Stevan Jovetić in unserem neuen Auswärtstrikot.
Profis | 27. Juli 2021, 11:21 Uhr

"Ich war von Anfang an heiß auf Hertha!"

Wie schnell es im Fußball gehen kann, zeigen nicht nur Woche für Woche die Ergebnisse auf dem Rasen. Auch bei Personalien dreht sich das Rad gerne mal ein bisschen schneller. Genau in einer solchen Situation dürfte sich Stevan Jovetić, Herthas dritter Neuzugang, in diesen Tagen wiedergefunden haben. Am Montag reiste der Offensivspieler nach Österreich, dort absolvierte der 31-Jährige verschiedene Diagnostik- und Lauftests, aß gemeinsam mit seinen neuen Kollegen und führte viele Gespräche mit Fredi Bobic, aber auch Pál Dárdai und Arne Friedrich. Am Dienstagvormittag stand er dann erstmals mit der Fahne auf der Brust auf dem Trainingsplatz. „Ich kann mich voll mit dem Verein und den Zielen identifizieren, deshalb war ich von Anfang an heiß auf das Engagement in Berlin und bin ich sehr froh, dass der Transfer geklappt hat!“, sagt Jovetić im ersten Interview als Herthaner. Außerdem spricht der 55-malige montenegrinische Nationalspieler mit unseren Vereinsmedien über die Bundesliga, Weggefährten mit blau-weißer Vergangenheit und seine offensiven Qualitäten.

herthabsc.com: Stevan, herzlich willkommen bei Hertha BSC – und ‘Grüß Gott‘ in Österreich! Welche Gründe sprachen für einen Wechsel zu unserem Verein?
Jovetić: Vielen Dank! Ich hatte sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen von Hertha BSC, allen voran Fredi Bobic. Er hat mir von dem Verein und den Zielen erzählt. Auch Pál Dárdai hat mir seine Pläne und seine Erwartungen genannt. Damit kann ich mich voll identifizieren, deshalb war ich von Anfang an heiß auf das Engagement in Berlin und bin ich sehr froh, dass der Transfer geklappt hat!

herthabsc.com: Wie hast du dich über den Verein informiert? Vielleicht bei Jürgen Röber, der dir 2006 als 16-Jähriger zum Debüt in der serbischen Liga verholfen hat?
Jovetić: Ich wusste schon vorher, dass Hertha BSC ein traditionsreicher Verein in Deutschland ist. Ich habe schon in der vergangenen Saison Spiele des Clubs gesehen, weil Nemanja Radonjić ein Freund von mir ist (grinst). Als es konkret wurde, habe ich mich auch mit Kevin Volland oder Matija Nastasić ausgetauscht. So fiel mir der Schritt noch leichter. Mit Jürgen Röber habe ich nicht gesprochen, aber er war ein wichtiger und guter Trainer für mich. Unter ihm habe ich meine ersten Profierfahrungen gesammelt. Prince Boateng und ich haben schon etliche Male gegeneinander gespielt. Er hat mich auf italienisch direkt willkommen geheißen und ist einfach ein richtig guter Typ. Ich denke, dass wir dieses Jahr auf und neben dem Platz zusammen eine Menge Spaß haben können.

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Ich hatte sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen von Hertha BSC, allen voran Fredi Bobic. Er hat mir von dem Verein und den Zielen erzählt. Auch Pál Dárdai hat mir seine Pläne und seine Erwartungen genannt. Damit kann ich mich voll identifizieren,
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-Stevan Jovetić

herthabsc.com: Du hast in Italien, in England, in Spanien und zuletzt in Frankreich gespielt. Welche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten hast du zwischen diesen Top-Ligen festgestellt?
Jovetić: Natürlich unterscheiden sich die Ligen ein bisschen voneinander. In Spanien geht es mehr um das Fußballspielen, um Spaß und so viele Tore wie möglich. In Italien ist alles taktischer geprägt, dort ist es zunächst wichtig, keinen Gegentreffer zu kassieren. Wenn vorne dann ein Tor fällt, ist es gut, wenn nicht, bleibt es zumindest bei einem Punkt. In England und auch Frankreich ist das Spiel ein wenig körperlicher.

