tugenden möglichst schnell weitere Punkte für unseren Klassenerhalt zu holen!