Micha Boeck trinkt auf unsere Blau-Weißen.
Fans | 11. September 2021, 17:15 Uhr

Deutschland oder Dubai – Hauptsache Hertha

Ob in Deutschland, Australien oder Dubai, in guten oder schlechten Zeiten – das blau-weiße Herz schlägt in allen Zeitzonen und in jedem Zustand munter weiter. So auch bei unserem Exil-Herthaner Micha Boeck, der seit knapp 50 Jahren unsere ‘Alte Dame‘ begleitet und die Hertha-Fahne in der ganzen Welt hochhält. Der Familienvater ist seit seiner frühen Kindheit, bedingt durch den Vater, ein glühender Anhänger unseres Hauptstadtclubs. „Ich war 1974 bei der besten Hertha-Mannschaft aller Zeiten als Neunjähriger im Stadion, als wir Vizemeister geworden sind. Zudem stand ich 1978/79 bei dem legendären Spiel gegen Roter Stern Belgrad, UEFA-Pokal-Halbfinale, im strömenden Regen im Stadion. Das sind Momente, die einen prägen, wenn man jung ist“, schwärmt der gebürtige Spandauer über dieses unvergessene Spiel.

Auf in die große Welt

Nicht nur durch seinen Vater, sondern auch durch den Beruf war der gelernte Journalist und Einzelhandelskaufmann emotional mit unseren Blau-Weißen verbunden. Von 1992 bis 1998 arbeitete der 56-Jährige als freiberuflicher Redakteur in vielen Radio- und Fernsehanstalten, unter anderem bei Radio Energy mit unserem Stadionsprecher Fabian von Wachsmann. Dabei begleitete das Hertha-Mitglied als Live-Reporter Trainingslager in Österreich und Italien. „Es waren super Spiele in der zweiten Liga gegen den Karlsruher SC bei Minus 15 Grad vor 2000 Zuschauern - als harter Fan muss man da jedoch durch“, erinnert sich Boeck schmunzelnd zurück. Im Jahr 1996 reiste der Radiokorrespondent nach Melbourne, um sich die Australian-Open anzuschauen. Dabei lernte der Berliner seine jetzige Frau kennen, die dort als Media Administration Managerin arbeitete. Der Liebe wegen zog es den Hertha-Fan nach 'Down Under', wo er bei den Olympischen Spielen in Sydney für den Sportsender DSF als Korrespondent arbeitete. „In den 10 Jahren in Australien war ich, aufgrund der Zeitumstellung und der Entfernung, weit außen vor. Ich war nicht mehr so nah bei den Spielen und den News“, verdeutlicht der ehemalige Handballspieler die problematische Distanz zu seinem Verein. Aufgrund eines Jobangebots seiner Frau zog es ihn und seine Familie ab dem Jahr 2008 ins sonnige Dubai.

Das Logo des Hertha-Fanclubs aus Dubai.
Das Logo des Hertha-Fanclubs aus Dubai.

„Wenn man nicht happy ist, muss man sich verändern“

Seit mittlerweile 13 Jahren lebt der gebürtige Spandauer glücklich mit seiner Frau und den zwei Kindern, die 16 und 13 Jahre alt sind, in den Vereinigten Arabischen Emiraten. „Seit wir in Dubai sind, habe ich mein Hertha-Wissen wieder ein bisschen aufgefrischt. Dubai ist mit keiner Stadt auf der Welt zu vergleichen. Es ist eine von Menschenhand erschaffene Stadt. Viele lieben es, manche finden es zu künstlich. Wir haben hier keine vier Jahreszeiten wie in Deutschland und rund um die Uhr schönes Wetter. Man muss abwägen, was man im Leben haben möchte. Meine Philosophie ist: Wenn man nicht happy ist, muss man sich verändern. Wir leben seit 13 Jahren hier, wollen die Kinder in der Schule durchbringen - und dann orientieren wir uns neu“, beschreibt der ehemalige Live-Reporter sein Leben in der größten Stadt am persischen Golf. Zurzeit ist der Spreeathener im Entertainment-Bereich als DJ tätig. In Dubai suchte der ehemalige Handballspieler nach Leuten, die seine Fußballleidenschaft teilen und kam zu dem Entschluss, einen Hertha-Fanclub zu gründen.