herthabsc.com: Vor dir haben nur zwei Akteure (Florin Raducioiu und Christian Poulsen) in allen fünf Topligen Europa gespielt. Was reizt dich an der Bundesliga?
Jovetić: Die Bundesliga ist die einzige große Liga in Europa, in der ich noch nicht gespielt habe. Ich freue mich auf diese neue Herausforderung mit wunderbaren Stadien, großartigen Fans und guten Bedingungen. Die alten Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, haben mir berichtet, dass das Spiel hier am ehesten so ist wie in La Liga. Die Teams rennen viel, aber wollen Fußball spielen und Treffer erzielen. Auch positiv: Neben Montenegrinisch spreche ich Englisch, Italienisch, Spanisch, Französisch und werde jetzt hoffentlich auch schnell Deutsch lernen (lacht). Ich kenne schon einige deutsche Wörter, die ich in einer zweimonatigen Reha in Augsburg gelernt habe, aber das alles in ganzen Sätzen zu benutzen, ist aktuell noch schwierig (grinst)

Neuzugang Stevan Jovetić im Interview.

herthabsc.com: Meister und Pokalsieger mit Partizan Belgrad in Serbien, Champion mit Manchester City in England. Dazu zwei Mal die Auszeichnung als Fußballer des Jahres in Montenegro. Welcher dieser Titel bedeutet dir am meisten?
Jovetić: All diese Titel sind wichtig für mich. Ich war 17 Jahre, als ich das Double mit Partizan geholt habe. Für den Verein war das etwas Besonderes und für mich als jungen Spieler natürlich auch. Danach wollte ich etwas Neues, etwas Größeres machen, also bin ich nach Italien gewechelt. Nach schönen Jahren in Florenz war dann Manchester City die nächste Station – und wieder bin ich mit einem Verein Meister geworden, der lange auf diesen Erfolg warten musste. Bei City habe ich außerdem viel von David Silva und Sergio Agüero gelernt. Natürlich habe ich mich auch über meine persönlichen Auszeichnungen gefreut, ich möchte gar keinen Titel hervorheben.

herthabsc.com: Bei unseren Blau-Weißen geht es in der kommenden Saison darum, eine stabilere Saison zu bestreiten als im Vorjahr. Wie kannst und möchtest du dem Team helfen?
Jovetić: Es war gegen Ende der vergangenen Saison wirklich eine harte und schwierige Situation, aber der Verein hat all den Umständen getrotzt. Ich bin mir sicher, dass wir es in der neuen Spielzeit besser hinbekommen werden. Dabei möchte ich mit Toren, Vorlagen, aber auch meiner Erfahrung von Beginn an helfen! Ob ich dabei ganz vorne, hängend oder links spiele, ist nicht so entscheidend. Ich kann in jedem System spielen, auch mit ein oder zwei Spitzen. Am wohlsten fühle ich mich als Zehner. Eine Sache, die ich im Laufe meiner Karriere gelernt habe, ist mir nicht zu viele Ziele im Voraus zu setzen, sondern die Herausforderungen bei einem neuen Club Schritt für Schritt und Spiel für Spiel anzugehen. Das ist besser für den Kopf, ich möchte mir nicht selbst irgendwelche Grenzen setzen.

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Ich bin mir sicher, dass wir es in der neuen Spielzeit besser hinbekommen werden. Dabei möchte ich mit Toren, Vorlagen, aber auch meiner Erfahrung von Beginn an helfen!
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-Stevan Jovetić

herthabsc.com: Unsere Mannschaft steckt seit Ende Juni in der Vorbereitung, in anderthalb Wochen steht das erste Pflichtspiel an. Wie hast du dich zuletzt fit gehalten?
Jovetić: Nach dem Saisonende in Frankreich Ende Mai habe ich zwei Wochen Urlaub gemacht, danach habe ich wieder mit dem Training angefangen. Ich bin in einer guten Verfassung, aber natürlich muss ich jetzt erst einmal mit dem Team trainieren. Wann ich dann spielen kann, entscheidet der Trainer. Ich freue mich auf jeden Fall schon tierisch, im Olympiastadion aufzulaufen. Das wird mein erstes Mal da. Hoffentlich können Fans dabei sein!     

von Florian Waldkötter