Unsere Mannschaft versammelte sich nach Abpfiff geschlossen im Kreis.
Profis | 4. Mai 2021, 11:17 Uhr

Geschlossener Kreis

Pál Dárdai, 'Zecke' Neuendorf und Arne Friedrich waren noch auf Betriebstemperatur: Unmittelbar nach dem Schlusspfiff beorderten unsere Verantwortlichen am Seitenrand ihre Schützlinge samt Staff mit klaren Gesten zur Spielfeldmitte. Nach dem obligatorischen Abklatschen mit dem Gegner und Schiedsrichtergespann bildeten unsere Herthaner einen geschlossenen Mannschaftskreis – zum ersten Mal in dieser Saison überhaupt. Auf dem Mainzer Rasen richteten unser Coach und Sportdirektor das Wort an die Gruppe, die gebannt zuhörte und sich anschließend unter Applaus und energiegeladenem Geschrei aus der Umarmung löste. Es war ein Bild mit Symbolcharakter für den ersten Auftritt nach abgelaufener Quarantäne: Gemeinsam haben sich unsere Blau-Weißen reingekämpft, gemeinsam verteidigt und angegriffen - und anschließend gemeinsam einen kurzen Moment den Punktgewinn genossen. „Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Deswegen habe ich sie auch ausnahmsweise nochmal auf dem Platz zusammengeholt und gelobt. Wir sind sehr zufrieden mit dem Punkt“, ordnete Dárdai die vierte ungeschlagene Partie in Serie ein.

Zweikampfstark und konditionell von Beginn an auf der Höhe

Der gewonnene Zähler beim fünftbesten Team der Rückrunde war der verdiente Lohn für einen couragierten Vortrag unserer Spreeathener. Zu Beginn forderten die Hausherren unsere 'Alte Dame' in der Defensive, doch Niklas Stark & Co. hielten dagegen. „In der Anfangsphase war Mainz klar besser, aber das haben wir überlebt“, bilanzierte unser Übungsleiter. Einen großen Anteil daran hatte Alexander Schwolow, der mehrfach hervorragend reagierte – so auch bei einem Heber gegen Ádám Szalai (20). "Ich freue mich sehr, dass ich in der Situation direkt da sein konnte – dafür bin ich da: So konnte ich der Mannschaft Unterstützung geben, damit wir uns ins Spiel kämpfen konnten", sagte 'Schwolli'. Nach den vom 28-Jährigen vereitelten Chancen fanden unsere Berliner mit viel Engagement immer besser in die Begegnung. Ein Beleg: Mitte des ersten Durchgangs gewannen unsere Hauptstädter knapp 60 Prozent der Zweikämpfe. Auch läuferisch war unsere Elf 23 Tage nach dem bis dato letzten Duell voll auf der Höhe. „Unser Athletiktrainer Henrik Kuchno hat uns während der Quarantäne durch die Wohnung gescheucht. Ich denke, man hat gesehen, dass wir kein Konditionsproblem haben“, bestätigte unser Torwart die Zahlen auf dem Statistikbogen mit seinem Eindruck vom Grün.

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Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Deswegen habe ich sie auch ausnahmsweise nochmal auf dem Platz zusammengeholt und gelobt. Wir sind sehr zufrieden mit dem Punkt.
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-Pál Dárdai

Da war es auch kein Zufall, dass unsere Mannschaft ausgerechnet in dieser Phase eiskalt zuschlug. Lucas Tousart köpfte mit seinem ersten Bundesliga-Tor eine mit viel Schnitt getretene Standardsituation von Márton Dárdai aus dem Halbfeld ins Netz (36.) - erst der zweite Treffer nach einem Freistoß in 2020/21 und gleichzeitig die erste Torbeteiligung des Innenverteidigers im deutschen Oberhaus. „Ich freue mich einfach, dem Team mit dem 1:0 geholfen zu haben. Alle zusammen für den Club und die Stadt – nur so wird es gehen!“, kommentierte Tousart seinen Premierentreffer. Beinahe wäre sogar der Berliner Doppelschlag gelungen: Unsere Nummer 29 legte mustergültig auf Matheus Cunha ab, der Brasilianer scheiterte freistehend aus bester Position allerdings an FSV-Schlussmann Robin Zentner (39.). Im Gegenzug sorgte Phillipp Mwene mit einem sehenswerten Abschluss in den rechten Winkel postwendend für den Ausgleich (40.). Auch für den Außenverteidiger der Hausherren war es sein erster Treffer.

Piątek hat den Siegtreffer auf dem Fuß – Regeneration vor Freiburg

Mit zunehmender Dauer im zweiten Abschnitt entwickelten die Dárdai-Schützlinge immer mehr Spielfreude und kreierten einige vielversprechende Angriffe. Einer von diesen hätte in der Schlussphase beinahe zum erlösenden Siegtreffer geführt. Die allesamt eingewechselten Vladimír Darida, Nemanja Radonjić und Krzysztof Piątek ließen den Ball ansehnlich laufen, doch unser polnischer Stürmer legte die Kugel aus wenigen Metern links am Mainzer Gehäuse vorbei (82.). „Wichtig ist, dass es kein Zufallsprodukt war, dass Krzysztof dort stand. Das war ein schöner Spielzug. Beim nächsten Mal trifft er“, bewertete der Ungar diese Szene, die unseren Verein beinahe mit dem Maximum für die Vorstellung in Rheinhessen belohnte. „Unsere Leistung hat gezeigt, dass noch nicht alles richtig rund läuft, aber dass wir als Team kämpfen. Denn es geht immer nur, wenn du merkst, dass eine Familie auf dem Platz steht, ein Teamgeist herrscht und jeder für jeden kämpft“, lobte Sami Khedira das Kollektiv. In dieses kehrte auch Kapitän Dedryck Boyata zurück. 135 Tage nach seinem bis dato letzten Einsatz betrat der Belgier in Minute 61 den Rasen.

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Unsere Leistung hat gezeigt, dass noch nicht alles richtig rund läuft, aber dass wir als Team kämpfen. Denn es geht immer nur, wenn du merkst, dass eine Familie auf dem Platz steht, ein Teamgeist herrscht und jeder für jeden kämpft!
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-Sami Khedira

Bereits am Donnerstagabend (06.05.21, 18:30 Uhr) wartet auf den Belgier und seine Kollegen die nächste Aufgabe. Dann gastiert der SC Freiburg zur Nachholpartie des 30. Spieltages im Olympiastadion. Viel Zeit bleibt unseren Herthanern also nicht. „Wir gehen die nächsten Tage regenerativ an. Wir haben taktisch schon viel gearbeitet. Nun müssen wir einschätzen, wer mit wem auf dem Platz funktioniert und entsprechend rotieren wir, dass wir erfolgreich sind“, gab unser Fußballlehrer einen Einblick in seine Gedanken. Die Überlegungen sollen dazu führen, dass unser Coach am Donnerstag wieder einen Grund hat, seine Mannschaft nach Abpfiff auf dem Platz im Kreis für einen guten Auftritt zu loben – dann hoffentlich für drei Punkte.  

von Simon Jötten