Oliver Christensen hält im Hertha-Trikot einen Ball fest.
Profis | 26. August 2021, 16:10 Uhr

"Herthas Interesse hat mir einen Kick gegeben"

Noch vor dem ersten Interview als Herthaner überrascht Oliver Christensen, als er das kurze Vorgespräch auf Deutsch eröffnet. „Ich hatte in der Schule fünf Jahre Deutsch-Unterricht, ein bisschen habe ich mir gemerkt“, sagt der 22-Jährige ziemlich flüssig und fehlerfrei. Sicherer – und um Sicherheit geht es dem dänischen Schlussmann auch auf dem Platz – fühlt er sich aber auf Englisch. Also folgt der Sprung in die andere Fremdsprache und der Wechsel zu sportlichen, aber auch weiteren persönlichen Themen. „Als ich gehört habe, dass Hertha Interesse hat, hat mir das einen richtigen Kick gegeben. Ich habe sofort gewusst, dass ich diese Möglichkeit nutzen muss. Hertha BSC ist ein viel größerer Club als Odense BK“, erklärt Herthas neue Nummer 32 seine Entscheidung. Außerdem spricht der Blondschopf mit herthabsc.com über sein Torwartspiel, berühmte dänische Landsleute und typische Charakterzüge.  

herthabsc.com: Oliver, zunächst einmal herzlich Willkommen bei unseren Blau-Weißen. Sagt dir der Name Kevin Stuhr Ellegaard eigentlich etwas?
Christensen: (schmunzelt) Ja, ihn kenne ihn aus der dänischen Liga, weiß aber auch, dass er für Hertha BSC gespielt hat. Persönlich haben wir keinen Kontakt, haben auch nicht über den Wechsel gesprochen, aber als ich mich über Hertha BSC informiert habe, bin ich auf ihn gestoßen. Er war bislang der einzige dänische Torwart im Verein. Ich bin super glücklich, jetzt Teil der Familie zu sein.

herthabsc.com: Ellegaard stand zwischen 2005 und 2007 bei uns unter Vertrag, nun folgst du einige Jahre später auf deinen Landsmann. Bundesliga statt Superliga, Hertha BSC statt Odense BK. Wieso fiel deine Entscheidung auf unsere ’Alte Dame‘?
Christensen: Als ich gehört habe, dass Hertha Interesse hat, hat mir das einen richtigen Kick gegeben. Ich habe sofort gewusst, dass ich diese Möglichkeit nutzen muss. Hertha BSC ist ein viel größerer Club als Odense BK, alles ist professioneller, einfach wirklich eine Stufe höher. Und als Fußballer möchte ich mich immer verbessern und immer das Level erhöhen, auf dem ich spiele. Es ist ein großer Schritt, aus der dänischen Liga in die Bundesliga zu gehen. Jetzt möchte schnellstmöglich ein Gefühl für alles entwickeln und ein besserer Spieler werden.

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Als Fußballer möchte ich mich immer verbessern und immer das Level erhöhen, auf dem ich spiele. Es ist ein großer Schritt, aus der dänischen Liga in die Bundesliga zu gehen. Jetzt möchte schnellstmöglich ein Gefühl für alles entwickeln und ein besserer Spieler werden.
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-Oliver Christensen

herthabsc.com: Was weißt du über unseren Verein und über die Bundesliga? Konntest du dich bei irgendjemanden über den Verein informieren?
Christensen: Die Bundesliga habe ich schon als kleines Kind verfolgt, da die Spiele in Dänemark immer übertragen wurden. Die Namen der Spieler kenne ich fast alle, auch wenn ich niemanden persönlich getroffen habe. Mit Hertha hatte ich tatsächlich schon lange eine gewisse Verbindung. Ich war 2006 im Stadion, als Odense BK Hertha in der 1. Runde im UEFA-Cup rausgeschmissen hat (grinst). Seitdem habe ich immer mal wieder nach dem Verein geschaut.  

