Unsere Mannschaft versammelt sich nach Abpfiff zusammen im Kreis.
Profis | 16. Mai 2021, 10:48 Uhr

Ziel erreicht!

Als um 17:23 Uhr der Schlusspfiff von Deniz Aytekin ertönte, war es geschafft: KLASSENERHALT! Ein lauter Jubelschrei schwappte vom grünen Rasen durch das Olympiastadion. Trainer, Spieler und Betreuer fielen sich erleichtert und mit strahlenden Augen in die Arme. Die Last, die seit Wochen auf den Schultern aller Beteiligten lag, war im Moment des Abpfiffs von der einen auf die andere Sekunde gewichen und wandelte sich in pure Glücksgefühle um. Dass unserem Hauptstadtclub diese Mission trotz zweiwöchiger Quarantäne und dem daraus resultierenden straffen Programm im Drei-Tages-Rhythmus bereits am vorletzten Spieltag gelungen ist, liegt vor allem am neu entfachten Teamgeist. Mit einem 'Jetzt erst Recht‘-Gefühl marschierte der gesamte Club gemeinsam durch den Saisonendspurt und belohnte sich am Samstagnachmittag mit dem erreichten Ziel.

Entsprechende Komplimente gab es nach Spielende vom Cheftrainer. „Die Jungs haben genau verstanden, was Teamgeist bedeutet und was es heißt, eine Mannschaft zu sein. Zum Schluss hatten wir ein Team, das wir lieben können“, betonte Pál Dárdai, um anschließend auf die vergangenen Wochen einzugehen. „Die Spieler haben in der Endphase der Saison alles gegeben. Das war nicht einfach, aber wir sind sehr froh. Es gab Momente, in denen wir dachten 'Oh oh, was wird das?' – aber Respekt an meine Jungs, dass sie das Ziel am vorletzten Spieltag erreicht haben!“, lobte der Ungar seine Schützlinge, die mit dem 0:0 gegen den 1. FC Köln auch im achten Duell in Serie ungeschlagen blieben.

Unsere Mannschaft feiert in der Kabine.

Viel Kampf, wenig Fußball – vierter Bundesliga-Debütant 

Dass die vorangegangen 90 Minuten gegen den 'Effzeh' nicht gerade als fußballerischer Leckerbissen im späteren Saisonrückblick zu finden sein werden, war unserem Coach bewusst. Das spielte an diesem Nachmittag ohnehin eine sekundäre Rolle. „Ich kann sagen, es war das schönste 0:0 in meiner Laufbahn, aber schön anzugucken war das Spiel nicht. Wir sind froh, dass wir durch sind“, schmunzelte der 45-Jährige sichtlich zufrieden. Durch die immer länger werdende personelle Ausfallliste war unser Trainerteam im letzten Heimauftritt in 2020/21 erneut zum Rotieren gezwungen – und bediente sich dafür erneut im eigenen Stall. Schalke-Siegtorschütze Jessic Ngankam feierte sein Startelfdebüt, Jonas Michelbrink schnupperte nach Einwechslung erstmals Bundesliga-Luft in der heimischen Arena und der 18-jährige Marten Winkler, der noch für unsere U19-Auswahl spielberechtigt ist, feierte in der Nachspielzeit seine Premiere in der Beletage. Der Angreifer ist nach Márton Dárdai, Luca Netz und Michelbrink übrigens bereits der vierte Akteur aus der Hertha BSC Fußball-Akademie, dem in dieser Runde sein Bundesliga-Debüt gelang. „Der Klassenerhalt ist auch für unsere Nachwuchsakademie sehr wichtig. Die Jungs, die in den vergangenen Partien zum Einsatz gekommen sind, haben gute Leistungen gezeigt“, bilanzierte der Fußballlehrer.

Gegen den direkten Abstiegskonkurrenten war unser Kollektiv vor allem im gemeinsamen Kampf um und gegen den Ball gefragt. Die beiden Teams schenkten sich auf dem Grün keinen Millimeter, es war deutlich zu spüren, um was es für beide Vereine noch ging. So hielten sich große Torchancen während der gesamten Begegnung auch in Grenzen. Auf Seiten unserer 'Alten Dame' sorgte der agile Ngankam sowie der lauffreudige Nemanja Radonjić gelegentlich für Bewegung im Strafraum der Funkel-Elf. Auf der Gegenseite war Alexander Schwolow jederzeit auf der Höhe, wenn die Rheinländer um die Ex-Herthaner Ondrej Duda und Marius Wolf doch einmal zum Abschluss kamen. „In diesem Spiel war vielleicht nicht mehr drin, das 0:0 geht in Ordnung, auch mit Blick auf unser Programm und die Ausfälle“, urteilte auch 'Schwolli' über das leistungsgerechte Remis.

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Die Jungs haben genau verstanden, was Teamgeist bedeutet und was es heißt, eine Mannschaft zu sein. Zum Schluss hatten wir ein Team, das wir lieben können!
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-Pál Dárdai

Ein silbernes Köfferchen und viel Genuss für den Moment

Diesen eingefahrenen und immens wichtigen Zähler zelebrierten unsere Spreeathener erst auf dem Rasen, ehe Schwolow und Kollegen die feuchtfröhlichen Feierlichkeiten in die Kabine verlegten. Anschließend ließen unsere Blau-Weißen den Abend im Teamhotel ausklingen. Dabei im Gepäck: ein kleines silbernes Köfferchen für unseren Coach. „Das war eine Belohnung für die Rettung. Die Zigarren werde ich am Abend auch mit den Kollegen und Spielern teilen. Hauptverantwortlich für dieses Geschenk ist Paul Keuter. Das war eine schöne Geste“, erklärte Dárdai, der am späten Samstagabend in einer TV-Schalte noch ein virtuelles Beweisstück seines Genusses teilte. Nach zwei trainingsfreien Tagen und ausführlicher Regeneration geht der Blick auf das abschließende Aufeinandertreffen bei der TSG Hoffenheim am kommenden Samstag (22.05.21, 15:30 Uhr). Die Dienstreise in den Kraichgau treten unsere Herthaner mit einer weiteren klaren Mission an. „Wenn wir mit einem positiven Spiel – einem Unentschieden oder Sieg in Hoffenheim – in den Urlaub gehen, vergessen wir schnell alles was war. Mit den dann vergangenen neun Spielen geht der Verein positiv in die Vorbereitung. Das ist gut für alle“, sagte unser Übungsleiter. Der Schlusspfiff in Sinsheim bedeutet dann endgültig, das Ende der Saison 2020/21. Den Klassenerhalt hat unser Hauptstadtclub jedoch vor dem Gastspiel schon sicher!

von Simon Jötten