Eine Jubeltraube begräbt den Torschützen Davie Selke.
Profis | 9. August 2021, 09:58 Uhr

Haken hinter: Pflichtaufgabe erledigt!

Was vergangene Saison nicht geklappt hat, gelang unseren Jungs 2021/22 gleich im ersten Spiel: ein Tor nach einer Ecke! Und dieser Treffer war an diesem Sonntag im Emsland nicht irgendeiner – und fiel nicht zu irgendeinem Zeitpunkt. Es lief bereits die Nachspielzeit in diesem DFB-Pokalmatch beim SV Meppen, als Davie Selke eine Ecke von Marvin Plattenhardt in die Maschen köpfte (90.+1). „Man hat gesehen, wie viele Steine uns beim Tor vom Herzen gefallen sind“, sagte der Siegtorschütze im Anschluss an eine rassige Partie, in der sich zwischenzeitlich ein typisches Pokalspiel entwickelt hatte. „Meppen war ein klassischer Pokalgegner, hatte keinen Druck und hat groß aufgespielt, die Fans haben das Team nach vorne gepeitscht – es war schwierig für uns“, bilanzierte unsere Nummer 7 das Erstrundenmatch.

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Man hat gesehen, wie viele Steine uns beim Tor vom Herzen gefallen sind. Meppen war ein klassischer Pokalgegner, hatte keinen Druck und hat groß aufgespielt.
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-Davie Selke

Dabei wäre unserem Angreifer gleich zu Beginn um ein Haar der perfekte Auftakt gelungen. Nach Ablage von Startelf-Debütant Stevan Jovetić scheiterte der Rückkehrer allerdings am Innenpfosten (7.). Suat Serdar (12.), Jovetić (18.) und wieder Selke, der das Außennetz traf (26.), hatten das 1:0 für unsere Blau-Weißen auf dem Fuß. „Es wäre leichter gewesen, wenn wir in Führung gegangen wären“, sagte Pál Dárdai mit Blick auf die dominante erste Hälfte, für die er lobende Worte fand. „Wir haben es gut gemacht, nicht nur in den Zweikämpfen, sondern auch mit spielerischen Lösungen.“ Alexander Schwolow in unserem Gehäuse erlebte bis dahin einen beschäftigungsarmen Nachmittag. Einzig der Treffer, der die ganze Angelegenheit vereinfacht hätte, wollte nicht fallen. „Wir haben uns gut bewegt und uns gegenseitig geholfen. Leider haben uns die Tore trotz guter Chancen gefehlt“, befand auch Prince Boateng, der im 4-3-3-System im Mittelfeld mit Serdar und Santiago Ascacíbar die Fäden zog. „Es war schön, das erste Mal nach meiner Rückkehr wieder in einem Pflichtspiel für Hertha aufzulaufen. Das ist genau das, wovon ich die ganze Zeit geträumt habe", freute sich der 34-Jährige.

Bildergalerie: Die Bilder zum Spiel: SV Meppen - Hertha BSC

Ein echter Pokalfight

Wer weiß, was passiert wäre, wenn der aktive Jovetić bei seinem Abschluss unmittelbar nach dem Seitenwechsel mehr Glück gehabt hätte (47.). Stattdessen witterte der Drittligist seine Chance und zeigte sich in der Offensive. Tankulić prüfte Schwolow mit einem Freistoß (55.), 120 Sekunden später klatschte ein Kopfball von Bünning an den Querbalken (57.). „Die Meppener hatten zehn bis 15 Minuten eine Druckphase wie eine Bundesliga-Mannschaft, aber wir habe diese Momente überlebt. So ist ein Pokalfight“, sagte Dárdai. „Wir haben viele gute Sachen gezeigt, zwischendurch auch ein bisschen geschwommen – aber wir haben Herz gezeigt!“, äußerte sich Boateng ähnlich und stellte klar: „Im Pokal ist es nie einfach. Alle, die denken, dass wir Bundesligisten zu den unterklassigen Gegnern fahren und mal eben 3:0 gewinnen, haben keine Ahnung vom Fußball.“

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Wir haben viele gute Sachen gezeigt, zwischendurch auch ein bisschen geschwommen – aber wir haben Herz gezeigt!
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-Prince Boateng

Unser Coach reagierte, brachte in Lucas Tousart und Javairô Dilrosun für Dodi Lukébakio und Boateng zwei frische Kräfte, später auch Dennis Jastrzembski. „Auch damit kamen Kontrolle und Ballbesitz zu uns zurück“, analysierte Dárdai, der aber auch festhielt: „Der letzte Pass, der letzte Schuss war nicht kräftig genug. Wenn wir die Szenen zusammenschneiden, werden wir sehen, dass wir in der zweiten Halbzeit sogar mehr aussichtsreiche Aktion eingeleitet haben.“ Und so kam es, dass die Fans der Meppener von Minute zu Minute mehr an die Verlängerung glaubten und ihr Team leidenschaftlich anfeuerten. Eben bis zur eingangs beschrieben Szene: Ecke Plattenhardt, Kopfball Selke, Tor und lautstarker Jubel unserer Jungs. „Dass wir nicht in die Verlängerung gehen mussten und uns als Mannschaft nach einer guten Vorbereitung am Ende noch belohnt haben, war brutal wichtig. Das wird uns Kraft für die kommenden Aufgaben geben!“, ist sich unser Torschütze sicher, der trotz der so typischen Pokalatmosphäre kühlen Kopf behalten hatte. „Das Gute ist, dass ich es gewohnt bin, wenn mal der eine oder andere Spruch von der Tribüne kommt. Das hat mir nichts ausgemacht."

Unterm Strich zählt im Pokal ohnehin einzig und allein das Weiterkommen – und dass es dafür keine Garantie gibt, hat der eine oder andere klassenhöhere Gegner auch dieses Mal wieder zu spüren bekommen. "Kein Gegentor, Siegtreffer in der Nachspielzeit, dass sind die schönsten Siege. Auch wenn es nicht leicht war, die Jungs haben es sich verdient!", dürfte Arne Friedrich es für so manchen Fan unseres Hauptstadtclubs auf den Punkt gebracht haben. Mit anderen Gedanken muss sich unsere ’Alte Dame‘ jedenfalls nicht plagen, am 29. August liegt die blau-weiße Fahne wieder im Lostopf. Die 2. Hauptrunde steigt dann am 26. und 27. Oktober.

von Florian Waldkötter