Leipzig-Trainer Jesse Marsch ist an der Seitenlinie aktiv.
Profis | 24. September 2021, 12:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Leipzig

Der Saisonstart und RasenBallsport Leipzig – das passte zuletzt eigentlich immer ganz gut zusammen. In den vergangenen beiden Spielzeiten sammelten die ‘Roten Bullen‘ in den ersten fünf Partien jeweils 13 Punkte. Doch in diesem Jahr läuft es noch nicht so wie gewünscht. Lediglich vier Zähler stehen momentan auf der Habenseite – das ist für RBL Bundesliga-Negativrekord. Offensiv stottert der Motor noch ein wenig, defensiv fehlt die sonst so gewohnte Stabilität. Der Start für Nagelsmann-Nachfolger Jesse Marsch ist also durchaus anspruchsvoll, die Nähe zu seinen Spielern verliert der US-Amerikaner dabei nicht. „Jesse will wissen, was wir denken. Wir haben viel darüber gesprochen, wie wir spielen wollen und müssen gegen Berlin gewinnen“, zeigt sich Offensivakteur Emil Forsberg motiviert. Vor dem Kräftemessen in der Messestadt nimmt herthabsc.com den UEFA Champions-League-Teilnehmer unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Nach der Auftaktniederlage in Mainz folgte ein klarer 4:0-Erfolg gegen Stuttgart - doch seitdem wartet unser kommender Gegner auf den zweiten ‘Dreier’ der Saison. In Wolfsburg (0:1) und gegen Bayern (1:4) setzte es zwei schmerzhafte Niederlagen. Das jüngste 1:1 in Köln bot viel Spektakel mit Möglichkeiten auf beiden Seiten und phasenweise attraktiven Tempofußball, doch der erhoffte zweite Sieg blieb aus. „Wir müssen mit so vielen Chancen vorne konsequenter sein. Alles war da, wir haben gut gespielt und gekämpft”, sagte der Übungsleiter der Leipziger zu der Begegnung. “Wir müssen dieses Spiel zwar gewinnen, die Entwicklung passt. Wir sind in einer schwierigen Phase, aber ich glaube an diese Mannschaft”, so der 47-Jährige. Nach dem einen Zähler in der Domstadt sollen gegen unseren Hauptstadtclub nun drei folgen. „Fakt ist, dass wir zu wenig Punkte und keinen guten Start hingelegt haben. Da helfen nur Siege. Und damit müssen und werden wir gegen Berlin anfangen”, gibt Stürmer Yussuf Poulsen die Marschrichtung vor. In der UEFA Champions League lieferte das Team eine unterhaltsame Partie, zu viele Gegentreffer verhinderten in Manchester gegen die ‘Citizens’ jedoch ein besseres Ergebnis (3:6). Im DFB-Pokal trifft der Finalist der Vorsaison nach einem souveränen 4:0 gegen Sandhausen in der 2. Hauptrunde auf den SV Babelsberg 03.

[>]
Fakt ist, dass wir zu wenig Punkte und keinen guten Start hingelegt haben. Da helfen nur Siege. Und damit müssen und werden wir gegen Berlin anfangen.
[<]

-Yussuf Poulsen

Die Leipziger im Fokus: Die Punktausbeute zeigt, dass beim Vizemeister im sechsten Bundesliga-Jahr noch nicht alles nach Plan läuft. Nach den Abgängen von Julian Nagelsmann samt Trainerstab und den Wechseln von Ibrahima Konaté (Liverpool), Marcel Sabitzer und Dayot Upamecano (München) steckt die Mannschaft mitten in der Entwicklungsphase. Diese Herausforderung geht Trainer Marsch in seiner Premieren-Saison im deutschen Oberhaus voller Tatendrang ein. „Wir wollen alle mehr, aber wir sind gerade in einer Phase, in der wir um alles kämpfen müssen, um jeden Zentimeter des Platzes: das hat einen Effekt auf die Spieler. Bälle, die normalerweise reingehen, sind dann plötzlich schwieriger. Wir brauchen im Moment Stabilität", sagt der ehemalige Coach aus Salzburg und führt weiter aus: „Wir versuchen, Dinge simpel und klar zu machen, damit wir auf dem Platz alles umsetzen können." In Mohamed Simakan holte der Europapokal-Starter einen jungen, talentierten Innenverteidiger aus Frankreich. Für die Offensive verpflichteten die Leipziger André Silva aus Frankfurt. Der Torjäger - 2020/21 mit 28 Buden der Spieler mit den zweitmeisten Treffern - knipste nach seinem Abgang aus Hessen bislang einmal.

