Fürths Trainer Stefan Leitl coacht engagiert an der Seitenlinie.
Profis | 16. September 2021, 15:49 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Fürth

Beschäftigt sich der Betrachtende mit der Spielvereinigung Greuther Fürth, sticht immer wieder die Zahl zwei ins Auge. Am abschließenden Spieltag der vergangenen Zweitliga-Saison drehte der Traditionsclub zwei Rückstände gegen Fortuna Düsseldorf und setzte sich am Ende trotz einer gesamten Halbzeit in Unterzahl mit 3:2 durch. So sprangen die Süddeutschen noch auf Tabellenrang 2 und wollen nun im zweiten Bundesliga-Jahr den erstmaligen Ligaerhalt in der deutschen Beletage schaffen. „Für uns geht es nur um den Klassenerhalt, der eine noch größere Sensation wäre als der Aufstieg“, unterstreicht Trainer Stefan Leitl, der mit seiner Elf im Berliner Olympiastadion mindestens den zweiten Zähler der Spielzeit 2021/22 einfahren möchte. Vor dem Aufeinandertreffen in der Hauptstadt nimmt herthabsc.com die Franken noch einmal genau unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Nach vier Spieltagen haben die Weiß-Grünen die 'Rote Laterne' inne. Im ersten Heimspiel gegen Arminia Bielefeld gelang der Leitl-Elf ein Punktgewinn, in den Vergleichen mit dem VfB Stuttgart, Mainz 05 sowie dem VfL Wolfsburg ging der Aufsteiger leer aus. Auch im DFB-Pokal war bereits in Runde eins Schluss, beim SV Babelsberg zog der dreifache Deutsche Meister im Elfmeterschießen den Kürzeren. Nun soll umso fokussierter auf das große Ziel Klassenerhalt hingearbeitet werden. „Natürlich sind die Gegner stärker und bestrafen Fehler schneller, aber wir haben eine gute Mannschaft und können in der Bundesliga mithalten. Jetzt müssen eben die Ergebnisse folgen“, sagt Neuzugang Sebastian Griesbeck.

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Natürlich sind die Gegner stärker und bestrafen Fehler schneller, aber wir haben eine gute Mannschaft und können in der Bundesliga mithalten. Jetzt müssen eben die Ergebnisse folgen.
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-Sebastian Griesbeck

Die Fürther im Fokus: Der Erfolg machte viele Leistungsträger der Franken für andere Clubs interessant. Junge Spieler wie Paul Jaeckel, David Raum, Anton Stach und Sebastian Ernst verließen den Verein, sodass nun andere Profis gefragt sind. Die sportliche Leitung verpflichtete für die Herausforderung Bundesliga neben jüngeren Profis mit Perspektive auch erfahrene Akteure wie Nick Viergever und eben Griesbeck, die der Mannschaft Halt geben sollen. „Nick hat die komplette Kette stabilisiert. Er hat ein sehr gutes Coaching und ist ein Spieler, der seit Jahren auf allerhöchstem Niveau agiert. Bei Sebastian war uns klar, dass er uns durch seine Art, Fußball zu spielen, Stabilität im Zentrum verleiht“, lobt der Übungsleiter seine Neuzugänge. Eine ebenfalls erfahrene Konstante, die geblieben ist, ist Kapitän Branimir Hrgota. Der 28-Jährige sammelte im Aufstiegsjahr starke 24 Scorerpunkte (16 Tore, acht Vorlagen) und knipste auch in dieser Saison bereits einmal. Auf seine Tore wird es für den 1903 gegründeten Verein wohl auch in diesem Jahr ankommen.

Die Schnittstellen: Im Sommer liehen die Fürther unser Eigengewächs Jessic Ngankam aus. Ein Treffen auf dem Rasen fällt aber leider aus, da der Offensivspieler sich einen Kreuzbandriss zuzog und noch monatelang ausfallen wird. Ein Wiedersehen wird es aber mit einigen Schlussmännern geben, die bereits unsere Fahne auf der Brust trugen. Sascha Burchert ist ebenso ein blau-weißes Eigengewächs wie Leon Schaffran, der in dieser Saison bereits zwei Mal als Ersatzmann auf der Bank Platz nahm. Mit Burchert spielte unser Coach sogar noch zusammen. "Sascha ist ein sehr guter Junge. Er hat immer hart gearbeitet, sowohl an sich selbst als auch für die Mannschaft. Der Wechsel hat ihm gut getan, das spürt man, wenn man ihn auf dem Feld sieht. Ich hoffe, dass er Freitag nicht seinen besten Tag hat", schmunzelte Dárdai auf der Pressekonferenz im Vorfeld. "Grundsätzlich wünsche ich einem solchen Spieler natürlich alles Gute!" Trainiert werden beide von einem weiteren alten Bekannten: Christian Fiedler arbeitet seit 2015 als Torwartrainer bei der SpVgg, zuvor wirkte der gebürtige Berliner zwischen 2009 und 2013 in gleicher Funktion bei unserem Hauptstadtclub. Als Spieler verbrachte der Schlussmann seine gesamte Laufbahn an der Spree und stand in 271 Pflichtspielen für Hertha BSC auf dem Rasen. Auch Leitls Co-Trainer André Mijatović hat eine blau-weiße Vergangenheit: Zwischen 2010 und 2012 stand der Kroate in 52 Pflichtspielen mit der Fahne auf der Brust auf dem Feld.

Raffael und Valeri Domovchiyski setzen sich gegen einen Fürther Gegenspieler durch.
Gemeinsam sind wir stark: Raffael und Domovchiyski setzen sich im letzten Spiel gegen Fürth durch.

Die besonderen Duelle: Beim bislang letzten Kräftemessen im Berliner Olympiastadion triumphierten unsere Spreeathener mit 2:0. Valeri Domovchiyski und Raffael schossen den Erfolg in der Saison 2010/11 heraus, an deren Ende die Zweitliga-Meisterschaft und der Wiederaufstieg standen. Vergleiche mit der Spielvereinigung aus Franken haben jedoch gleichzeitig eine lange Historie. In der erfolgreichen Ära zwischen 1926 und 1931, als unser Team um den legendären 'Hanne‘ Sobek sechs Endspiele um die Deutsche Meisterschaft erreichte, kreuzten sich die Wege beider Clubs mehrfach. Zwei Mal standen sich unsere 'Alte Dame' und das 'Kleeblatt‘ im Endspiel gegenüber, zwei Mal siegte Fürth (1926 und 1929). Bei zwei weiteren Vergleichen gewannen unsere Berliner jedoch im Halb- (1927) sowie im Viertelfinale (1931). Dieser letzte Sieg ebnete unseren Blau-Weißen den Weg zum zweiten Meistertitel.

Die Meinung über unsere Elf: Der Trainer der SpVgg hat den jüngsten Auswärtssieg unserer Elf aufmerksam verfolgt. "Hertha hat aus den ersten Spielen offenbar die richtigen Schlüsse gezogen und aus seinen Umschaltmomenten in Bochum großes Kapital geschlagen", sagt der Coach unserer kommenden Gäste. Für den Auftritt seiner Truppe erwartet Leitl Flexibilität und gute Arbeit gegen den Ball. "Ich bin gespannt, wie die Herthaner gegen uns agieren werden. Wir sind für alle Eventualitäten vorbereitet, haben einen Plan und wollen eine insgesamt stabilere Leistung zeigen als zuletzt. Die Balance im Spiel muss die Basis für unser Spiel sein - das wollen wir in Berlin bereits umsetzen!"

von Konstantin Keller