Fredi Bobic, Carsten Schmidt und Ingo Schiller stehen nebeneinander vor der Hertha-Fahne.
Profis | 2. Juli 2021, 13:00 Uhr

„Wir haben einen klaren Plan!“

Hertha BSC blickt auf eine fast 130-jährige stolze Geschichte, auf eine lange Tradition und auf viele bewegende Kapitel zurück. In den vergangenen 20 Jahren ist unsere ‘Alte Dame‘ dabei auch zu einem mittelständischen Unternehmen gewachsen, das 130 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet und 250 Mitarbeitende beschäftigt. Bei Organisationen in dieser Größenordnung ist es notwendig und entscheidend, in gewissen Abständen Prozesse, Strukturen und die Ausrichtung akribisch zu prüfen und zu hinterfragen. Unser Hauptstadtclub hat das seit Jahresbeginn mit hoher Intensität und Einbeziehung großer Teile des Clubs getan, um nunmehr pünktlich zur neuen Spielzeit einen detaillierten, umfassenden Plan mit mehr als 40 Einzelinitiativen aus sechs Handlungsfeldern zu verabschieden. Die Kernfragen lauteten: Was muss Hertha BSC in den nächsten fünf Jahren tun, um sportlich und wirtschaftlich erfolgreich zu sein? Welche Initiativen, Ressourcen, Talente und Fähigkeiten benötigen wir für die Umsetzung? Wie sieht der Umsetzungs- und Business-Plan sowie die Organisation für die Zielerreichung aus? Für welche Werte steht Hertha BSC?

Am Donnerstag informierten die Geschäftsführer Carsten Schmidt, Ingo Schiller und Fredi Bobic in einem Mediengespräch über die Arbeit, die Ergebnisse und die Ambitionen des Clubs. „Bei unserem Strategie-Prozess ging es nicht darum, den Verein neu zu erfinden. Wir wollten vielmehr eine klare und zielgerichtete Auseinandersetzung und Analyse dessen, was Hertha BSC ausgemacht hat und ausmacht – im Positiven wie im Negativen“, erklärte Schmidt, der dieses Vorhaben mit Amtsantritt im Dezember 2020 angestoßen hatte. Dabei betonte der 57-Jährige: „Wir haben Stärken identifiziert, auf die wir weiter aufbauen können und die es gilt mit neuen Impulsen zu versorgen. Es wird aber auch spürbare inhaltliche Veränderungen geben müssen, um das volle Potenzial des Clubs in den nächsten Jahren auszuschöpfen. Kurzum: Wir haben alle relevanten Geschäftsbereiche eingehend analysiert und ein umfangreiches Maßnahmenprogramm verabschiedet, welches bereits begonnen hat, Hertha BSC auf allen Ebenen nachhaltig wettbewerbsfähiger zu machen und das nach der Vorstellung vor den Gremienvertretern des Vereins auch deren Unterstützung hat. Wir wissen, wo wir stehen, und wir wissen, wo wir hinwollen.“

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Wir wollen uns nachhaltig entwickeln – von einem etablierten zu einem ambitionierten Bundesliga-Verein. Unser Auftrag als Gesamtorganisation ist es, dass wir in allen Bereichen Beiträge liefern, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, mehr Fußballspiele zu gewinnen und gleichzeitig die Wirtschaftskraft stetig zu steigern.
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-Carsten Schmidt

Carsten Schmidt auf dem Podium bei der Pressekonferenz zum 'Goldelse'-Prozess.

Nachhaltige Entwicklung, ambitionierte Pläne

Dieser hinter dem Club liegende neue Prozess erfolgte zeitgleich zu sportlich herausfordernden Zeiten. "Die Arbeit wurde mit derselben positiven Energie, demselben Teamgeist, derselben Leidenschaft und Fokussierung umgesetzt wie die Mannschaft, der gesamte Verein, alle Fans es gemeinsam im Endspurt der Rückrunde geschafft haben, dass wir als Hertha BSC auch in der kommenden Saison Bundesligist sind.“ Schmidt unterstrich, dass der Sport unverhandelbar jederzeit im Mittelpunkt steht. „Wir wollen uns nachhaltig entwickeln – von einem etablierten zu einem ambitionierten Bundesliga-Verein. Unser Auftrag als Gesamtorganisation ist es, dass wir in allen Bereichen Beiträge liefern, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, mehr Fußballspiele zu gewinnen und gleichzeitig die Wirtschaftskraft stetig zu steigern. Wir wollen aufholen, sportlich wie wirtschaftlich, und werden alle gemeinsam alles dafür tun. Dafür haben wir einen klaren, operablen gesamtheitlichen Plan über alle Bereiche. Alle Mitarbeitenden werden ihren Teil dazu beitragen können.“

