Matheus Cunha präsentiert im Hertha-Trikot seine Goldmedaille.
Profis | 12. August 2021, 10:51 Uhr

"Wir haben gelacht, getanzt und uns in den Armen gelegen"

Matheus Cunha hat etwas erreicht, was vor ihm noch kein anderer Herthaner erreicht hat: Gold bei Olympia! Unsere Nummer 10 hat dieses Kunststück am vergangenen Samstag mit der brasilianischen Nationalmannschaft vollbracht. Im Finale besiegte die 'Seleção' Spanien mit 2:1 nach Verlängerung. Die zwischenzeitliche Führung besorgte unser Herthaner, der insgesamt zu den auffälligsten Spielern des Turniers gehörte. „Olympiasieger, unbeschreiblich. Es war eine unvorstellbar große Ehre, unsere Nation bei Olympia zu vertreten. Wir sind sehr stolz und glücklich, dass wir den Menschen zu Hause eine Freude machen konnten!“, freute sich der Offensivspieler. Seit Montag ist der 22-Jährige wieder in Berlin, am Mittwoch hat er wieder mit der Mannschaft trainiert. Nach der ersten Einheit auf dem Olympiagelände nahm sich unsere Nummer 10 Zeit, um mit herthabsc.com über den Erfolg in Japan, die Begeisterung in seiner Heimat und seine Rückkehr in die Hauptstadt und zu unserem Verein zu sprechen.  

herthabsc.com: Matheus, auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch zu Gold. Weißt du schon, welchen Platz die Medaille bei dir bekommt?
Cunha: Vielen Dank! So langsam habe ich realisiert, was bei Olympia passiert ist (schmunzelt). Olympiasieger, unbeschreiblich. Die Goldmedaille bekommt auf jeden Fall einen besonderen Platz! Noch habe ich sie hier in Berlin bei mir, aber ich werde sie meiner Familie in Brasilien geben, damit meine Eltern sie aufbewahren.

herthabsc.com: Der Stellenwert des Olympischen Fußballturniers ist in deiner Heimat Brasilien höher als in Deutschland. Was hast du von der Begeisterung deiner Landsleute mitbekommen?
Cunha: Da hat schon der Kontakt zu meiner Familie gereicht (lacht). Meine Eltern, Großeltern und die ganze Verwandtschaft waren aus dem Häuschen und haben mitgelitten, mitgefiebert und mich aus der Ferne unterstützt. Das war bei den anderen Spielern nicht anders. Es war eine unvorstellbar große Ehre, unsere Nation bei Olympia zu vertreten – und natürlich haben wir mitbekommen, was in Brasilien in den Wochen los war. Wir sind sehr stolz und glücklich, dass wir den Menschen zu Hause eine Freude machen konnten!

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Es war eine unvorstellbar große Ehre, unsere Nation bei Olympia zu vertreten – und natürlich haben wir mitbekommen, was in Brasilien in den Wochen los war. Wir sind sehr stolz und glücklich, dass wir den Menschen zu Hause eine Freude machen konnten!
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-Matheus Cunha

herthabsc.com: Du hast uns bei den Feierlichkeiten via Instagram teilhaben lassen. Verrate uns doch einmal, wie die große Sause nach Schlusspfiff ablief. Und was wird dir von diesen speziellen Olympischen Spielen in Japan in Erinnerung bleiben?
Cunha: Die Freude musste einfach raus und ich wusste gar nicht so recht wohin damit! Das war eine spontane Handlung, ich hatte so viele Glücksgefühle beim Schlusspfiff. Ich wollte diesen Moment genießen, aber gleichzeitig viele Leute daran teilhaben lassen. In der Kabine haben wir weitergefeiert, gelacht, getanzt und uns in den Armen gelegen. Ein bisschen haben wir auch angestoßen, wir Brasilianer feiern ab und an ganz gerne (zwinkert). Auch wenn durch Corona die Spiele ein wenig anders waren als sonst, werde ich mein Leben lang an dieses Turnier zurückdenken.

herthabsc.com: Mit drei Toren, unter anderem dem wichtigen 1:0 im Finale gegen Spanien, hattest du maßgeblich Anteil am Erfolg. Dabei hast du das Halbfinale verletzungsbedingt verpasst, dein Einsatz im Finale stand auf der Kippe. Welche Gedanken sind dir in diesen Tagen durch den Kopf geschossen?
Cunha: Darüber müssen wir gar nicht lange reden, ich war super glücklich, dass ich uns in Führung geschossen habe. Nach der Vorgeschichte war nicht ganz klar, ob ich rechtzeitig fit werde, aber ich habe alles gegeben, um meiner Mannschaft in diesem Finale helfen zu können. Leicht waren diese Tage nicht, ich wollte unbedingt spielen und zum Glück hat das geklappt - vor allem mit Blick auf den Spielverlauf (grinst). Es war der Horror, das Halbfinale und das Elfmeterschießen gegen Mexiko nur als Zuschauer verfolgen zu können.

Matheus Cunha (li.) am Mittwoch beim Training auf dem Schenckendorffplatz.
Zurück auf dem Schenckendorffplatz: Matheus Cunha (li.) mit Jordan Torunarigha beim Training.

herthabsc.com: Jetzt bist du zurück in Berlin und bei Hertha. Wie hast du den Kontakt zu unserem Team gehalten, die Vorbereitung und den Pflichtspielauftakt verfolgt?
Cunha: Ich habe so viel und so oft wie möglich mit den Jungs geschrieben oder telefoniert. Auch wenn ich in Japan war, wollte ich wissen, wie alles bei Hertha läuft und wie es der Mannschaft geht. Wir sind in der vergangenen Saison in schwierigen Zeiten zusammengewachsen, davon spürt man nach wie vor viel. Die Vorbereitung ist immer hart, gerade das erste Trainingslager hatte es wohl in sich… (lacht). Gegen Liverpool hätte ich unheimlich gerne gespielt, aber unsere Partien bei Olympia waren auch nicht schlecht (grinst). Ich bin froh, dass Davie das Tor gegen Meppen gemacht hat, ein guter Auftakt ist wichtig für den Kopf und für die Stimmung.   

herthabsc.com: Am Mittwoch bist du wieder ins Teamtraining unserer Blau-Weißen eingestiegen. Wer dich kennt, der weiß, dass du am liebsten schon am Sonntag beim 1. FC Köln (15.08.,21 17:30 Uhr) wieder auf dem Platz stehen würdest…
Cunha: (schmunzelt) Natürlich möchte ich spielen. Wir haben jetzt ein paar Trainingstage, ich fühle mich fit und mische voll mit. Am Ende entscheidet der Trainer, wie er mit mir plant. Hauptsache wir gewinnen und bestätigen die guten Eindrücke der vergangenen Wochen.

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Natürlich möchte ich spielen. Wir haben jetzt ein paar Trainingstage, ich fühle mich fit und mische voll mit. Am Ende entscheidet der Trainer, wie er mit mir plant. Hauptsache wir gewinnen und bestätigen die guten Eindrücke der vergangenen Wochen.
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-Matheus Cunha

von Florian Waldkötter