Die Schnittstellen: Viele Wechsel im Sommer verhindern das große Wiedersehen im Herbst. Matheus Cunha, der zwei Jahre für Leipzig spielte, verließ unseren Hauptstadtclub im Sommer in Richtung Atlético Madrid. Auch für Lazar Samardžić fällt das Aufeinandertreffen mit unserer ‘Alte Dame‘ aus. Unser Eigengewächs verdient sein Brot inzwischen in der Serie A bei Udinese Calcio. Nur ein aktiver Akteur trifft auf seinen ehemaligen Club: Davie Selke schnürte bei den Leipzigern für zwei Spielzeiten seine Schuhe. Dabei schoss unser Stürmer in 53 Partien 14 Treffer und gab vier Vorlagen. RasenBallsport-Angreifer Yussuf Poulsen steht mit seinem ehemaligen Teamkollegen noch in Kontakt – in den 90 Minuten ruht die Freundschaft jedoch. „Ich bin froh, dass er wieder regelmäßig zum Einsatz kommt. Aber das ändert nichts: Wir brauchen die drei Punkte“, unterstreicht der dänische Nationalspieler seinen Siegeswillen.

Dedryck Boyata im Kopfballduell: Durchschlagskraft und Wille sind auch am Samstag wieder gefragt.
Dedryck Boyata im Kopfballduell: Durchschlagskraft und Wille sind auch am Samstag wieder gefragt.

Das besondere Duell: Die Begegnungen beider Teams versprechen immer viele Tore – im Schnitt fallen in 90 Minuten über vier Treffer. Auch beim Kräftemessen am 28. Spieltag der Saison 2019/20 sahen die Zuschauerinnen und Zuschauer den einen oder anderen Ball im Netz zappeln. Unsere frühe Führung durch Marko Grujić drehten Lukas Klostermann (24.) und Patrik Schick (68.) für die Gastgeber. Dank eines verwandelten Foulelfmeters von Krzysztof Piątek (82.) entführten unsere Berliner aber immerhin einen Punkt aus Leipzig. Die Blau-Weißen von Trainer Bruno Labbadia blieben damit nach der Corona-Pause auch im dritten Spiel ungeschlagen. „Ich bin sehr glücklich, dem Team geholfen zu haben. Für mich ist das am wichtigsten“, sagte unsere Nummer 9 nach seinem späten Ausgleichstreffer.

Die Meinung über unsere Elf: RasenBallsport-Trainer Jesse Marsch registriert, dass unsere ‘Alte Dame‘ zurzeit einen Lauf hat. „Mit Hertha BSC kommt ein selbstbewusstes Team zu uns, das sich in einer guten Phase befindet. Sie haben nun, auch dank ihrer tiefen und intensiven Verteidigung, zwei Mal in Folge gewinnen können“, so der Coach. Für den gebürtigen Amerikaner ist vor allem in der eigenen Defensive höchste Aufmerksamkeit gefragt. „Wir müssen aggressiv vor dem Tor agieren, dabei aber bereit für die Restverteidigung sein! Die Räume dürfen gegen Hertha nicht offenbleiben. Die Berliner suchen schnell die Umschaltmomente - auch bei Standards müssen wir vorsichtig sein“, mahnt der Fußballlehrer vor den Kontersituationen und den ruhenden Bällen unserer Hauptstädter.

von Moritz Büscher