Andrej Kramarić und Sebastian Hoeneß besprechen ein Spiel.
Profis | 21. Mai 2021, 12:40 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Hoffenheim

Wenn die beiden momentan am längsten unbesiegten Teams der Bundesliga aufeinandertreffen, erwarten Beobachterinnen und Beobachter auf den ersten Blick ein Spitzenspiel, in dem Drama und sportliche Brisanz vorprogrammiert sind. Am 34. Spieltag wird dieses Kräftemessen jedoch zwischen zwei Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte stattfinden. Am Samstag (22.05.21, 15:30 Uhr) empfängt die TSG Hoffenheim als Elfter unsere Herthaner, die auf Rang 14 liegen. Die Elf von Pál Dárdai hat nach geglücktem Klassenerhalt auch bei diesen Vorzeichen ein klares Ziel und möchte auch im neunten Spiel ungeschlagen bleiben. Sebastian Hoeneß‘ Schützlinge wollen ihre Serie von sechs Partien ohne Niederlage ebenfalls ausbauen. „Gegen Hertha BSC werden wir noch einmal alles raushauen. Beide Teams können befreit aufspielen“, freut sich Alexander Rosen, Direktor Profifußball bei der TSG, auf ein offenes Duell. Vor diesem wirft herthabsc.com einen genaueren Blick auf die Hausherren.

Die sportliche Situation: Vor dem abschließenden Kräftemessen der Saison stehen unsere Gastgeber bei 40 Punkten. Diesen magischen Richtwert erreichte die Hoeneß-Elf am vergangenen Spieltag beim 1:1 bei Arminia Bielefeld. Mit Blick auf die einsatzfähigen Akteure sieht die Lage im Kraichgau nach einem langen Spieljahr allerdings ähnlich angespannt aus wie bei unseren Spreeathenern. „Wir wollen unsere starke Serie der vergangenen Wochen ausbauen und weiter ungeschlagen bleiben. Allerdings haben wir große personelle Herausforderungen zu bewältigen“, betont Rosen. „In Baumann, Hübner, Bičakčić, Nordtveit, Richards, Stafylidis, Akpoguma, Geiger und Baumgartner fehlen wieder zahlreiche Spieler. Aber wir wollen mit einem guten Gefühl in die Sommerpause gehen!“

[>]
Gegen Hertha BSC werden wir noch einmal alles raushauen. Beide Teams können befreit aufspielen, wir wollen mit einem guten Gefühl in die Sommerpause gehen!
[<]

-Alexander Rosen

Die Hoffenheimer im Fokus: Mit guten Gefühlen kennt sich Andrej Kramarić aus. Hoffenheims Nummer 27 erzielte beim Remis in Ostwestfalen seinen 19. Saisontreffer und schrieb damit ebenso Bundesliga- wie TSG-Geschichte. Nie zuvor traf ein kroatischer Profi in einer Spielzeit häufiger, nie zuvor gelangen einem Hoffenheimer Profi in einer Saison mehr Tore. Der Angreifer löste mit seiner neuen Bestmarke Vedad Ibišević als Hoffenheimer Rekordschütze ab. Der ehemalige Herthaner glänzte in der Hinserie 2008/09 mit 18 'Buden', konnte in der Rückrunde verletzungsbedingt aber nicht mehr nachlegen. „Ich freue mich natürlich über meinen Rekord. Das bedeutet mir sehr viel“, sagt Kramarić. Ein kleiner Mutmacher für das kommende Aufeinandertreffen: So gerne der Stürmer in Berlin gegen uns trifft (sieben Tore in fünf Spielen), so schwierig fallen dem Rechtsfuß scheinbar Heimpartien gegen unseren Hauptstadtclub. In vier Anläufen ging Kramarić bisher leer aus – eine Marke, die bestehen bleiben darf! Neben dem kroatischen Knipser muss unsere Defensive auch Ihlas Bebou genau im Blick haben. Der Rechtsaußen verzeichnete bereits 16 direkte Torbeteiligungen (neun Tore, sieben Assists) und ist hinter Topscorer Kramaric (25 Scorerpunkte) effektivster Spieler der Süddeutschen.

