VfL-Torhüter Koen Casteels dirigiert seine Vorderleute.
Profis | 20. August 2021, 10:52 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Wolfsburg

Ergebnistechnisch läuft die Saison 2021/22 für den VfL Wolfsburg bislang rund. Die Niedersachsen gewann ihre ersten beiden Pflichtspiele in DFB-Pokal (3:1 n.V. in Münster) und Bundesliga (1:0 gegen Bochum). Ein Wechselfehler im Pokalspiel bei den Preußen führte jedoch zu einer Neu-Wertung der Partie durch das DFB-Sportgericht – ein Urteil, gegen das die Grün-Weißen in Berufung gehen. Parallel will die Elf des neuen Trainers Mark van Bommel auf dem Platz auch im zweiten Bundesliga-Spiel punkten. „Wir müssen gut vorbereitet sein – und zwar so, dass man ungefähr weiß, was auf dem Platz passiert. Wir haben das Spiel gegen Bochum gewonnen und wollen auch das Spiel bei Hertha gewinnen – auf unsere Weise“, sagt der Niederländer vor dem Kräftemessen der 'Wölfe' mit unseren Herthanern. Vor dem Duell nimmt herthabsc.com den Deutschen Meister von 2009 unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Betrachtet man die reinen Resultate, verdienen sich die Niedersachsen bisher das höchste Berliner Lob: „Da kannste echt nicht meckern!“ In der Vorbereitung und auch im Pokalfight beim SCP war jedoch zu spüren, dass sich der Coach und sein Team noch finden müssen. „Auch wenn die Ergebnisse der Testspiele nicht so gut waren, ist es nicht so, dass alles schlecht aussah“, sagt Koen Casteels „Jeder neue Trainer braucht Zeit, um seine Ideen einzubringen. Man sieht aber schon ganz deutlich, dass da eine klare Entwicklung passiert. Klar, dass es noch ein bisschen Zeit braucht, das alles zu perfektionieren.“ Wenn es nach allen Blau-Weißen geht, darf sich der DFB-Pokal-Sieger von 2015 damit ruhig noch etwas Zeit lassen.

Die Wolfsburger im Fokus: Keeper Casteels trägt seit diesem Sommer auch die Kapitänsbinde beim Team aus der Autostadt. „Das ist auf jeden Fall etwas Schönes und ein gutes Signal für mich. Ich bin ja schon längere Zeit im Club, habe vieles miterlebt und inzwischen auch zu einem der erfahrenen Spielern geworden. Es ist ein Zeichen von Verein und Trainer, dass sie viel Vertrauen in mich haben und mich als einen wichtigen Spieler sehen, dem man zutraut, auch mal etwas zu sagen“, unterstreicht der Belgier seinen Stolz über die Rolle. Der Wortführer ist auf dem Platz zudem ein absolut verlässlicher Rückhalt und blieb in der vorangegangenen Saison phasenweise 673 Minuten ohne Gegentor – ein Wert, den in der langen Liga-Historie nur fünf Schlussmänner überboten haben.

Pál Dárdai und Mark van Bommel im Duell auf dem Rasen.
Auch ihre Wege kreuzten sich schon: Pál Dárdai und Mark van Bommel im Duell auf dem Rasen.

Die Schnittstellen: Im Olympiastadion treffen am Samstag einige alte Bekannte aufeinander. Pablo Thiam, Leiter Sport unserer Hertha BSC Fußball-Akademie, wechselte in diesem Sommer nach 13 Jahren als Funktionär beim DFB-Pokalsieger von 2015 aus Niedersachsen nach Berlin. Peter Pekarík und unser Sportdirektor Arne Friedrich standen ebenfalls bereits bei den 'Wölfen' unter Vertrag. ‘Peka‘ schnürte zwischen 2009 und 2012 die Schuhe für unseren Kontrahenten und wurde 2009 Deutscher Meister, Friedrich trug in der Saison 2010/11 das Trikot der Grün-Weißen. Mit Maximilian Philipp und John Anthony Brooks reisen auch zwei gebürtige Berliner zurück an ihre alte Wirkungsstätte. Philipp begann seine Karriere in der Jugend unseres Hauptstadtclubs, Brooks schaffte über unseren Nachwuchs den Sprung zum Profi und wechselte 2017 nach zehn Jahren mit der Fahne auf der Brust in die Autostadt. VfL-Keeper Casteels kennt Dodi Lukébakio von gemeinsamen Reisen zur belgischen Nationalelf und stand bei der U21 der ‘Roten Teufel‘ auch schon mit Dedryck Boyata auf dem Platz. Ridle Baku und Niklas Stark begegneten sich bei einer Reise zur deutschen A-Nationalmannschaft ebenfalls bereits. Unsere Nummer 5 sowie Lukas Klünter treffen darüber hinaus auf drei ehemalige Kollegen aus der deutschen U21 – mit den Wolfsburger Profis Yannick Gerhardt, Maximilan Arnold und Philipp holten die beiden Herthaner 2017 den EM-Titel. Außerdem kennt Santiago Ascacíbar Josip Brekalo und Daniel Ginczek aus gemeinsamen Tagen beim VfB Stuttgart. Zudem ist VfL-Trainer van Bommel für Prince Boateng ein alter Bekannter: Die beiden spielten einst beim AC Mailand zusammen.

Das besondere Duell: Der bis dato letzte Heimerfolg gegen Wolfsburg datiert aus dem April 2017. Damals gelang unserem heutigen Offensivtrainer Vedad Ibišević der umjubelte 1:0-Siegtreffer, den Rune Jarstein fest- und die Dárdai-Elf so auf Europapokal-Kurs hielt. „Gott sei Dank hat Rune so gut gehalten. Die zweite Halbzeit haben wir sehr vernünftig gespielt. Es ist sehr gut, dass wir das 1:0 gehalten haben. Das gibt den Jungs Selbstvertrauen und Kraft für die letzten vier Spiele." So kam es auch – schlussendlich gelang unseren Spreeathenern als Tabellen-6. auch die Qualifikation für die UEFA Europa League.

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Ich gehe davon aus, dass es nicht einfach wird. Hertha hat in den letzten Jahren gute Spieler gekauft und eine starke Truppe mit einer Idee.
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-Mark van Bommel

Die Meinung über unsere Elf: VfL-Coach van Bommel erwartet eine anspruchsvolle Aufgabe für seine Elf. „Ich gehe davon aus, dass es nicht einfach wird. Hertha hat in den letzten Jahren gute Spieler gekauft und eine starke Truppe mit einer Idee“, schildert der 44-Jährige seine Beobachtungen. Mit Pál Dárdai und Prince Boateng trifft der Fußballlehrer auf alte Bekannte. „Pál und ich haben uns mehrmals auf dem Platz getroffen, das waren immer schöne Zweikämpfe. Ich habe sogar auch ein Trikot mit ihm getauscht. Wir sind ähnliche Typen und haben immer alles gegeben für den Verein, in dem wir gespielt haben“, sagt van Bommel, der ein „gutes Verhältnis“ zu Prince Boateng hat. „Ich habe mit ihm in Mailand zusammengespielt und er hat mir dort am Anfang sehr geholfen.“ Am Samstag wird die Freundschaft dann für 90 Minuten ruhen müssen.

von Konstantin Keller