Fredi Bobic gestikulierend im Mediengespräch.
Profis | 2. September 2021, 15:15 Uhr

„Spieler, die für unser Trikot brennen“

61 Tage mit Gesprächen, Verhandlungen und abgeschlossenen Verträgen sind in Fußball-Deutschland seit Dienstagabend um 18:00 Uhr offiziell beendet. Mit der Schließung des Sommer-Transferfensters haben alle Herthanerinnen und Herthaner endgültige Gewissheit, wie das Gesicht unserer Blau-Weißen für die jüngst gestartete Spielzeit 2021/22 aussieht. „Wir sind sehr zufrieden mit unseren Transfers. Wir haben mit voller Überzeugung genau das gemacht, was wir machen wollten und Spieler verpflichtet, die unser Trikot mit Freude und Stolz tragen wollen. Diese Jungs wollen Leidenschaft auf den Platz bringen und sich verbessern – das war unser Ziel“, betonte Geschäftsführer Sport Fredi Bobic in einem Mediengespräch am Donnerstagmittag. Weitere Aussagen des 49-Jährigen zum Saisonstart, Neuzugängen und zu Trainer Pál Dárdai hat herthabsc.com aufgeschrieben. Dabei sprach unser Verantwortlicher im Detail über ...

… den Saisonstart: Mit unserer Ausbeute sind wir nicht mal ansatzweise zufrieden, das ist ganz klar. Wenn du mit null Punkten startest, hast du schlechte Argumente. In den vergangenen Tagen sind wir sehr hart mit uns ins Gericht gegangen, um zu definieren, was wir besser machen müssen. Die guten Ansätze müssen wir herausstellen und daran weiterarbeiten, die schlechte Dinge müssen wir abstellen. Das haben wir gemeinsam mit unserem Trainerteam nüchtern und sachlich analysiert. Jetzt schauen wir, dass wir nach der Länderspielpause für die kommenden Spiele gut gewappnet sind. Nach drei Partien ohne Punkte haben wir jetzt noch keine Mega-Krise, aber es ist ein sehr schlechter Start – das müssen wir so deutlich sagen. Das haben wir uns ganz anders vorgestellt und jetzt sind wir gefordert.

… seine Transferbilanz: Wir sind sehr zufrieden mit unseren Transfers. Wir haben mit voller Überzeugung genau das gemacht, was wir machen wollten und Spieler verpflichtet, die unser Trikot mit Freude und Stolz tragen wollen. Diese Jungs wollen Leidenschaft auf den Platz bringen und sich verbessern. Das war unser Ziel. Auf der anderen Seite haben wir genau die Spieler abgegeben, die nicht mehr so mit dem Herz dabei waren, die ganz andere Wünsche hatten und die nicht mehr an unserem Weg mitarbeiten wollten. Viele Leute denken, dass am letzten Tag viele große Dinge passieren – aber so viele Überraschungen gab es am ‚Deadline Day‘ nicht. Dieser Tag wurde in den vergangenen Jahren medial sehr gepusht. Wir waren relativ zügig mit unseren Planungen durch und uns einig, dass bei uns nicht mehr allzu viel passieren wird. Ich bin ich sehr glücklich und froh, wie wir bisher gearbeitet haben, auch was wir noch am letzten Transfertag geschafft haben und wie wir für jede einzelne Personalie – egal ob Neuzugang oder Abgang – gefightet haben. Wir wollen mit Jugendlichkeit und mit Jungs, die Potenziale besitzen, das Gesicht von Hertha BSC verändern. Es ist unser Auftrag, dass wir Spieler zu Hertha holen, die für unser Trikot brennen – und dann sind auch unsere Fans zufrieden.

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Wir haben selbst Schlagzeilen dazu beigetragen, die nicht positiv waren. Ich übernehme gerne die volle Verantwortung für unseren kommunizierten Transferbalken – da haben wir kein gutes Bild nach Außen gegeben.
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-Fredi Bobic

… die Veränderungen im Kader: Wir haben auf jeden Fall mehr Perspektive – das ist wichtig. Wir müssen in Berlin mal von der Denkweise wegkommen, dass wir hier die ganz großen Namen bei uns im Kader haben müssen. Die hatten wir zwei Jahre lang hier, da hatten wir aber auch zwei Jahre Chaos. Nur weil ich jetzt bei Hertha bin, heißt es nicht, dass ich die Hand auflege und alles von dem einen auf den anderen Tag besser wird. Change bedeutet, dass es einen Wandel gibt. Der Wandel geht aber nicht innerhalb von ein, zwei Monaten, das ist ein langer Prozess, an dem wir arbeiten. Da wollen wir sehr nachhaltig agieren und das ist eine große Aufgabe für uns. Ganz wichtig dabei ist, dass wir hart arbeiten. Ich möchte Spieler sehen, die mit Herz dabei sind, unser Trikot mit Stolz tragen und an unseren Weg glauben.

