VfL-Trainer Thomas Reis und Stürmer Simon Zoller.
Profis | 11. September 2021, 11:57 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Bochum

Blau-Weiß trifft auf Blau-Weiß, der VfL Bochum empfängt Hertha BSC. Das Kräftemessen stellt nicht nur das erste Aufeinandertreffen der beiden Traditionsclubs nach über zehn Jahren dar, sondern beinhaltet auch eine Premiere. Es ist das erste Mal, dass sich VfL-Coach Thomas Reis und unser Cheftrainer Pál Dárdai in einem Bundesligaduell an der Seitenlinie gegenüberstehen. Der Übungsleiter des Teams aus dem Ruhrgebiet setzt wie im Heimspiel gegen den Mainz 05 auf die Unterstützung der Fans und gibt die Marschroute vor: „Die Stimmung gegen den FSV hat sehr geholfen, das würde auch jetzt wieder helfen. Es liegt aber in erster Linie an uns, denn der Einsatz überträgt sich auf die Fans. Einstellung, spielerische Elemente - das muss wieder dabei sein.“ Vor dem Duell an der Castroper Straße nimmt herthabsc.com den Bundesliga-Aufsteiger unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Vor dem vierten Spieltag liegt der VfL mit drei Punkten auf dem elften Tabellenplatz. Die Generalprobe im DFB-Pokal beim Regionalligisten Wuppertaler SV meisterten die Bochumer erst in der Verlängerung (2:1). Nach der Auftaktniederlage beim VfL Wolfsburg (0:1) und dem 2:0-Heimsieg gegen den 1. FSV Mainz 05 folgte der Rückschlag beim 1. FC Köln (1:2). „Wir haben uns mehr erhofft, deshalb sind wir enttäuscht mit null Punkten dazustehen“, stellte sich Stürmer Simon Zoller seine Rückkehr an den Rhein sicherlich anders vor. Im Testspiel gegen den niederländischen Erstligisten Go Ahead Eagles Deventer während der Länderspielpause mussten die Reis-Schützlinge ohne einige Stammspieler eine 0:2-Niederlage hinnehmen. Der Coach sah bei seiner Elf noch Luft nach oben. „Ich habe heute gesehen, dass wir noch sehr viel Arbeit vor uns haben. Die Qualität war nicht so, wie man sie sich in so einem Spiel wünscht“, so der 47-Jährige. 

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Die Herthaner sind individuell top besetzt und haben zum Ende der Transferphase noch einmal personell nachgelegt. Schwer zu sagen, wie die Mannschaft hier genau agieren wird. Wir sind aber auf diverse Möglichkeiten vorbereitet.
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-Thomas Reis

Die Bochumer im Fokus: Die sportliche Leitung des Zweitligameisters konnte den Großteil der Aufstiegsmannschaft halten, nur Spielgestalter Robert Žulj verließ die Mannschaft von Trainer Reis in Richtung Vereinigte Arabische Emirate. Der Verlust der Schaltzentrale schmerzte - traf der Österreicher in der vergangenen Zweitligasaison in 31 Spielen doch 15-mal selbst und lieferte darüber hinaus noch 15 Assists. Stürmer Simon Zoller konnte diesen Qualitätsverlust in der Offensivabteilung bisher aber gut auffangen. Mit einem Tor und zwei Torvorlagen ist der gebürtige Friedrichshafener der Topscorer und an allen Treffern beteiligt. Im Abwehrzentrum steht das Team um Torwart Manuel Riemann und den Top-Zweikämpfer der Liga Armel Bella Kotchap sehr kompakt und ließ noch keinen Gegentreffer durch die Mitte zu. Sebastian Schindzielorz zeigt sich mit den ersten Spielen zufrieden. „Wir sind im Soll und gut unterwegs. Aber wir wissen auch, dass wir ganz hart arbeiten müssen. Ich bin aber sehr guter Dinge, dass wir das machen und unsere Punkte in dieser Saison holen werden", unterstreicht der Geschäftsführer des Clubs aus dem Westen.

Dariusz Wosz und Marcelinho.
Zwei Spielmacher unter sich - Dariusz Wosz und Marcelinho prägten das Offensivspiel ihrer Teams.

Die Schnittstellen: In beiden Kadern der aktuellen Spielzeit gibt es nur einen Spieler, der sich das Trikot dieser zwei Traditionsvereine überstreiften durfte. Unsere Leihgabe Eduard Löwen trägt seit dieser Saison das Jersey der Bochumer. Eine Hertha-Vergangenheit hat zudem der ehemalige Offensivakteur Dariusz Wosz, der in 109 Spielen für unsere ‘Alte Dame‘ 34 Scorerpunkte erzielte und eines der prägendsten Gesichter in der Geschichte des VfL Bochum ist. Aktuell leitet der 1,69-Meter-Mann die Bochumer Fußballschule.

Die besonderen Duelle: Der letzte Bundesliga-Auswärtssieg in Bochum ist möglicherweise schon nicht mehr jedem Fan im Gedächtnis: Es war ein 3:2-Erfolg am 14. Spieltag der Saison 2008/09, als unsere ‘Alte Dame‘ nach Toren von Raffael, Gojko Kačar sowie Cicero mit einer 3:0-Führung in die Halbzeit ging. Im zweiten Durchgang entwickelte sich noch eine spannende Partie, verkürzten die Hausherren durch die Tore von Stanislav Šesták (50.) und Marcin Mięciel (74.) doch noch einmal auf 2:3. Im Team unseres damaligen Trainers Lucien Favre lief unser jetziger Sportdirektor Arne Friedrich in der Innenverteidigung auf, zudem trieb unser Chefcoach Pál Dárdai auf der Sechserposition als Mittelfeldmotor das Spiel unserer Berliner an. Die beiden Clubikonen können unsere Jungs somit gut auf die besondere Stimmung an der Castroper Straße einstimmen.

Die Meinung über unsere Elf: Reis hat registriert, dass unser Hauptstadtclub noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv war - jedoch sieht der ehemalige VfL-Nachwuchstrainer seine Elf für die Partie gegen unsere Berliner gewappnet: „Die Herthaner sind individuell top besetzt und haben zum Ende der Transferphase noch einmal personell nachgelegt. Schwer zu sagen, wie die Mannschaft hier genau agieren wird, es ist eben auch neues Personal dabei. Wir sind aber auf diverse Möglichkeiten vorbereitet. Mit Sicherheit steckt bei einigen noch in den Köpfen, dass die ersten Saisonspiele verloren wurden", orakelt der Coach.

von Moritz Büscher