Davie Selke bei den Medienrunde in Leogang vor den Mikrofonen.
Profis | 26. Juli 2021, 16:50 Uhr

„Wenn die Bälle vorne reinfliegen...“

Acht Tore in fünf Testspielen – Davie Selke präsentiert sich in der laufenden Vorbereitung in beachtlicher Frühform. Im Training giftig und engagiert, in den freundschaftlichen Wettkämpfen lauffreudig und treffsicher. Doch der 26-Jährige ist lange genug dabei, um das nicht überzubewerten. Eine Garantie ist eine starke Vorbereitung für die kommende Pflichtspielsaison ohnehin nicht. Spieler in vorderster Front werden immer auch an Toren gemessen, allerdings ist unsere Nummer 7 auch als mannschaftsdienlicher Profi bekannt. „Ich möchte in der neuen Spielzeit präsent sein, das aber gar nicht so sehr an Toren festmachen, sondern an den Aufgaben, die ich als Teil der Mannschaft erfüllen will. Insgesamt möchte ich für das Kollektiv wichtig und vorne ein ständiger Unruheherd sein“, sagt der Stürmer, der am Montag in einer Gesprächsrunde in Leogang viele Fragen der Medienschaffenden beantwortete. Dass er in Österreich mit seinen alten und neuen Kollegen unseres Hauptstadtclubs zusammenarbeitet, stimmt ihn positiv. „Wir haben auf jeden Fall eine gute Truppe zusammen, es macht Spaß und passt! Meine Rückkehr ist eine Chance für mich“, so der U21-Europameister von 2017. Im Teamhotel sprach Selke außerdem über seine Rückkehr zu Hertha, eine Selbstreflexion und seine Rolle im Team.

Davie Selke über…

… seinen neuen Anlauf bei Hertha BSC: Ich habe mich auf jeden Fall gefreut, wieder zu Hertha zurückzukommen. Im Verein sind noch viele Konstellationen so wie vor meinem Wechsel. Die Mannschaft und das Team dahinter haben mich wieder super aufgenommen, auch die Neuen habe ich schnell kennengelernt. Wir haben auf jeden Fall eine gute Truppe zusammen, es macht Spaß und passt! Meine Rückkehr ist eine Chance für mich. Ich habe das große Glück, dass ich bei Hertha unter Vertrag stehe. Dazu kommt noch, dass meine Frau und ich uns in Berlin total wohlfühlen. 

… seine persönliche Verfassung: Ich habe intensive Wochen hinter mir, das kann ich so sagen. Die Pause nach der Saison habe ich genutzt, um anfangs wirklich mal abzuschalten. Ich habe das Handy weggelassen und wollte nach dem Abstieg mit Werder Bremen, der natürlich eine Enttäuschung war, den Kopf wieder freibekommen. Ich habe die Zeit aber auch genutzt, um mich selbst zu hinterfragen.

… die gezogene Erkenntnis: Ich habe mich gefragt, was ich optimieren kann, was ich besser machen kann und wo es hakt. Wie kann ich meine Situation verbessern? Mir geht es nicht darum, was außen ist und wie ich wahrgenommen werde, sondern darum, was ich von mir selber erwarte und ob ich das erfülle. Daraus habe ich meine Schlüsse gezogen. Ich habe gemerkt, dass ich in puncto Fitness, Kondition und Sprintmeter nachlegen muss. Daran habe ich schon vor dem Trainingsauftakt gearbeitet. Ich fühle mich körperlich sehr gut und ich glaube, dass wir das sehen sollten (schmunzelt).

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Ich möchte in der neuen Spielzeit präsent sein. An Toren möchte ich das gar nicht so sehr festmachen, sondern an den Aufgaben, die ich als Teil der Mannschaft erfüllen will.
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-Davie Selke

… seine Rolle im Team: Ich möchte in der neuen Spielzeit präsent sein, das aber gar nicht so sehr an Toren festmachen, sondern an den Aufgaben, die ich als Teil der Mannschaft erfüllen will. Insgesamt möchte ich für das Kollektiv wichtig und vorne ein ständiger Unruheherd sein. Aber wenn die Bälle vorne reinfliegen, muss ich da sein. In der Vergangenheit war es oft so, dass ich auf die Flügel ausgewichen bin, wenn ich den Ball zwei oder drei Minuten nicht bekommen habe. Aber ich muss in der Box sein, wenn der Ball kommt – bei Flanken oder durchgesteckten Pässen.

… blau-weißen Konkurrenzkampf: Ich konzentriere mich nur auf mich und will mich in die beste Form bringen, um da zu sein, wenn die Mannschaft mich braucht. Das ist keine Floskel. Mit Vedad Ibišević hatte ich immer sehr spannende und gute Duelle, das war immer ein guter Schlagabtausch bei uns. Wir haben uns gegenseitig gepusht. Jetzt ist die Situation durch den Abgang von Jhon Córdoba und der Verletzung von Krzysztof Piątek so, wie sie ist. Ich weiß noch nicht, was passieren wird, es sind auch noch ein paar Wochen offen. Ich bin von Anfang an ganz gut damit gefahren, auf mich zu schauen und meine Leistung zu bringen. Das gelingt bis jetzt ganz gut und dann warten wir ab, wie es sich weiterentwickelt.

… die Zusammenarbeit mit Pál Dárdai: Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt bei ihm, wir haben eine gute Verbindung. Er ist ein väterlicher Typ, sowas mag ich. Er ist ehrlich, das ist ganz, ganz wichtig. Er sagt, wenn du gut spielst, aber spricht es in seinen Worten auch an, was nicht gut war. Ich mag sowas. Es ist immer wichtig, dass man weiß, woran man ist. Es ist wie damals in meiner ersten Zeit. Ich fühle mich sehr wohl mit dem Trainerteam und ich denke, das wird meiner Leistung helfen.

… Prince Boateng: Prince und ich haben uns seit dem ersten Tag gut verstanden, sitzen auch in der Kabine nebeneinander. Wir haben uns vorher schon einmal kennengelernt, als wir gemeinsam etwas gegen Rassismus gemacht haben. Wir verstehen uns sehr gut, er ist ein guter und klarer Typ, der unserer Truppe hilft, ein Mentalitätstyp. Von ihm können wir viel lernen, weil er viel erlebt hat. Er kennt jede Phase von ganz unten bis ganz oben.

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Ich möchte schon in eine Art Führungsrolle wachsen, aber das geht immer auch über Leistung. Ein Gerüst mit Spielern, die mit ihrer Mentalität vorneweg gehen, ist aber für jede Mannschaft wichtig.
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-Davie Selke

… seine Spielweise: Ein paar Jahre bin ich schon dabei, mit 26 bin ich kein Talent mehr (lacht). Ich hatte in den Jahren schon gute, aber auch weniger gute Zeiten. Nach wie vor bin ich ein Typ, der schon eher laut ist (grinst). Ich möchte schon in eine Art Führungsrolle wachsen, aber das geht immer auch über Leistung. Ein Gerüst mit Spielern, die mit ihrer Mentalität vorneweg gehen, ist aber für jede Mannschaft wichtig. Unabhängig davon werde immer reden, immer helfen, wenn ich auf dem Platz bin. Das ist mein Spiel, das gehört dazu.

von Florian Waldkötter