… die Außendarstellung in den vergangenen Tagen: Unser eingeschlagener Weg ist vielleicht ein steiniger und wir hätten uns das eine oder andere etwas einfacher machen können. Wir haben selbst Schlagzeilen dazu beigetragen, die nicht positiv waren. Ich übernehme gerne die volle Verantwortung für unseren kommunizierten Transferbalken – da haben wir kein gutes Bild nach Außen abgegeben. Da kann ich den Medien oder unseren Fans auch gar keinen Vorwurf machen, dass sie die Dinge negativ sehen oder das dadurch etwas suggeriert wird, dass noch etwas Großes passieren wird. Das war nicht in unserem Sinne und dafür kann ich mich nur bei allen Fans entschuldigen.

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Wir wollen eine Mannschaft, die brennt und die gemeinsam durch dick und dünn geht. Genau nach diesem Kriterium haben wir auf dem Markt gehandelt.
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-Fredi Bobic

… neue Mentalität im Kader: Diese Eigenschaften sind heutzutage super wichtig. Die italienische Nationalmannschaft ist im Sommer nicht Europameister geworden, weil sie die besten elf Einzelspieler auf dem Platz hatte, sondern weil sie die beste Mentalität besaß und alle an einem Strang gezogen haben. Diese Faktoren sind auch für uns wichtig: Wir müssen gemeinsam arbeiten, das weiß auch unser Trainer und unser Sportdirektor – wir sind alle in einem engen Austausch, dass wir genau das auf dem Platz sehen wollen. Wir wollen eine Mannschaft, die brennt und die gemeinsam durch dick und dünn geht. Genau nach diesem Kriterium haben wir auf dem Markt gehandelt. Qualität haben alle unsere Jungs. Natürlich kann man sagen, dass wir Spieler abgegeben haben, die unsere Tore erzielt haben. Aber genau diese Akteure wollten entweder mehr Geld haben, in der Champions League spielen oder hatten mal keine Lust – und diese Einstellung hat dazu geführt, dass der Verein zwei Jahre lang richtig Probleme hatte. Das waren zwar schöne Namen und individuell gute Spieler, aber sie investieren nicht in die Gruppe. Für mich ist die Gruppe das Wichtigste.

… die Flügelposition: Wir haben in Myziane Maolida einen sehr, sehr spannenden Spieler für die Außenbahn bekommen, der genau diese Werte vermittelt und der will. Myziane besitzt viel Geschwindigkeit und vor allem viele Potenziale, die wir abrufen und verbessern müssen, damit wir im Nachhinein sagen können, dass das ein guter Transfer war. Von dem Jungen erwarte ich nicht, dass er uns von jetzt auf gleich alleine auf den Olymp schießt. Ebenso haben wir Marco Richter geholt, der auch auf dem Flügel spielen kann. Wir haben einige Optionen für diese Position. Fakt ist auch, dass Spieler mit größeren Namen mit uns in Verbindung gebracht worden sind, aber da hat dann das Gehalt oder die Ablösesumme nicht gepasst. Wir haben unseren Job auch dahingegen gemacht, dass wir wirtschaftlich sauber aufgestellt und das wir nicht ein großes Risiko eingegangen sind. Wir wissen wie die Pandemie-Lage aussieht und werden dementsprechend auch agieren, denn der Verein steht über allem.

… die Aussagen von Pál Dárdai: Ich war überrascht und nicht erfreut über seine Aussagen. Pál und ich haben uns sehr lange unterhalten und die Dinge ausgeräumt. Ich habe ihm ganz klar gemacht, dass es ausschließlich um Hertha BSC geht und nicht um einzelne Personen. Wir müssen gemeinsam diesen Weg gehen und solche Baustellen brauchen wir nicht. Pál hat emotional reagiert. Emotionen sind schön – auf dem Platz. Solche Aussagen sollten uns nicht passieren. Wir haben sehr klar miteinander gesprochen, aber das finde ich nicht schlimm. Auch beim Trainer darf es mal einen Ausreißer geben. Wir sind davon überzeugt, dass er unsere Mannschaft in die Spur bringen wird.

von Simon Jötten