Dedryck Boyata und Dodi Lukébakio schauen ins Leere.
Profis | 29. August 2021, 12:19 Uhr

Der Unterschied und die Folgen

Es waren nicht einmal 120 Sekunden gespielt, da bot sich für unsere Herthaner im Gastspiel beim FC Bayern München die große Chance zur frühen Führung. Nach einem Fehlpass von Leon Goretzka bekam Davie Selke den Ball genau in den Fuß, lief alleine auf Manuel Neuer zu und suchte etwas zu schnell den Abschluss. Der deutsche Nationaltorwart parierte (2.). Weitere 180 Sekunden später ähnliche Szene: Lucas Tousart bediente unsere Nummer 7, die aus spitzem Winkel über den bayerischen Kasten zielte (5.). Ein forscher blau-weißer Beginn beim Rekordmeister. Doch im direkten Gegenzug bekamen unsere Spreeathener die gnadenlose Qualität des Meisters zu spüren. Die Elf von Julian Nagelsmann ging durch den ersten Abschluss in Person von Thomas Müller früh in Führung (6.) - und stellte damit den Unterschied dieser Anfangsphase dar: effektive Chancenverwertung. „Wir haben die ersten Minuten etwas gebraucht und hatten bei der Chance von Davie Selke auch Glück. Danach waren wir sehr gut im Spiel“, erklärte FCB-Trainer Julian Nagelsmann. 

Führungstreffer als Knackpunkt, Jovetić und Selke verletzt 

Denn resultierend aus diesem Nackenschlag, der die Eindrücke aus den ersten Minuten etwas kaschierte, ergaben sich die unangenehmen Folgen für den weiteren Abend: Die Münchener entwickelten von Minute zu Minute und mit zunehmendem Ballbesitz immer mehr Spielwitz und Dominanz. Unsere Blau-Weißen hingegen waren sichtlich geschockt von dem Gegentreffer, das erkannte auch Pál Dárdai von der Seitenlinie. "Wir haben auf dem Platz nicht viel miteinander gesprochen, das war nicht gut und vermutlich dem geschuldet, dass jeder mit sich selbst beschäftigt war", sagte der Ungar. Die Nachwehen des 0:1 ließen sich auch in den Statistiken wiedererkennen: Besaß unsere 'Alte Dame' in der Anfangsphase sogar noch die höhere Anzahl an Abschlüssen und gewann mehr Zweikämpfe als der UEFA Champions League-Sieger von 2020, entwickelte sich Mitte des ersten Abschnitts ein relativ klares rot-weißes Übergewicht, aus dem Lewandowski mit seinem ersten Treffer des Abends noch vor der Pause den 2:0-Halbzeitstand herstellte (35.).  

Bildergalerie: Die Bilder zum Spiel: Bayern München - Hertha BSC

Wäre dieser Spielverlauf nicht ohnehin schon genug gewesen, musste unser Hauptstadtclub nach 20 Minuten auf Stevan Jovetić verzichten. Der Stürmer verließ mit Wadenproblemen angeschlagen das Feld, Javairô Dilrosun übernahm. Doch bei diesem einzigen personellen Wermutstropfen blieb es nicht. Mitte des zweiten Durchgangs, in dem Jamal Musiala bereits vier Minuten nach Wiederanpfiff auf 3:0 für die Hausherren erhöhte (49.), prallte Selke unglücklich mit Tanguy Nianzou zusammen. Für den 26-Jährigen war der Arbeitstag an der Isar nach 61 Minuten beendet, die Diagnose folgte am Sonntag: Mit einem Rippenbruch fällt der Rechtsfuß zunächst für den Trainings- und Spielbetrieb aus.

Aufarbeitung in der Länderspielpause

Auf dem Rasen waren unsere Spreeathener in der zweiten Hälfte ausschließlich mit Defensivarbeit beschäftigt. Angetrieben von rund 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauern – darunter endlich auch wieder blau-weiße Auswärtsfans – spielten sich die Süddeutschen in einen Rausch und schraubten das Ergebnis durch einen Lewandowski-Doppelpack (70., 84.) in die Höhe. Nagelsmann sprach im Nachgang "vom bisher besten Saisonspiel" seiner Elf. Auf Seiten unserer Hauptstädter fand ein Treffer von Debütant Ishak Belfodil in den Schlussminuten aufgrund einer Abseitsposition keine Berechtigung. "Alles in allem war die Art und Weise der Niederlage schockierend. Das müssen wir erstmal verdauen und dann schnell abhaken. Der aktuelle Moment ist für den Verein, die Mannschaft und alle Herthanerinnen und Herthaner nicht schön", konstatierte Dárdai nach Abpfiff.

Die anstehende Länderspielpause werden unsere Verantwortlichen und Spieler nun nutzen, um Wunden zu lecken und dafür zu sorgen, dass unsere Herthaner bei der kommenden Aufgabe in Bochum (12.09.21, 17:30 Uhr) die richtige Entscheidung treffen und somit die daraus resultierenden Folgen deutlich positiver ausfallen als am Samstagabend in München.

von Simon Jötten