[>]
Wir sind eine coole Truppe, wie Berliner an sich halt immer cool sind.
[<]

-Micha Boeck

Die Mitglieder des Hertha-Fanclubs in Dubai posieren in der Sportsbar.
Die Mitglieder des Hertha-Fanclubs in Dubai posieren in der Sportsbar.

Der zweitgrößte Fanclub in Dubai

Der 56-Jährige startete im Oktober 2016 mit einer Facebook-Seite und eröffnete vor zwei Jahren eine Instagram-Gruppe, der sich mit der Zeit immer mehr Menschen anschlossen. „Jetzt haben wir uns gerade als offizieller Hertha-Fanclub eingetragen und sind circa 20 Mitglieder mit ein paar anderen Sympathisanten in weiteren Ländern. Wir sind eine coole Truppe, wie Berliner an sich halt immer cool sind. Zudem sind wir die ersten und einzigen in dieser Region mit einem Hertha-Fanclub und das ist natürlich super klasse. Wir hoffen, dass jetzt noch neue Leute dazukommen. Da würden wir uns sehr freuen“, erzählt der Blau-Weiße voller Begeisterung. Der Initiator kreierte mit seinen Kollegen sogar eine eigene Fahne, Logo, T-Shirts und Aufkleber. Zu den Mitgliedern gehören auch zwei Schotten, die in Berlin gelebt haben. In der Sportbar 'garden on 8 Sportbar’ tauschen sich die Mitglieder der verschiedenen Vereine während des Bundesliga-Stammtisches über das Geschehen aus. Dabei gilt das Motto – In den Farben getrennt, in der Sache vereint. „Wir sehen es emotional, aber fair. Wir freuen uns, wenn wir mit anderen zusammen gucken, sodass eine gesunde Rivalität entsteht, wir aber immer noch ein Bier trinken können“, unterstreicht der Familienvater das Gemeinschaftsgefühl. Dabei verfolgt er die Hertha-Spieler unter speziellen Gesichtspunkten.

[>]
Spieler wie Jürgen Mohr in den 80-Jahren fand ich immer großartig, so eine Art Günther Netzer Typ, den Hertha mal hatte.
[<]

-Micha Boeck

„Ich bin ein Fußballästhet“

Für Micha Boeck ist es während eines Spiels besonders wichtig, dass eine Spielkultur zu erkennen ist. Zu seinen Lieblingsspielern zählen 'Ete' Beer, Jürgen Mohr, Mario Basler und Marcelinho. „Ich mag Spieler mit technischen Ansätzen und Spielverständnis. Ich bin ein Fußballästhet. Spieler wie Jürgen Mohr in den achtziger Jahren fand ich immer großartig, so eine Art Günther-Netzer-Typ, den Hertha mal hatte. Für mich muss Fußball immer schön aussehen“, beschreibt der Dubaier seine Vorstellungen. Wann immer er in Deutschland oder Berlin Urlaub macht, versucht das Hertha-Mitglied, ein Spiel unserer Jungs zu besuchen. Dabei steht für den Ur-Herthaner neben einem Hertha-Sieg auch die Geselligkeit im Vordergrund. Für die Zukunft plant der 56-Jährige eine Hertha030-Liveschalte mit Thomas Reckermann und seinem alten Kollegen von Wachsmann, um über seinen, unseren Herzensverein zu plaudern und Herthanerinnen und Herthaner aus aller Welt zu erreichen.

Schlägt dein blau-weißes Herz ebenfalls im Ausland? Dann melde dich mit deiner Geschichte per Mail unter redaktion@herthabsc.de.

von Moritz Büscher