Rico Morack wird nach seinem Tor gegen Cottbus von seinen Mitspielern gefeiert.
Akademie | 23. Mai 2021, 17:31 Uhr

"Diese Verbundenheit bleibt für mein Leben!"

Seit 27 Jahren steht Rico Morack auf dem Fußballplatz, 21 davon auf Leistungsebene. Von der Junioren-Bundesliga über die Regionalliga Nordost bis hin zur 2. Bundesliga war alles mit dabei. Doch seit vergangenem Mittwoch (12.05.21) ist für den Routinier Schluss. Der zweifache Familienvater beendete seine professionelle Laufbahn und schlägt neue berufliche Wege ein. Dem Fußball wird er nebenbei in der Verbandsliga treu bleiben. Der Abschied von seinem Heimatverein nach über zwölf Jahren fällt dem sympathischen und bodenständigen Innenverteidiger äußerst schwer. „Hertha BSC wird immer eine große und wichtige Rolle in meinem Leben spielen. Das wird sich in den nächsten Jahren auch definitiv nicht verändern. Diese Verbundenheit bleibt für mein Leben“, betont das Vereinsmitglied sichtlich emotional berührt. herthabsc.com traf sich virtuell mit dem 33-Jährigen zum Gespräch über die Beweggründe seines Abschieds, Pläne für die Zukunft und die Rolle als Ausbildungshelfer.

herthabsc.com: Rico, über 20 Jahre leistungsbezogener Fußball liegen hinter dir. Nun ist auf professioneller Ebene Schluss für dich. Wie kommt es zu dieser Entscheidung?
Morack: Mir war immer wichtig, dass ich den richtigen Zeitpunkt für den Absprung vom professionellen Fußball finde. Es ist relativ schwierig, den vermeintlich besten Moment zu treffen, um anschließend auch im Berufsleben Fuß fassen zu können. Da hat sich ab August eine sehr gute Möglichkeit für mich ergeben, die ich gerne wahrnehmen möchte. Ich bin 33 Jahre alt, von daher ist dieser Schritt für mich die logische Konsequenz. Wenn ich auf dem Niveau noch ein, zwei Jahre weiterspielen würde, wüsste ich nicht, ob die Konstellation aus Fußball und weiterem Beruf einfach zu bewerkstelligen wäre.

herthabsc.com: Bleibt neben deinem neuen Job noch Zeit für den Fußball?
Morack: Ich habe vor, nebenbei zu kicken und bereits zwei, drei Anfragen erhalten, die für mich relativ interessant sind. Ich verspüre die Lust, auf Verbandsliganiveau zu spielen. Ich denke, darauf wird es zur nächsten Saison auch hinauslaufen. Es wird in Zukunft für mich einen neuen Tagesablauf geben. Ob ich das dann mit den Trainingszeiten hinbekommen werde, muss ich erstmal sehen. Meine Frau fängt nach ihrer Elternzeit auch wieder an zu arbeiten, da müssen wir unseren Rhythmus erstmal finden. Aber grundsätzlich habe ich Bock, noch ein, zwei Jahre zu kicken.

Bildergalerie: Vielen Dank, Rico Morack!

herthabsc.com: Du hast deine lange Laufbahn bei unserem Hauptstadtclub schon angesprochen. Wie denkst du über deinen Abschied?
Morack: Natürlich fällt mir der Abschied sehr schwer. Ich war über zwölf Jahre im Verein. Hertha BSC wird immer eine große und wichtige Rolle in meinem Leben spielen. Das wird sich in den nächsten Jahren auch definitiv nicht verändern. Diese Verbundenheit bleibt für mein Leben! Vor allem die Stimmung in der Mannschaft, die Zeit in der Kabine, die Gespräche und das Zusammensein nach dem Training oder den Spielen werde ich schon unfassbar vermissen. Über diesen Punkt denke ich auch seit über einer Woche nach. Aber durch meine Familie und Kinder bekomme ich auch die nötige Ablenkung, das hilft mir. 

herthabsc.com: Als Abschiedsgeschenk gab es von unseren Profis den Klassenerhalt...
Morack: ... das erreichte Ziel ist für den gesamten Verein, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auch für die Fußball-Akademie sehr wichtig. Ich freue mich einfach riesig für den Club, dass der Ligaverbleib feststeht. Hertha BSC gehört in die Bundesliga – darüber müssen wir gar nicht sprechen. Und so habe ich auch die Möglichkeit, in der nächsten Saison – wenn dann hoffentlich wieder Fans in die Arenen dürfen – zusammen mit meiner Familie Bundesliga-Fußball im Olympiastadion zu sehen (grinst). Mit meinen Kindern und meiner Frau war ich bis dato noch nicht einmal gemeinsam bei uns im Stadion, deswegen wird das langsam Zeit (schmunzelt).