herthabsc.com: Mit 22 Jahren hast du schon über 50 Ligaspiele für die Odenser bestritten, dein Land in den U-Mannschaften unter anderem bei derU21-Europameisterschaft vertreten oder sogar für ’Danish Dynamite‘ debütiert. Wie würdest du dein Torwartspiel beschreiben?
Christensen: Ich würde sagen, dass es zu meinen Stärken gehört, das Spiel von hinten zu lesen und Situationen früh zu erkennen. Ich mag es, hinter der Abwehrkette mitzuspielen. Ich bin aufgeregt vor den Spielen, werde aber nicht nervös und habe keine Angst vor Fehlern. Und natürlich ist es meine Hauptaufgabe, mit schnellen Reaktionen Bälle zu halten. Aber ich bin noch jung, kann mich immer weiter verbessern, um eines Tages die Nummer 1 zu werden.

herthabsc.com: Die dänische Torwartschule ist eng verbunden mit dem Namen Schmeichel. Hast du als junger Schlussmann auch nach Peter und Kasper geschaut? Oder hast du ein anderes Vorbild?
Christensen: Auf jeden Fall sind die Schmeichels Vorbilder für fast alle dänischen Torhüter, das war bei mir nicht anders. Ich habe Peter Schmeichel nie live spielen gesehen, aber bin sozusagen mit Videos und Berichten über ihn aufgewachsen. Kasper spielt in der Premier League, hat dort Titel gewonnen. Natürlich schaut man zu ihm auf, zu seinen Fähigkeiten, seinem Charisma und seiner großen Persönlichkeit.

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Auf jeden Fall sind die Schmeichels Vorbilder für fast alle dänischen Torhüter, das war bei mir nicht anders. Ich habe Peter Schmeichel nie live spielen gesehen, aber bin sozusagen mit Videos und Berichten über ihn aufgewachsen. Kasper spielt in der Premier League, hat dort Titel gewonnen. Natürlich schaut man zu ihm auf.
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-Oliver Christensen

herthabsc.com: Für dich persönlich ist der Wechsel nach Berlin nicht nur sportlich etwas Besonderes. Du verlässt das erste Mal deine dänische Heimat. Wie sehr freust du dich auf dein neues Zuhause und die vielen neuen Erfahrungen?
Christensen: Sehr! Zu Beginn wird mich meine Familie sicherlich oft besuchen. Meine Freundin studiert in Dänemark, daher kann sie jetzt nicht direkt mit mir umziehen, aber sie wird so oft wie möglich vorbeischauen und dann hoffentlich schnell nachkommen. Allerdings komme ich auch gut alleine klar, auch wenn es nun etwas anderes ist, in ein anderes Land zu ziehen. Ich möchte hier schnell Anschluss und neue Freunde finden. In Berlin war ich vorher einmal für ein paar Tage zu Silvester. Ich habe natürlich nicht alles gesehen, aber die Stadt und die Atmosphäre haben mir gefallen. Außerdem gibt es hier viele Seen, da kann ich ab und an mal rausfahren und angeln. Hier gibt es viel Kultur, viele Angebote. In meiner Heimatstadt leben 5.000 Menschen, das wird schon eine Umstellung, aber ich freue mich drauf!  

herthabsc.com: Zum Abschluss: Beschreib dich doch einmal für unsere Fans. Was bist du für ein Typ – auf und neben dem Platz?
Christensen: Ich liebe es, zu gewinnen. Dafür gebe ich alles auf dem Feld, im Spiel und im Training. Die Fans, die mich im U21-Viertelfinale gegen Deutschland gesehen haben, haben vielleicht einen ersten Eindruck davon bekommen (schmunzelt). Das Verhältnis zu den Fans ist mir wichtig, in Odense war ich einer von ihnen, weil ich schon in der Jugend im Verein war. Ich möchte auch hier eine gute Verbindung zu ihnen haben. Als Person würde ich sagen, bin ich ganz angenehm und umgänglich, aber ich kann auch die verrückten Dinge tun, die ein Torwart so macht (grinst). In Dänemark haben wir einen starken Sarkasmus, mal sehen, ob das in Deutschland auch so ist (lacht).

von Florian Waldkötter