Marvin Plattenhardt trinkt in einer Pause.
Profis | 16. Juli 2021, 15:54 Uhr

"Ein gutes Gefühl für die neuen Aufgaben!"

In Abwesenheit von Rune Jarstein ist Marvin Plattenhardt aktuell der dienstälteste Herthaner auf dem Rasen. Seit 2014 steht der Linksverteidiger inzwischen bei unserer ‘Alten Dame‘ unter Vertrag, durchläuft in diesen Tagen damit bereits die achte Sommer-Vorbereitung an der Spree. Auch wenn die Beine hier und da mal ein bisschen schwerer sind, zieht der 29-Jährige ein positives Zwischenfazit. „Unterm Strich ist es bislang eine mehr als ordentliche Vorbereitung“, sagt unsere Nummer 21, der den Zusammenhalt im Team lobt. „Wir haben begriffen, dass wir nur als Einheit erfolgreich sein können. Diese Erkenntnis und die letzten Partien der alten Saison geben uns ein gutes Gefühl mit für die neuen Aufgaben.“ Vor der Trainingseinheit am Freitag nahm sich ’Platte‘ Zeit für ein ausführliches Interview mit herthabsc.com und sprach dabei außerdem über seine blau-weiße Vereinstreue, Prince Boateng und das nächste Trainingslager in Österreich.

herthabsc.com: Platte, knapp drei Wochen Vorbereitung stecken euch nun in den Knochen. Wie fühlst du dich?
Plattenhardt: (schmunzelt) An dem einen oder anderen Morgen spüre ich meine Beine schon ein bisschen mehr. Das wird den anderen Jungs sicher nicht anders gehen. Aber eigentlich kann ich jeden Sommer nur gleiche Sachen erzählen: Kein Fußballer hat richtig Spaß an der Vorbereitung, gleichzeitig wissen wir, wie wichtig sie ist. Immerhin liegt das erste Trainingslager in Neuruppin schon hinter uns… (grinst)

herthabsc.com: … das Trainingslager, in dem es unter Pál Dárdai jedes Jahr um die sogenannten konditionellen Grundlagen geht.
Plattenhardt: Auch dieses Jahr hat Henrik Kuchno gezeigt, was in ihm steckt (grinst). Schön war das nicht, aber solche Belastungen gemeinsam zu überstehen hilft auch, weiter als Team zusammenzuwachsen.

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Auch dieses Jahr hat Henrik Kuchno gezeigt, was in ihm steckt. Schön war das nicht, aber solche Belastungen gemeinsam zu überstehen hilft auch, weiter als Team zusammenzuwachsen.
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-Marvin Plattenhardt

Die Mannschaft steht nach einer Einheit zusammen.
Feierabend: Wieder haben unsere Jungs eine anstrengende Einheit geschafft.

herthabsc.com: Der Zusammenhalt war gegen Ende der vergangenen Saison unser größtes Faustpfand. Trotz Rückschlägen inklusive Quarantäne habt ihr als Mannschaft den Klassenerhalt vorzeitig gesichert. Ist von diesem Geist noch etwas zu spüren?
Plattenhardt: Natürlich! Die vergangene Saison war alles andere als einfach für uns. Wir haben oft nicht das gezeigt, was wir können. Dazu die leeren Stadien ohne Fans. Aber nach dem Trainerwechsel zu Beginn des Jahres hat sich etwas zum Positiven gewandelt. Wir sind auch vor der Quarantäne schon enger zusammengerückt und haben besser gespielt. Die 14 Tage ohne Training auf dem Platz und die Spiele hatten aber sicher noch einmal eine besondere Wirkung. Wir haben begriffen, dass wir nur als Einheit erfolgreich sein können. Diese Erkenntnis und die letzten Partien der alten Saison geben uns ein gutes Gefühl mit für die neuen Aufgaben. Die Stimmung innerhalb des Teams ist gut!

