Vladimír Darida (li.) und Marco Richter im Zweikampf.
Profis | 7. September 2021, 16:43 Uhr

Mit freiem Kopf ans Maximum

Länderspielpausen sind in der Bundesliga ein oft diskutiertes Szenario: Lange Reisen und das Verletzungsrisiko der eigens abgestellten Spieler, kein geregelter Trainingsbetrieb aufgrund zahlreich abwesender Legionäre und vor allem der unterbrochene Spielrhythmus im Ligaalltag. Ist unser Hauptstadtclub auch dieses Mal von den ersten zwei Aspekten betroffen, stellt der letztgenannte Punkt in dieser Phase und nach drei Niederlagen zum Start hingegen einen blau-weißen Vorteil dar. „Das freie Wochenende war wichtig für die Köpfe. Am Montag waren die Jungs bereits laufen und am Dienstag konnten wir so direkt in Spielformen arbeiten. Der Wille war da, die Jungs haben gut trainiert. Wir bereiten uns bestmöglich auf die Partie in Bochum vor“, gab Trainer Pál Dárdai nach der Premiereneinheit am Dienstag Einblicke in den Trainingsplan.

Dieser hielt für unsere Herthaner am Vormittag eine rund 75-minütige Schicht auf dem Schenckendorffplatz bereit, ehe am Nachmittag ein Kraftzirkel à la Henrik Kuchno in zwei Gruppen in der Kabine folgte. Nach Übungsformen zur Ballgewöhnung unter der Leitung von 'Co' Admir Hamzagić standen auf dem Rasen Überzahlsituationen im Fünf gegen Zwei auf dem Programm. Nach Steigerungsläufen diagonal über den Schenckendorffplatz duellierten sich die 14 Feldspieler plus die Torhüter Alexander Schwolow und Oliver Christensen im Acht gegen Acht. Dabei auffällig: Giftige Zweikämpfe, lautstarke Kommandos und ansehnliche Treffer. Vor allem Neuzugang Ishak Belfodil und Mittelfeldmotor Vladimír Darida stellten ihre Treffsicherheit unter Beweis. Nach offiziellem Trainingsende schnappten sich noch einige Dárdai-Schützlinge die Kugel und arbeiteten an ihrem Abschluss. „Die Neuzugänge machen einen guten Eindruck, da müssen wir bewerten, wie lange wir sie in Bochum schon spielen lassen können und auch in welcher Konstellation wir unsere Offensive besetzen“, erklärte der Ungar vor der Dienstreise zum VfL am Sonntag (12.09.21, 17:30 Uhr).

Bildergalerie: Trainingsauftakt vor dem Auswärtsspiel in Bochum

Nationalspieler fehlen, angeschlagene Akteure arbeiten individuell

Im Gegensatz zu Christensen, Myziane Maolida, Belfodil & Co. musste der Fußballlehrer auf die abwesenden Nationalspieler Marcel Lotka, Dedryck Boyata, Peter Pekarík und Jurgen Ekkelenkamp verzichten. Das Quartett stößt Mitte der Woche wieder zum Team. Rune Jarstein (Corona-Erkrankung), Márton Dárdai (Sprunggelenk), Marvin Plattenhardt (muskuläre Probleme im Adduktorenbereich), Davie Selke (Rippenbruch) und Krzysztof Piątek (Fraktur im Sprunggelenk) schufteten allesamt individuell mit Athletiktrainer Hendrik Vieth an ihrem Comeback. Stevan Jovetić weilte wie vereinbart zu medizinischen Untersuchungen seiner Wade bei seinem Arzt des Vertrauens in der Heimat und kehrt im Laufe des Dienstags nach Berlin zurück. „Márton ist für das Wochenende noch fraglich, bei Marvin schauen wir jeden Tag, ob und wann er ins Mannschaftstraining einsteigt“, nahm der 45-Jährige Stellung zu dem Defensivduo.

Aufgrund der derzeit insgesamt zehn Ausfälle steckten unsere Verantwortlichen im Nachgang an die Vormittagseinheit ihre Köpfe zusammen, beratschlagen wie personell nachjustiert werden kann – und bedienen sich dabei in der eigenen Akademie. „Wir werden unseren Kader mit einigen Nachwuchsspielern auffüllen, dazu haben wir mit dem gesamten Trainerteam sowie unserem Sportdirektor eine Sitzung und werden gemeinsam diskutieren, welche Jungs wir für die nächsten Wochen zu uns hochziehen. Wir wollen unseren Jugendspielern eine Chance geben, das war von Anfang an unser Plan“, erläuterte Dárdai, der ebenso noch einmal untermauerte, dass er mit der Zusammenstellung seiner Mannschaft mehr als zufrieden ist. „Wir haben sehr gute Spieler im Kader. Wir müssen sie nun so auf dem Platz aufstellen, dass wir gemeinsam das Maximum herausholen. Da sind wir auf einem guten Weg und dafür habe ich ein gutes Gefühl“, betonte unser Coach abschließend, ehe er sich mit einem deutlichen "Ha, Ho, He!" in Richtung Kabine aufmachte. Das gute Gefühl unseres Übungsleiters soll dann am Sonntag im Ruhrgebiet in die ersten drei Punkte in 2021/22 umgemünzt werden.

von Simon Jötten