Lukas Klünter am Ball gegen den 1. FC Köln.
Profis | 19. Mai 2021, 11:00 Uhr

Genutzte Chance

Man kann sich vorstellen, dass Lukas Klünter nicht begeistert war, als er sich nach dem erlösenden Punktgewinn gegen den 1. FC Köln direkt zur Dopingprobe begeben musste. Während die Kollegen den geglückten Klassenerhalt durch das 0:0 gegen 'Klüntis' alten Club aus der Domstadt bejubelten, war unser pfeilschneller Defensivspezialist anderweitig gebunden. „Ich hatte ein wenig aufzuholen, als ich in die Kabine kam – dort war schon eine gewisse Stimmung vorhanden“, schmunzelt der U21-Europameister, der im Anschluss aber einen geselligen Abend mit Kollegen, Trainerteam und Staff verbrachte.

Dass der 24-Jährige selbst beim Feiern nach getaner Arbeit Hürden überwinden musste, passt irgendwie auch zur Spielzeit des Rechtsfußes, der unter Bruno Labbadia keine Minute zum Einsatz kam, sich dann aber unter Pál Dárdai zurück ins Team kämpfte. „Das war mit Sicherheit keine einfache Saison für mich“, bestätigt der ehemalige deutsche U21-Nationalspieler. „Ich war aber bereits in einer solchen Situation und weiß, wie ich damit umzugehen habe. Für mich war wichtig, dranzubleiben und mir selbst nie eingestehen zu müssen, aufgegeben zu haben.“ Neben seinem Fleiß half Klünter auch der reflektierte Blick auf das Geschäft. „So eine Zeit ist nie schön, aber ich weiß, wie der schnelllebige Fußball läuft und wie ich damit umzugehen habe. Es geht darum, ruhig zu bleiben und weiterzuarbeiten. Ich weiß, dass ich mich auf meine Qualitäten und meinen Kopf verlassen kann, und wenn dann irgendwann die Chance wiederkommt, muss man da sein. Dass es mir gelungen ist, meine zu nutzen, macht mich schon stolz“, bekennt unsere Nummer 13.

Lukas Klünter und 'Zecke' Neuendorf im Austausch.
"Genau diese Menschen haben wir gebraucht", lobt Klünter Staff und Trainerteam.

Neue Rolle, alte Stärken

Zu dieser genutzten Chance gehört auch eine neue Rolle. In neun seiner bisherigen elf Einsätze unter Dárdai überzeugte der 1,84-Meter-Mann als rechter Verteidiger in einer Dreierkette. „Das liegt mir sehr gut, vielleicht sogar ein wenig mehr als meine angestammte Rolle außen in der Viererkette“, verrät der gebürtige Euskirchener. „Schnelligkeit, Stellungsspiel und Zweikampfverhalten sind Dinge, die mich auszeichnen und mit denen ich dort einiges bewirken kann.“

In der vergangenen Partie gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber spielte der Defensivspezialist dann aber wieder außen, machte seine Sache dort jedoch auch ordentlich und holte mit den Kollegen den noch benötigten Zähler für den Klassenerhalt. Die Krönung eines gemeinsamen Kraftaktes. „Die Quarantäne war im Hinblick auf den Teamgeist vielleicht sogar positiv für uns. Zuvor standen die gleichen Spieler auf dem Feld, aber der Teamspirit war noch nicht derselbe. Wir hatten dann die Zeit, Dinge, die nicht gut gelaufen sind, ehrlich anzusprechen, Probleme gemeinsam zu behandeln und vieles persönlich untereinander zu klären“, berichtet Klünter. „Jedem ist in dieser Situation klar geworden, worum es geht!“

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Die Quarantäne war im Hinblick auf den Teamgeist vielleicht sogar positiv für uns. Wir hatten die Zeit, Dinge ehrlich anzusprechen, Probleme gemeinsam zu behandeln und vieles persönlich untereinander zu klären. Jedem ist in dieser Situation klar geworden, worum es geht!
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-Lukas Klünter

Lob für Trainerteam und Staff

Dieses geschärfte Bewusstsein und der verbesserte Teamgeist waren auch Resultat der Maßnahmen des Teams um das Team. „Die Trainer und der gesamte Staff haben die Situation sehr gut analysiert und wussten, was zu tun war. Ihre Ruhe hat uns als Mannschaft den Rücken gestärkt“, lobt unser Verteidiger, der besonders positive Worte für Trainer und Sportdirektor findet. „Pál und Arne haben uns gutgetan. Den beiden und allen rund um das Team gebührt ein großes Kompliment, wie sie in dieser schwierigen Situation das Ruder herumgerissen haben. Genau diese Menschen, den Spirit, den sie mitgebracht haben, haben wir gebraucht!“ Letztlich griffen alle Räder so ineinander, dass unsere 'Alte Dame' sich als eingeschworene Einheit bereits einen Spieltag vor Schluss rettete.

Ehrgeizig ins Saisonfinale

Gemeinsam möchte unsere Mannschaft nun aber auch noch im letzten Kräftemessen der Saison ein gutes Ergebnis erzielen. „Es ist eine große Erleichterung zu spüren. Wir sind unglaublich froh, dass wir den Klassenerhalt sichern konnten. Nichtsdestotrotz steht jetzt noch ein Spiel an, in das wir nicht gleichgültig gehen werden“, unterstreicht Klünter. „Wir müssen konzentriert bleiben und werden versuchen, in Hoffenheim noch einen Sieg zu holen!“ Es wäre ein versöhnliches Ende einer komplizierten Saison. Eine Saison, die jetzt jedoch mit einem guten Gefühl endet - für unseren Verein und auch für Lukas Klünter selbst. Und zumindest die Dopingprobe dürfte dem sympathischen Abwehrspieler im Kraichgau dann hoffentlich erspart bleiben.

von Konstantin Keller