herthabsc.com: Als 22-jährige Jungspund bist du 2014 zu unserem Hauptstadtclub gekommen. Mit inzwischen 29 Jahren gehörst du zu den erfahrenen Profis, die Meriten gesammelt haben und solche Situationen wie in der Vorsaison gut einschätzen können. Fragst du dich manchmal, wo all die Jahre geblieben sind oder wie blickst du auf die vergangene Zeit zurück?
Plattenhardt: Wo ist die Zeit hin (lacht)?! Natürlich denke ich manchmal darüber nach, aber dann blicke ich nicht mit Wehmut auf all die Jahre zurück. Für mich ist es etwas Überragendes, so lange bei ein und demselben Verein spielen zu dürfen! Als ich damals aus Nürnberg nach Berlin gekommen bin, konnte ich damit nicht rechnen. Planbar ist so etwas nicht. Vor allem die Anfangszeit war nicht so schön, aber hat mich auf irgendeine Art und Weise auch geprägt. Ich bestreite bald mein 200. Pflichtspiel für Hertha – wir haben dabei zwischen Europacup und Abstiegskampf alles erlebt – das ist schon eine Zahl, die mich stolz macht! Außerdem habe ich mich hier für die Nationalmannschaft empfohlen. Ich wünsche mir, dass noch viele tolle Momente dazukommen.

herthabsc.com: Sind dir bestimmte Ereignisse in Erinnerung geblieben?
Plattenhardt: Es gab einige Highlights in dieser Zeit, ganz klar. Auf Anhieb sind mir drei besonders in Erinnerung geblieben. Zum einen der Einzug in die Europa League nach einer Saison mit einigen richtig starken Spielen. Außerdem mein Freistoßtor gegen Dortmund 2017. Ausverkaufte Hütte, Siegtor - das war geil. Emotional war auch der Sieg im DFB-Pokal gegen Dresden 2019, ein echter Pokalfight mit Elfmeterschießen und vor allem dem besseren Ende für uns!

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Für mich ist es etwas Überragendes, so lange bei ein und demselben Verein spielen zu dürfen!
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-Marvin Plattenhardt

Runde um Runde: Unsere Herthaner mit Marvin Plattenhardt an der Spitze.
Als Einheit läuft es besser - auch das Ausdauertrainer von Henrik Kuchno.

herthabsc.com: In Sami Khedira hat euch ein Spieler verlassen, der noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat als du. Seine Rolle soll Prince Boateng nun ausfüllen. Welchen Eindruck hast du von ihm gewonnen?
Plattenhardt: Prince ist ein unglaublich guter Typ, der in seiner Karriere schon viel erlebt hat. Man muss nur mal schauen, mit welchen herausragenden Fußballern er überall schon zusammengespielt hat. Nicht so viele können behaupten, Teamkollegen von Messi oder Ibrahimovic gewesen zu sein. Er wird uns weiterhelfen – auf und neben dem Platz!

herthabsc.com: Schließen wir den Kreis und damit das Interview: Coach Dárdai ist bisher mit eurem Engagement und eurem Einsatz sehr zufrieden. Wo steht ihr etwa zur Hälfte der Vorbereitung?
Plattenhardt: Die Mannschaft zieht wirklich gut mit, pusht sich gegenseitig. Jeder Spieler bietet sich an, die Jungen fügen sich gut ein. Natürlich fehlen uns durch die Europameisterschaft oder Olympia nun einige Jungs, aber der Zusammenhalt ist wie eingangs gesagt da. Dass in den Testspielen noch nicht alles gelingt, ist ganz normal. Dennoch dürfen wir nicht so viele Gegentore wie gegen Hannover bekommen. Unterm Strich ist es bislang eine mehr als ordentliche Vorbereitung. In Österreich werden wir viel an Automatismen und an taktischen Dingen arbeiten – und gegen drei Top-Gegner sehen, wie gut wir die Dinge schon auf den Platz bekommen.

von Florian Waldkötter