herthabsc.com: Du hast für uns in den Junioren-Bundesligen und in der Regionalliga Nordost gespielt. Welche Momente und auch Personen wirst du aus deiner Zeit so schnell nicht vergessen?
Morack: Das ist zuerst und ganz klar mein langjähriger Mitspieler Tony Fuchs, mit dem ich acht Jahre – sechs davon bei Hertha – zusammengespielt habe. Darüber hinaus werde ich meine ehemaligen Trainer auch nicht vergessen. Ob Ante Čović, mit dem ich früher selbst zusammengespielt habe und dem ich es zu verdanken habe, dass ich nochmal bei der U23 zum Einsatz kommen durfte. Oder auch 'Zecke' Neuendorf, mit dem ich ebenfalls Seite an Seite auf dem Rasen stand. Aber auch alle weiteren Personen im Verein – angefangen bei unserer Akademie-Leitung bis zum Team hinter dem Team – sind mir sehr ans Herz gewachsen. Das sind alles Menschen, denen ich ewig dankbar sein werde. Darüber hinaus war es im Juniorenbereich natürlich der Moment der gewonnenen U17-Meisterschaft der mir besonders in Erinnerung geblieben ist. In der U23 ist es schwierig, einen Moment herauszupicken. Die gesamten sechs Jahre waren geprägt von ständigen Highlights. Diese Zeit mit den Jungs und den Trainern hat mir einfach unfassbar viel Spaß gemacht, war unheimlich positiv und hat mich erfüllt.

[>]
Mir ist bewusst, dass dieses Amt nicht für jeden Spieler einfach ist. Denn ich war als älterer Spieler in der Mannschaft dabei und wusste, dass die jungen Akteure immer den Vorzug haben werden. Das war für mich aber nie ein Problem und da habe ich mich zu jeder Zeit hinten angestellt.
[<]

-Rico Morack

herthabsc.com: Neben deinen sportlichen Qualitäten warst du für unsere U23 als Ausbildungshelfer auch in einer Vorbildfunktion abseits des grünen Rasens von hoher Bedeutung. Wie viel Spaß hat es dir gemacht, die jungen, talentierten Jungs zu begleiten?
Morack: Diese Aufgabe bekleiden zu dürfen, hat mir in den vergangenen Jahren große Freude bereitet. Das habe ich Ante zu verdanken und ich war von Beginn an Feuer und Flamme für diese Rolle. Mir ist bewusst, dass dieses Amt nicht für jeden Spieler einfach ist. Denn ich war als älterer Spieler in der Mannschaft dabei und wusste, dass die jungen Akteure immer den Vorzug haben werden. Das war für mich aber nie ein Problem, weil ich immer die jungen Spieler vor mir gesehen habe und gewusst habe, dass sie für ihre Entwicklung Spielzeit benötigen. Da habe ich mich zu jeder Zeit hinten angestellt. Das war immer okay für mich und umso mehr freue ich mich, dass so viele Jungs wie Jordan Torunarigha, Jessic Ngankam, Márton Dárdai oder Luca Netz aus unserer Akademie den Sprung in die Bundesliga geschafft haben.

herthabsc.com: Wir bedanken uns ganz herzlich für deine Leistungen und deine Arbeit in über zwölf Jahren bei Hertha BSC, Rico! Wie es sich zum Abschluss gehört, hast du das letzte Wort.
Morack: Ich kann für diese schöne Zeit einfach nur Danke sagen! Ich kann nicht ein negatives Wort wählen. Egal, ob zu Beginn im Junioren- oder die zurückliegenden sechs Jahre im Männerbereich als Ausbildungshelfer – alles zusammen war einfach nur wunderschön. Ich kann gegenüber dem Verein, den Verantwortlichen und allen Weggefährten ein großes Dankeschön aussprechen. Ich hoffe, ich bleibe dem einen oder anderen Spieler oder Offiziellen in Erinnerung – am besten natürlich in positiver (schmunzelt). Ich komme in Zukunft gerne wieder und schaue mir mit großer Freude die Spiele unserer Mannschaften an. Ha, Ho, He!

von Simon Jötten