Alexander Schwolow bejubelt den Sieg gegen den FC Liverpool.
Profis | 5. August 2021, 14:51 Uhr

„Kontinuität reinbekommen und den Menschen Freude bereiten“

Alexander Schwolow riss die Arme hoch und pustete einmal tief durch. Sekunden zuvor hatte der Schiedsrichter das Testspiel gegen den FC Liverpool abgepfiffen. Ein 4:3-Sieg leuchtete auf der Anzeige im idyllischen Innsbrucker Stadion. Ein schönes Gefühl, auch wenn es nur ein Testspiel war. Eine Woche später ist diese Partie nur noch eine Randnotiz, der Blick unserer Nummer 1 und seiner Kollegen richtet sich dabei einzig und allein auf den Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal. Drei Gegentore, die möchte der 29-Jährige am Sonntag (08.08.21, 15:30 Uhr) im Emsland nicht kassieren. „Mein Ziel ist, möglichst viele Spiele zu Null zu absolvieren. Ein Pokalspiel gegen eine Drittligamannschaft ist dabei immer eine unangenehme Aufgabe, aber keiner von uns wird Meppen unterschätzen. Wichtig ist, dass wir uns neben der Spannung auch die nötige Lockerheit bewahren, um unsere PS auf die Straße zu bringen – wenn uns das gelingt, sollten wir die Partie gewinnen“, sagt der Schlussmann, der in seine zweite Saison zwischen unseren Pfosten startet. Im Interview mit herthabsc.com spricht unser Torwart über die Vorbereitung, neue Kollegen und Charlottenburger Heimatgefühle.

herthabsc.com: Schwolli, neun Testspielen ohne Niederlage und zwei Trainingslagern mit jeder Menge Arbeit und Schweiß liegen hinter euch. Wie blickst du auf die Vorbereitung zurück?
Schwolow: Es war eine sehr intensive und anstrengende Zeit, also eine typische Vorbereitung. Wir haben aber sehr gut gearbeitet, als Mannschaft noch besser zusammengefunden und gute Tests unter Wettkampfbedingungen absolviert. Ich denke da vor allem an das Match gegen Liverpool, dort hat man gesehen, dass Potenzial in unserer Truppe steckt. Der Abschluss gegen Gaziantep war auch ordentlich. Aber: Wir haben noch viel Arbeit in verschiedenen Teilbereichen vor uns. Mit dem Ball und bei unseren Standardsituationen können wir uns zum Beispiel noch verbessern – und dafür werden wir weiterhin Gas geben!

herthabsc.com: Am Sonntag wird es dann endlich wieder ernst – wie ist dein Gefühl vor dem ersten Pflichtspiel in Meppen?
Schwolow: Ein Pokalspiel gegen eine Drittligamannschaft ist immer eine unangenehme Aufgabe. Ich habe selbst als Keeper bei Arminia Bielefeld gespielt, als der Verein drittklassig war – damals haben wir den ein oder anderen Hochkaräter rausgeworfen, unter anderem ja auch Hertha (schmunzelt). Daher sind wir gewarnt und wissen, dass wir dort eine konzentrierte Leistung benötigen.

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Wir haben in der Vorbereitung hart gearbeitet, als Mannschaft noch besser zusammengefunden und gute Tests unter Wettkampfbedingungen absolviert. Vor allem gegen Liverpool hat man gesehen, dass Potenzial in unserer Truppe steckt.
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-Alexander Schwolow

herthabsc.com: Die 1. Runde im DFB-Pokal ist in den vergangenen Jahren schon für so manchen Bundesligisten zum Stolperstein geworden. Im Vorjahr traf es uns in Braunschweig. Worauf wird es besonders ankommen, um die Aufgabe gegen den sich bereits im Rhythmus befindenden SVM zu lösen?
Schwolow: Keiner von uns wird Meppen unterschätzen, die Jungs dort können alle gut kicken und an einem guten Tag des Außenseiters ist in solchen Partien immer alles möglich. Wichtig ist, dass wir uns neben der Spannung auch die nötige Lockerheit bewahren, um unsere PS auf die Straße zu bringen – wenn uns das gelingt, sollten wir die Partie gewinnen!