Vladimír Darida im Zweikampf mit einem Hoffenheimer.
Vladimír Darida behauptet im Hinspiel den Ball und trifft am Samstag auf einen guten Bekannten.

Die Schnittstellen: Hoffenheims Coach Sebastian Hoeneß spielte zwischen 1999 und 2006 sowie 2007 bis 2010 insgesamt zehn Jahre und in 165 Partien für die zweite Mannschaft unserer 'Alten Dame'. Darüber hinaus kennen sich Pavel Kadeřábek und Vladimír Darida von der tschechischen Nationalmannschaft. „Gegen Hertha können wir ohne Druck befreit aufspielen und an unsere guten Leistungen der vergangenen Wochen anknüpfen. Wir wollen die Spielzeit mit positiven Resultaten beenden“, sagt Hoffenheims Verteidiger vor dem Duell. Einige weitere potenzielle Treffen von alten Bekannten auf dem Platz müssen ausfallen. Oliver Baumann kennt Darida aus gemeinsamen Freiburger Zeiten, der TSG-Keeper trainierte im Breisgau auch mit Alexander Schwolow zusammen. Darüber hinaus sind auch Mathew Leckie und Benjamin Hübner ehemalige Kollegen, gemeinsamen gelang ihnen der Bundesliga-Aufstieg mit dem FC Ingolstadt. 'Lecks' kickte außerdem auch schon mit Harvard Nordtveidt zusammen für Borussia Mönchengladbach. Baumann, Hübner und Nordtveidt verpassen die Begegnung jedoch verletzungsbedingt. Nemanja Radonjić und Mijat Gaćinović wissen ebenfalls voneinander – da Hoffenheims Mittelfeldmann die Partie gelbgesperrt verpasst, findet jedoch auch dieses Wiedersehen zumindest nicht auf dem Rasen statt.

Das Hinrundenduell: Das erste Kräftemessen in dieser Saison lief aus blau-weißer Sicht extrem unglücklich. Nachdem 1899-Keeper Baumann einen Strafstoß von Krzysztof Piątek parierte (11.) und weitere Berliner Torchancen nicht von Erfolg gekrönt waren, schlugen die Gäste durch einen abgefälschten Schuss von Sebastian Rudy aus dem Nichts zu (33.). Nach dem Seitenwechsel mühte unsere Mannschaft sich um eine Antwort, Kramarić zog der Labbadia-Elf jedoch mit seinem 2:0 den Zahn (68.) und machte zwei Minuten vor Schluss mit einem direkt verwandelten Freistoß den Deckel auf die Begegnung (88.). „Wir hatten die Chancen zu treffen - so wie beim Elfmeter - aber so ist Fußball: Wenn du nicht triffst, kannst du nicht gewinnen“, resümierte ein enttäuschter Piątek im Anschluss.

Die Meinung über unsere Elf: Unsere stabilen Leistungen und der geglückte Klassenerhalt nach der Quarantäne nötigen Sebastian Hoeneß Respekt ab. „Man konnte von Herthas Erfolg nach der Quarantäne nicht ausgehen. Es ist ein großer Triumph in einer schwierigen Situation, innerhalb des Teams hat sich etwas entwickelt“, schildert der Übungsleiter seine Beobachtungen. „Pál Dárdai und sein Team haben dort scheinbar gute Arbeit geleistet. Trotz der vielen Ausfälle haben sie noch immer eine sehr gute Mannschaft auf dem Platz“, warnt der 39-Jährige. „Ich freue mich mit meiner Berliner Vergangenheit, dass Hertha BSC weiterhin in der Bundesliga spielen wird!“ Für den Vergleich mit unseren Hauptstädtern hat der Coach allerdings ein klares Ziel. „Wir wollen unser letztes Heimspiel natürlich gewinnen und unsere Serie ausbauen. So erlebe ich die Jungs auch, sie sind heiß und gut drauf“, berichtet Hoeneß.

von Konstantin Keller