Keefe Feisst im Olympiastadion.
Fans | 25. April 2021, 13:00 Uhr

Wie der Vater, so der Sohn - außer es geht um Hertha BSC!

Die Corona-Pandemie verändert seit über einem Jahr unser aller Leben und macht auch vor dem Fußball keinen Halt. Leere Ränge prägen das Bild in den Stadien, auch Trainingseinheiten finden ohne Fans statt. Mitfiebern kann die Anhängerschaft derzeit nur noch vor dem Fernseher, was zum Glück von überall auf der Welt möglich ist. Unser Exil-Herthaner Keefe Feisst aus Basel reist normalerweise oft nach Deutschland, um Partien aus den beiden höchsten Spielklassen zu beobachten. Doch seit dem Ausbruch der Pandemie bleibt dem leidenschaftlichen Hobby-Statistiker, wie allen anderen Fans, nur die Möglichkeit, die Duelle vor dem Bildschirm zu verfolgen.

Durch die Nähe der Rheinstadt zur deutschen Grenze, ist es für den Schweizer völlig normal in der Bundesrepublik zu sein. Bereits als Kind verbrachte der Sportliebhaber dort viel Zeit bei Urlauben mit seinem Vater, wobei auch das ein oder andere Kräftemessen immer fest eingeplant war. So auch am 4. April 1999, als Feissts Vater, langjähriger Gladbach-Fan, seinen damals 7-jährigen Sohn mit zu einer Begegnung seiner 'Fohlen' nahm. Der Senior schenkte seinem Spross sogar einen schwarz-weißen Schal und prophezeite ihm, er würde mit der 'Elf vom Niederrhein' eine gute Mannschaft zu sehen bekommen. Doch nicht die Borussia, sondern Hertha BSC wusste zu überzeugen und gewann mit 4:2, sodass der Junior nach dem Aufeinandertreffen entschied, es auf Dauer lieber mit den Berlinern zu halten. „Mein Vater sagte zu mir, das sei schon in Ordnung, solange ich kein Köln-Fan werde“, erzählt der gelernte Logistiker schmunzelnd und ergänzt: „Den Gladbach-Schal habe ich aber heute noch, er ist für mich eine schöne Erinnerung.“ Dieser Tag war der Beginn einer blau-weißen Liebe.

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Freiburg, Mainz oder auch Frankfurt fühlen sich für mich schon wie Heimspiele an.
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-Keefe Feisst

Gemeinsam mit seinem Vater besichtigte der Basler anschließend auch zum ersten Mal das Olympiastadion. Da sich die Bundesliga gerade in der Sommerpause befand, nahm das Duo an einer Führung teil. „Es war sehr interessant, vor allem, dass sich eine Kapelle im Stadion befindet“, erinnert sich der mittlerweile 29-Jährige, der sich auf Anhieb in unserer Spielstätte wohlfühlte. Ein Jahr später folgte dann der besondere Moment, mit dem ersten Live-Erlebnis in der Arena in Westend. Seitdem versucht der Postbote, wann immer Zeit ist, in der Ostkurve zu stehen. Bis zu sechs Mal im Jahr bereist der nebenberufliche Radiomoderator die deutsche Hauptstadt, an der ihn besonders die Geschichte und vor allem die Berliner Mauer faszinieren. Doch nicht nur unser Club und die Historie der Stadt sind die Gründe, um an die Spree zu fahren, sondern auch zahlreiche gute Bekanntschaften. „Meine Freunde freuen sich immer riesig, wenn ich aus der Schweiz zu Besuch komme. Ich habe viele Kumpels in Deutschland, besonders in Berlin, Karlsruhe und Freiburg“, berichtet der Anhänger unserer 'Alten Dame', der jedoch bedingt durch seinen Wohnort Einsätze unserer Elf häufiger in der Ferne anschaut. „Freiburg, Mainz oder auch Frankfurt fühlen sich für mich schon wie Heimspiele an. Ich fahre sehr gerne zu den Duellen“, erklärt Feisst.

Exil-Herthaner Keefe Feisst im Olympiastadion.
Exil-Herthaner Keefe Feisst im Olympiastadion.

Kaum verwunderlich also, dass es zwei Auswärtsfahrten gab, die überaus gut im Gedächtnis geblieben sind: „Besonders schön war der Aufstieg 2011 nach einem 1:0-Sieg in Duisburg“, erinnert sich der Exil-Herthaner und fügt hinzu: „Positiv war auch der Erfolg in Leverkusen in der vergangenen Saison. Es war bis heute mein letztes Mal im Stadion.“ Bei Partien unserer Hauptstädter schaut der Briefträger besonders gern seinem Lieblingsspieler Matheus Cunha zu, der ihn mit seiner Spielweise und Art überzeugt. Die Freude ist aber auch groß, wenn es einen Akteur aus Basel an die Spree zieht, wie zuletzt Omar Alderete. „Wenn ein Profi vom FCB nach Berlin wechselt, freut mich das natürlich sehr. Ich habe viele Freunde, die Fans von Rotblau sind, die ich dann ein wenig ärgern kann“, verrät der Eidgenosse, der auch den Verein aus seiner Heimatstadt verfolgt, lachend und ergänzt: „Neben den Spielen von Hertha schaue ich auch vielen andere Mannschaften zu oder reise zum Eishockey innerhalb der Schweiz oder nach Deutschland. Da ich auch Radiomoderator und Statistiker bin gilt für mich: Hauptsache Sport!“

Mit anderen Teams oder Sportarten muss sich Feisst nun auch die Zeit vertreiben, während sich unsere Dárdai-Schützlinge aufgrund mehrerer positiver Coronatests in häuslicher Quarantäne befinden. Für den Saison-Endspurt gilt dann aber erst recht: Viel Bundesliga schauen – bei sechs Begegnungen in drei Wochen unserer Blau-Weißen gibt es dafür in jedem Fall zahlreiche Möglichkeiten.

von Fiona John