herthabsc.com: Bei den Gastgebern spielt ein alter Bekannter von dir. Mit Christoph Hemlein bist du 2015 mit Bielefeld aufgestiegen und ins Pokal-Halbfinale vorgestoßen. Welche Erinnerungen verbindest du mit ihm? 
Schwolow: Chris und ich hatten in Bielefeld eine sehr schöne gemeinsame Zeit. Er ist ein positiv verrückter Typ, der in jedem Spiel 120 Prozent gibt und dabei manchmal sogar noch ein bisschen drüber ist. Er schlägt gefährliche Flanken, hat einen guten Antritt und ist daher einer der Spieler, auf die wir besonders aufpassen müssen – ich hoffe, er hält sich ein bisschen zurück (lacht). Auf jeden Fall freue ich mich, ihn mal wieder zu sehen, Kontakt im Vorfeld des Spiels hatten wir aber noch nicht.

herthabsc.com: Neben alten Meppener Bekannten gibt es in unseren Reihen auch neue Gesichter. Mit Prince Boateng, Suat Serdar und Stevan Jovetić stießen bisher drei Neuzugänge zum Kader. Wie ist dein Eindruck von ihnen, was können sie euch geben?
Schwolow: Wir haben drei gute Spieler dazu bekommen, jeder kann uns auf seine Art und Weise weiterbringen! Prince ist ein gestandener Spieler, zu dem unsere jüngeren Profis aufblicken und viel von ihm lernen können. Fußballerisch ist er sowieso über jeden Zweifel erhaben, ein richtig geiler Kicker! Das gilt auch für die anderen beiden Jungs, Suat und Stevan machen es im Training auch sehr gut. An den Dreien werden wir alle noch viel Spaß haben. Wir sind als Mannschaft gefordert, sie bestmöglich so zu unterstützen, damit sie Bestleistungen abrufen können. Dann ist einiges möglich, und darauf freuen wir uns!

Eine Flugparade von Alexander Schwolow im Training in Leogang.
Stabilität bringen, persönlich weiterentwickeln: Alexander Schwolow hat klare Ziele für die Saison.

herthabsc.com: Blicken wir noch einmal auf deine persönliche Situation. Nach einem ereignisreichen ersten Jahr in Berlin gehst du in deine zweite Saison mit der Fahne auf der Brust. Wie heimisch fühlst du dich bereits an der Spree und in unserem Verein?
Schwolow: Meine Familie und ich fühlen uns wohl und haben uns gut eingelebt, auch in unserem Bezirk Charlottenburg finden wir uns immer besser zurecht und sind viel im Kiez unterwegs, gerade jetzt, wo die Restaurants wieder offen sind. Es gefällt uns wirklich gut hier, und auch mit dem Club fühlen wir uns schon sehr verbunden. Wir haben auch schon die gesamte blau-weiße Ausstattung für meine kleine Tochter zu Hause und sind in der Hinsicht schon ausgerüstet wie echte Hertha-Fans (lächelt).

herthabsc.com: Hast du dir für die kommende Spielzeit besondere Ziele gesetzt?
Schwolow: Mein Ziel ist zuallererst einmal, eine stabile Saison zu spielen, gemeinsam mit meiner Abwehrreihe möglichst viele Spiele zu Null zu absolvieren und so wenig Gegentore wie möglich zu bekommen. Dass wir auf dem Feld von hinten Stabilität nach vorne bringen, muss unser gemeinsamer Anspruch sein. Persönlich möchte ich mich in vielen Bereichen noch weiterentwickeln. Mit Torwarttrainer Andi Menger möchte ich in unserem gemeinsamen Training besser werden und auch weiterhin im Gym mein Programm absolvieren – es gibt immer Bereiche, in denen man sich noch verbessern kann, und ich möchte mich nie auf vorhandenen Stärken ausruhen.

herthabsc.com: Was muss passieren, damit du in einem Jahr zufrieden auf 2021/22 zurückblickst?
Schwolow: Wenn ich die genannten Aspekte erreiche, wäre ich glücklich. Außerdem möchte ich, dass wir unsere mannschaftlichen Ziele erreichen, Stabilität zeigen und Kontinuität reinbekommen. Wir wollen unseren Fans, die hoffentlich auch regelmäßig im Stadion dabei sein können, Freude bereiten! Dass die Herthanerinnen und Herthaner gerne zu unseren Spielen kommen und Spaß dabei haben, uns zuzuschauen, ist das Wichtigste. Das muss Woche für Woche unser Anspruch sein!

von Florian Waldkötter, Konstantin Keller