Blau-weiße Kraft: Stabilisierung und Weiterentwicklung

Welche konkreten Maßnahmen oder Veränderungen das für den sportlichen Bereich bedeutet, erläuterte unser Geschäftsführer Sport. „Wir wollen Spieler und Trainer, die wissen, was es bedeutet, für Hertha BSC zu spielen und die für den Verein alles geben, weil sie sich zu 100 Prozent mit uns und unseren Werten identifizieren“, verdeutlichte Bobic den Grundsatz. Das Ziel müsse es sein, unsere Fans wie gegen Ende der abgelaufenen Saison wieder mehr zu begeistern. „Da haben wir gesehen, welche Kraft sich entwickeln lässt, wenn alle immer alles für unsere Farben geben.“ Neben personellen, strukturellen Verbesserungen in allen Bereichen arbeitet die sportliche Führung an einer klare Spielphilosophie für alle Mannschaften bei Hertha BSC. „Daraus abgeleitet werden wir gezielter im Bereich Kaderplanung vorgehen. Charaktereigenschaften, Spieler-DNA und konkrete spieltaktische Verhaltensweisen spielen hier eine Rolle.“ Nach sportlich schwierigen Zeiten geht es laut Bobic nun darum, sich in der Bundesliga im ersten Schritt wieder zu stabilisieren. „Wir haben als Sportler grundsätzlich immer ehrgeizige Ziele. Ehrgeiz gehört zum Sport und treibt uns an. Demut und Realismus gehören für uns aber ebenso dazu. Vor allem mit Blick auf die vergangenen beiden Spielzeiten. Das aber steht in keiner Weise im Widerspruch, sich ehrgeizige, ambitionierte Ziele zu setzen und zu verfolgen und gemeinsam alles dafür zu tun, diese Ziele möglichst schnell zu erreichen“, bekräftigte der 49-Jährige und nannte das Motto: „Wir gehen mit vollem Engagement in die Arbeit auf dem Platz und außerhalb des Platzes und werden weniger Energie in die Formulierung kurzfristiger oder mittelfristiger Ziele stecken.“

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Wir haben als Sportler grundsätzlich immer ehrgeizige Ziele. Ehrgeiz gehört zum Sport und treibt uns an. Demut und Realismus gehören für uns aber ebenso dazu. Das aber steht in keiner Weise im Widerspruch, sich ehrgeizige, ambitionierte Ziele zu setzen und zu verfolgen.
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-Fredi Bobic

Fredi Bobic auf dem Podium bei der Pressekonferenz zum 'Goldelse'-Prozess.

Wachsen mit dem Standortvorteil Berlin

Wirtschaftliches Wachstum in allen Bereichen erhöht dabei die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs auf dem grünen Rasen. „Bis 2025 wollen wir umsatztechnisch zu den Clubs im oberen Tabellendrittel aufschließen“, formulierte Ingo Schiller ein Ziel unseres Hauptstadtclubs. Der Geschäftsführer Finanzen weiter: „Wir setzen uns nicht nur weiter intensiv damit auseinander, wie wir die Einnahmen in den Bereichen Business-Partner, Spielbetrieb oder Merchandising verbessern, sondern auch, wie wir neue Umsatzquellen schaffen.“ Individuell zugeschnittene Angebote für Partner könnten dabei ebenso helfen wie innovative Sponsoringkonzepte, Möglichkeiten der digitalen Kanäle, die Verbesserung der Stadion-Auslastung oder die Nutzung des Standortvorteils Berlin wie bei den Abschlüssen mit den Berliner Unternehmen Autohero und Homeday.

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Bis 2025 wollen wir umsatztechnisch zu den Clubs im oberen Tabellendrittel aufschließen. Wir setzen uns nicht nur weiter intensiv damit auseinander, wie wir die Einnahmen in den Bereichen Business-Partner, Spielbetrieb oder Merchandising verbessern, sondern auch, wie wir neue Umsatzquellen schaffen.
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-Ingo Schiller

Ingo Schiller auf dem Podium bei der Pressekonferenz zum 'Goldelse'-Prozess.

Mehr als Fußball: Soziale Verantwortung für Berlin

Abschließend sprach Schmidt noch über weitere zentrale Punkte, unter anderem die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Unternehmenskultur von Hertha BSC. „Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt. Wir wollen Talente fördern, Persönlichkeiten weiterentwickeln und Diversität stärker als Vorteil begreifen. Es ist ein dynamischer, lebender Prozess, den wir voller Entschlossenheit und Energie angehen. Hertha BSC steht für ein wertschätzendes Miteinander, für Gemeinschaft, Vielfalt, Stolz und Mut, für Pluralität und Toleranz – diese Werte sind uns wichtig und stehen im Zentrum unseres täglichen Tuns“, machte Schmidt klar und ergänzt. „Wir wollen der Club für alle Berlinerinnen und Berliner sein, felsenfest in der Hauptstadt verankert. Wir sind uns als Hertha BSC, als größter Berliner Sportverein, unserer sozialen Verantwortung bewusst – dieses Bewusstsein hat sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt und zeigt sich in unzähligen Aktionen in diesem Bereich – und genau da werden wir weitermachen. Wir glauben weiter fest daran, dass die Zukunft Berlin gehört!"

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Hertha BSC steht für ein wertschätzendes Miteinander, für Gemeinschaft, Vielfalt, Stolz und Mut, für Pluralität und Toleranz – diese Werte sind uns wichtig und stehen im Zentrum unseres täglichen Tuns. Wir wollen der Club für alle Berlinerinnen und Berliner sein, felsenfest in der Hauptstadt verankert. Wir sind uns als Hertha BSC, als größter Berliner Sportverein, unserer sozialen Verantwortung bewusst – dieses Bewusstsein hat sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt und zeigt sich in unzähligen Aktionen in diesem Bereich – und genau da werden wir weitermachen.
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-Carsten Schmidt

'Goldelse'-Strategie: 'Die Zukunft gehört Berlin'

von Florian Waldkötter