Nello di Martino sitzt auf der Tribüne und lächelt.
Club | 13. September 2021, 16:08 Uhr

Nello di Martino und seine große Liebe Hertha

In der langen Reihe unserer Hertha-Spieler, die das blau-weiße Trikot in der Bundesliga trugen, fehlt sein Name. Nur wenn man in der Rubrik 'Amateur-Oberliga' nachschaut, findet man Nello di Martino. Vier Einsätze als Torhüter in der Saison 1986/87 stehen für den gebürtigen Italiener zu Buche. Eigentlich nicht der Rede wert. Dennoch hat der 69-Jährige Kultstatus bei unserem Hauptstadtclub. Das Wort 'Legende' ist in diesem Fall tatsächlich angebracht. Di Martino, in Vico Equense – 28 Kilometer von Neapel entfernt gelegen – geboren, feiert nicht nur am 22. November seinen 70. Geburtstag, er ist mittlerweile sage und schreibe auch 50 Jahre Herthaner. Es gibt wohl in der Bundesliga kaum noch andere Beispiele für solch eine Vereinstreue, die der Italienier in den verschiedensten Funktionen auslebte und mehrere Generationen von Hertha-Profis begleitete. Was hat er, den der ehemalige Manager Dieter Hoeneß einst „die Hertha an sich“ nannte, nicht alles getan?

Mädchen für alles und guter Geist

Nello di Martino war Torwarttrainer, sprang als Keeper in der Amateur-Oberliga ein, war Co-Trainer, arbeitete jahrelang als Teammanager, organisierte sämtliche Reisen und Hotels und gilt als 'Mädchen für alles'. Die Spieler, denen er immer wieder viele unbequeme Wege abnahm, nennen ihn den 'guten Geist'. In der Bundesliga ist er bekannt wie ein 'bunter Hund' und von allen hoch geschätzt. Als di Martino im Spätsommer 1971 nach Berlin kam, war er zuvor Torhüter beim italienischen Drittligisten FC Rapallo. Ein bekannter Spielerberater aus Italien war mit dem damaligen Vereinspräsidenten Wolfgang Holst befreundet. „Ich war 19 und wagte das Abenteuer Berlin“, sagt di Martino. Doch eine schwierige Meniskus-Operation machte seiner Karriere ein schnelles Ende. Aber er blieb seiner 'Alten Dame' treu.

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Ich konnte nächtelang nicht schlafen. Das war ja eine Entscheidung fürs Leben.
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-Nello di Martino

Nur einmal geriet Hertha in all den vielen Jahren in Gefahr, eines seiner Aushängeschilder zu verlieren. 1987 wollte der SSC Neapel, der Maradona-Klub, den Österreicher Ernst Happel als Cheftrainer nach Italien locken und di Martino als Torwarttrainer dazu holen. „Ich konnte nächtelang nicht schlafen“, gibt der Ur-Herthaner in der Nachschau zu, „das war ja eine Entscheidung fürs Leben. Sollte ich zurückgehen nach Italien?“ Di Martino hörte auf sein Bauchgefühl und lehnte die lukrative Offerte ab. Seitdem ist der 69-Jährige unseren Spreeathenern immer treu geblieben – und die Zahlen sprechen für sich: 110 Trainingslager hat di Martino erlebt und organisiert sowie 44 Cheftrainer bei der Arbeit unterstützt und mit hunderten Profis hat er mitgefiebert, gelitten und gefeiert.

Weltmeister im eigenen Wohnzimmer

Seine beste Hertha-Mannschaft aller Zeiten? „Die Truppe, die 1999/00 in der Champions League spielte. Da waren unglaublich gute Typen drin, die als verschworene Gruppe auftraten und das mit viel Leidenschaft“, erklärt di Martino, der zu den vier Herthanern gehört, die sich Weltmeister nennen dürfen. Zu diesem Quartett gehören Rainer Bonhof (1974) und Sami Khedira (2014), die beide bei unseren Blau-Weißen spielten und Jürgen Klinsmann (1990), der an der Spree von November 2019 bis Februar 2020 als Trainer agierte. Di Martino war bei der WM 2006 der Teambetreuer der italienischen Nationalmannschaft und wurde mit ihr im 'eigenen Wohnzimmer', dem Berliner Olympiastadion, Weltmeister. Im Anschluss bekam er den italienischen Verdienstorden für vorbildliches Repräsentieren im Ausland verliehen.

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Herzliche Gratulation für unglaubliche 50 Jahre bei Hertha BSC. Nello ist bis heute immer offen für Neues, lernbereit und ist der gute Geist unseres Vereins.
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-Werner Gegenbauer

Seit dieser Spielzeit arbeitet di Martino zwar nicht mehr als Teammanager für Hertha BSC, ist aber dennoch weiterhin am Ball. „Im Moment bin ich bei unserer A-Jugend als Torwarttrainer eingesprungen. Unter den Trainern Michael Hartmann und Andreas Thom entwickelt sich eine starke Truppe. Es macht viel Spaß, die Jungs spielen zu sehen“, sagt der Herthaner erfreut. In Zukunft wird der Jubilar sich auch um eine Traditionsmannschaft und ehemalige, verdienstvolle Spieler kümmern. „Es geht immer weiter“, sagt Nello di Martino lachend. Er ist und bleibt ein Glücksfall für Hertha BSC – ein echter Herthaner eben. „Herzliche Gratulation für unglaubliche 50 Jahre bei Hertha BSC, in denen er ebenso viel Positives erlebt wie auch schwierige Zeiten durchlitten hat. Nello ist bis heute immer offen für Neues, lernbereit und ist der gute Geist unseres Vereins", gratuliert Werner Gegenbauer. "Ich möchte ihm ganz herzlich danken für seine Loyalität, die guten Gespräche mit ihm und Anekdoten über alte Zeiten und dafür, dass er auch nach dieser langen Zeit jeden Tag Hertha BSC lebt und unserem Verein mit seiner Leidenschaft so viel gibt“, spricht unser Präsident seinen Dank aus. 

"Vereinstreue, Hingabe und Herz"

Auch Ingo Schiller lässt es sich nicht nehmen, einige Worte an di Martino zu richten. „Wir dürfen bei Hertha BSC regelmäßig Mitarbeitende für langjährige Dienstjubiläen ehren, aber 50 Jahre Hertha BSC gab es noch nie. Und ich behaupte, das ist in der Bundesliga auch einzigartig. Herzlichen Glückwunsch, Nello di Martino! Vielen Dank für so viel Vereinstreue, Hingabe und Herz für Hertha BSC!“, kommentiert unser Geschäftsführer Finanzen das Jubiläum di Martinos.

von Michael Jahn