SCP-Trainer Sascha Hildmann feuert seine Schützlinge an.
Profis | 26. Oktober 2021, 13:26 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Münster

Als die Bundesliga 1963/64 in ihre erste Saison startete, gehörten auch der SC Preußen Münster und Hertha BSC zu den 16 Gründungsmitgliedern der neuen deutschen Eliteliga. Die Wege der beiden Traditionsclubs trennten sich nach der Spielzeit und dem Abstieg des SCP jedoch. 58 Jahre später liegen drei Divisionen zwischen den ‘Adlerträger’ und unserer ‘Alte Dame’, doch der DFB-Pokal führt die beiden Vereine am Dienstag (26.10.21, 18:30 Uhr) nach über zwölf Jahren mal wieder zu einem Kräftemessen zusammen. Dabei wollen die Münsteraner, bei denen ein alter Bekannter als Sportdirektor fungiert, unserem Hauptstadtclub mit dem eigenen Anhang im Rücken ein Bein stellen. „Unsere Fans werden uns eine ganz besondere Atmosphäre bescheren. Gemeinsam können wir für einen unvergesslichen Abend sorgen und vielleicht ein Wunder schaffen, das nur alle paar Jahre auftritt“, sagt Peter Niemeyer und betont: „Dafür werden wir alles geben!“ Vor dem Duell nimmt herthabsc.com die Preußen noch einmal unter die Lupe.

Die sportliche Situation: In der Regionalliga West haben die Schwarz-Weiß-Grünen aus den ersten 13 Begegnungen 25 Punkte gesammelt. Damit liegt die Elf von Trainer Sascha Hildmann auf Tabellenrang vier und in Schlagweite der Tabellenspitze, die zum Aufstieg berechtigt. Im DFB-Pokal lieferten die Westdeutschen dem VfL Wolfsburg im heimischen Preußenstadion in der 1. Hauptrunde einen großen Kampf, mussten sich sportlich nach Verlängerung aber mit 1:3 geschlagen geben. Doch ein sechster Wechsel wurde den 'Wölfen‘ zum Verhängnis – am grünen Tisch wertete der DFB die Partie mit 2:0 für Münster, was den bevorstehenden Vergleich mit unseren Hauptstädtern ermöglichte. „Nach der Verhandlung haben wir uns nicht wirklich als Gewinner gefühlt. Da wir aber sportlich sehr nah an einer Überraschung dran waren, war der Schritt folgerichtig, Protest beim DFB-Sportgericht einzulegen“, erläutert Niemeyer. „Die Motivation, jetzt auch sportlich noch eine Runde weiterzukommen, ist bei jedem spürbar.“

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Unsere Fans werden uns eine ganz besondere Atmosphäre bescheren. Gemeinsam können wir für einen unvergesslichen Abend sorgen und vielleicht ein Wunder schaffen, das nur alle paar Jahre auftritt. Dafür werden wir alles geben!
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-Peter Niemeyer

Die Münsteraner im Fokus: Der beste Torschütze der Hildmann-Elf ist Thorben Deters. Der Neuzugang aus Lübeck knipste in seinen ersten fünf Einsätzen fünf Mal, ehe eine Muskelverletzung seinen Lauf ausbremste. Der offensive Mittelfeldspieler sammelte nach seinem Comeback jedoch bereits wieder erste Scorerpunkte und ist ein Akteur, den unsere Jungs im Blick haben müssen. Dass große Treffsicherheit gefragt sein wird, wenn die Gastgeber weiterkommen möchten, ist Coach Hildmann und seinen Schützlingen klar. „Wir müssen das nutzen, was wir bekommen. Oder auch mal aus keiner Chance ein Tor machen“, verdeutlicht der Übungsleiter. Tore verhindern soll hingegen ein wichtiger defensiver Eckpfeiler des SCP: Kapitän Julian Schauerte. Der Rechtsverteidiger bringt die Erfahrung von 171 Zweitligapartien, 138 Drittligaeinsätzen sowie einer Spielzeit in Belgien mit.

Die Schnittstellen: Für Preußen-Sportdirektor Niemeyer ist der Leistungsvergleich wie bereits erwähnt ein Wiedersehen. Fünf Saisons und insgesamt 132 Pflichtspiele mit der Fahne auf der Brust stehen für den 37-Jährigen zu Buche. Zwei Aufstiege, ein Abstieg sowie viele denkwürdige Duelle – der ehemalige Mittelfeldspieler hat im blau-weißen Trikot viel erlebt. „Insgesamt überwiegen ganz klar die schönen Erinnerungen. Die Heimspiele im Olympiastadion waren jedes Mal ein Highlight“, berichtet unsere ehemalige Nummer 18. Im Kader seines jetzigen Arbeitgebers stehen zudem einige alte Bekannte von Nils Körber. Mit Farona Pulido stieg unser Torhüter bei seiner Leihe zum VfL Osnabrück 2018/19 gemeinsam auf. Bei seinem Leihjahr in der Fahrradstadt in der Saison 2017/18 spielte der 24-Jährige zudem Seite an Seite mit Keeperkollege Maximilian Schulze Niehues sowie dem aktuell allerdings verletzten Verteidiger Simon Scherder.

Arne Friedrich überspringt beim Duell mit Münster im Jahr 2009 einen Gegenspieler.
Hürde genommen: Beim bis dato letzten Pokal-Duell setzten Arne Friedrich und Co. sich mit 3:1 durch.

Das besondere Duell: Das anstehende Spiel im DFB-Pokal ist nicht das erste Aufeinandertreffen beider Clubs in diesem Wettbewerb. In der Saison 2009/10 führte das Los die Mannschaften aus Münster und Berlin bereits einmal zusammen. Unsere Elf nahm die Hürde gegen die damals ebenfalls in der Regionalliga startenden Hausherren nach einem schweren Stück Arbeit – 3:1 hieß es nach Verlängerung, Raffael (2) sowie Valeri Domovchiyski trafen für Hertha. „Es war zwar schwierig, aber wir haben es uns verdient“, fasste unser damaliger Coach Lucien Favre das Geschehen seinerzeit zusammen.

Die Meinung über unsere Elf: SCP-Trainer Hildmann setzt gegen unsere Blau-Weißen auf die stimmungsvolle, heimische Kulisse. „Wir müssen von unseren Fans getragen werden und wollen dann über uns hinauswachsen. Wir wollen auch aggressiv sein und den Gegner unter Druck setzen“, gibt der Fußballlehrer vor. Gleichzeitig ist den Münsteranern bewusst, dass für einen Pokalcoup vieles passen muss. „Hertha BSC wird uns, denke ich, nicht unterschätzen. Die Berliner werden auch ihre Hausaufgaben machen und große Klasse auf dem Feld haben. Die Mannschaft hat natürlich individuelle Qualität“, weiß der 49-Jährige, bei dem dennoch positive Gefühle klar überwiegen. „Auf dieses Spiel freuen wir uns alle sehr“, sagt Hildmann.

von Konstantin Keller