Prince Boateng im Dialog mit Niklas Stark und Lucas Tousart.
Profis | 16. August 2021, 09:38 Uhr

Kontrollverlust

Eigentlich liefen die ersten Minuten der 59. Bundesliga-Saison nahezu nach Plan für unsere Mannschaft. Bei seinem Debüt hatte Stevan Jovetić unsere Farben im Gastspiel beim 1. FC Köln am Sonntag früh in Führung gebracht (6.), mit Ballsicherheit und Zug nach vorne dominierten unsere Jungs die Partie des 1. Spieltags. „Wir sind sehr gut reingekommen, waren Herr auf dem Platz“, merkte auch Pál Dárdai nach Schlusspfiff an. Doch dann riss plötzlich der Faden. „Nach 30 Minuten sind wir angefangen zu schwimmen und haben unsere Richtung verloren. Wir haben es selbst provoziert“, ärgerte sich unser Coach.

Während unsere Hauptstädter immer größere Probleme bekamen, setzten die bis dahin zwar bemühten, aber nicht durchschlagskräftigen Gastgeber immer mehr Akzente. „Die Frage ist, warum wir die Kontrolle abgegeben haben?“, haderte Kapitän Niklas Stark und gab die Antwort selbst. „Wir haben es nicht mehr so gut gemacht, die Bälle zu schnell verloren und keinen Zugriff mehr bekommen. Das darf uns so nicht passieren!“ Vor allem ärgerlich, weil unser Team durch Suat Serdar (15.) und Matheus Cunha (20.) das 2:0 vorher verpasst hatte.

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Wir sind sehr gut reingekommen, waren Herr auf dem Platz. Nach 30 Minuten sind wir angefangen zu schwimmen und haben unsere Richtung verloren. Wir haben es selbst provoziert.
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-Pál Dárdai

Entscheidung innerhalb von 14 Minuten

In der Phase, über die Stark sprach, entschied der 'Effzeh' die Begegnung de facto in 14 Minuten für sich – obwohl Alexander Schwolow reaktionsschnell den einen oder anderen Abschluss der Hausherren entschärft hatte. Anthony Modeste (41.), dessen Einsatz gegen Márton Dárdai der Prüfung des Video-Schiedsrichters standhielt, markierte das 1:1. „Für mich war das kein Foul. Ich habe fünf Mal reingerufen, dass wir mehr im Block zurückarbeiten müssen. Wir haben die Flanke nicht verteidigt“, monierte unser Trainer die Entstehung des Treffers. "Die erste halbe Stunde des Spiels haben wir gut beherrscht und waren besser, nach dem 1:1 sind wir dann etwas auseinandergefallen und nicht mehr in die Partie zurückgekommen“, sagte Prince Boateng, der nach 1.191 Tagen wieder im deutschen Oberhaus spielte und ansprach, was nicht mehr klappte: „Wir haben nicht mehr den Mut gehabt, weiter gegen die Kölner anzuspielen, die ihr Spiel mit den Fans im Rücken stark durchgesetzt haben.“

Der Doppelschlag von Florian Kainz (52., 55.) besiegelte die Auftaktpleite, auch wenn unsere Herthaner im Anschluss nicht aufsteckten und zumindest den Anschlusstreffer verdient gehabt hätten. Doch während der eingewechselte Dodi Lukébakio sein Ziel nicht fand (78., 79.), zählte das Tor von Santiago Ascacíbar wegen Abseits nicht (81.). „Wir haben uns viel vorgenommen, nicht alles davon ist aufgegangen. Es gab aber auch einige positive Ansätze“ befand Boateng. Kollege Stark forderte von den Seinen. „Wir müssen auf dem Platz kühlen Kopf bewahren. Wenn es in einer Phase nicht klappt, dann müssen wir kompakt bleiben und uns wieder reinkämpfen. Wir stehen als Mannschaft zusammen und haben Qualität dazubekommen – das müssen wir schnellstmöglich zeigen.“

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Wenn es in einer Phase nicht klappt, dann müssen wir kompakt bleiben und uns wieder reinkämpfen. Wir stehen als Mannschaft zusammen und haben Qualität dazubekommen – das müssen wir schnellstmöglich zeigen.
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-Niklas Stark

Dárdais befürchteter Blitzeinschlag

Das letzte Wort gehörte allerdings unserem Trainer, der nach einer guten Vorbereitung ohne Niederlage und einem geglückten Pokalauftakt vor einem Rückschlag gewarnt hatte - und sich mit dieser Vorahnung bestätigt sah. „Jetzt hat der Blitz eingeschlagen“, bemühte der 45-Jährige diese Metaphher. Aber Pál Dárdai wäre nicht Pál Dárdai, wenn er daraus nicht auch schon etwas - erneut bildlich gesprochen - abgeleitet hätte. „Wir haben Erkenntnisse gesammelt und gesehen, in welche Richtung wir arbeiten müssen.“ Die Früchte dieser Arbeit möchte unsere ’Alte Dame‘ am kommenden Samstag ernten, wenn der VfL Wolfsburg (21.08.21, 15:30 Uhr) im Olympiastadion zu Gast ist.

von Florian Waldkötter