Oliver Glasner erteilt Filip Kostić Anweisungen.
Profis | 15. Oktober 2021, 14:37 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Frankfurt

Dass sich Stimmungen und Einschätzungen zum bisherigen Saisonverlauf im Tagesgeschäft Profifußball schnell drehen können, ist eine von Offiziellen und Spielern gern zitierte Weisheit. Beim kommenden Kontrahenten unserer Herthaner kann man aktuell ein Lied davon singen. Das Warten auf den ersten Saisonerfolg dauerte bei Eintracht Frankfurt bis Ende September. Doch mit einem Last-Minute-Sieg in der UEFA Europa League beim FC Royal Antwerpen (1:0) und dem 2:1-Coup beim FC Bayern gelangen den Hessen wichtige erste ‘Dreier‘. Diese sollen nun die Basis für einen erfolgreichen Herbst darstellen, den Trainer Oliver Glasner und sein Team mit dem ersten Heimsieg einläuten möchten. Dabei gilt für den Österreicher ein weiteres bewährtes Motto. „Wir halten uns immer nur kurz mit dem Geschehenen auf. Nach Siegen wie nach Niederlagen – der Fokus geht immer nach vorne“, unterstreicht der Trainer. Vor dem Duell im Frankfurter Stadtwald nimmt herthabsc.com unsere Gastgeber unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Die Eintracht liegt nach sieben Spieltagen einen Platz und zwei Punkte vor unserer 'Alten Dame‘. Während mit Rang 13 in der Liga sowie vier Zählern aus zwei Partien in der UEFA Europa League noch alles für die Sportgemeinde drin ist, strich der Traditionsclub im DFB-Pokal bereits in der 1. Hauptrunde bei Waldhof Mannheim die Segel (0:2). Der Terminkalender der Hessen bleibt dennoch eng getaktet: Nach fünf Aufgaben im September hält der Oktober fünf weitere Pflichtspiele bereit. Ein Programm, das Oliver Glasner mit seinem Team Schritt für Schritt lösen möchte. „Das Entscheidende ist, dass wir Spiel für Spiel den Fokus finden, uns mit unseren Aufgaben auseinanderzusetzen. Wenn uns das gelingt, werden wir mehr Spiele gewinnen als umgekehrt“, prophezeit der Coach.

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Das Entscheidende ist, dass wir Spiel für Spiel den Fokus finden, uns mit unseren Aufgaben auseinanderzusetzen. Wenn uns das gelingt, werden wir mehr Spiele gewinnen als umgekehrt.
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-Oliver Glasner

Die Frankfurter im Fokus: Beim Gewinnen in München tat sich Kevin Trapp besonders hervor. Der erfahrene Keeper erwischte einen Sahnetag und war entscheidender Rückhalt seines Teams. Mit 220 Pflichtspielen steht der Schlussmann inzwischen in den Top-30 der meisten Einsätze im Trikot mit dem Adler auf der Brust und ist auch aufgrund seiner Erfahrung ein echter Eckpfeiler der Elf vom Main. Ein solcher ist auch Filip Kostić. Neben dem Topscorer nicht unerwähnt bleiben soll jedoch ein weiterer echter Dauerbrenner im Mittelfeld - Djibril Sow. Der Schweizer sammelte bisher die meisten Minuten aller SGE-Feldspieler und überzeugt dabei mit wie gegen den Ball. Exemplarisch die Szene vorm Siegtreffer in München, als Sow tief in der gegnerischen Hälfte einen verloren geglaubten Ball im Nachsetzen noch eroberte und zu Torschütze Kostić weiterleitete. „Unsere zentralen Mittelfeldspieler müssen sehr weite Wege gehen und machen das auch. 'Djibi‘ spielt bislang eine sehr, sehr gute Saison“, lobt Coach Glasner seinen Schützling.

Die Schnittstellen: Das Kräftemessen am Samstag stellt für mehrere Herthaner eine Reise in die eigene Vergangenheit dar. Prince Boateng schnürte zwischen 2017 und 2018 seine Schuhe für die 'Adler‘ und gewann mit seinem Ex-Club den DFB-Pokal. Auf der Gegenseite freuen sich alte Bekannte auf das Wiedersehen, wenngleich es auf dem Rasen keine Geschenke geben soll. „Danach kann man sich unterhalten und ein Käffchen einschenken. Aber in den 90 Minuten geht es zur Sache, da wollen wir das Spiel gewinnen“, verdeutlicht Timothy Chandler. Noch länger am Main tätig war unser Geschäftsführer Sport. Fredi Bobic prägte vor seinem Wechsel an die Spree im vergangenen Sommer die erfolgreichste Ära der jüngeren Vereinsgeschichte maßgeblich mit. „Ich freue mich auf die Rückkehr, das erste Spiel ist dabei immer etwas Besonderes. Ich hatte fünf tolle Jahre dort und hoffe, dass wir am Samstag ein schönes Spiel mit dem richtigen Ergebnis für uns sehen“, sagt der 49-Jährige. Auch für Andreas Menger ist die Dienstreise an den Main eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Unser Torwarttrainer spielte als Profi fünf Jahre in Frankfurt und begann dort auch seine heutige Laufbahn. Ebenfalls alte Bekannte sind die Routiniers Peter Pekarík und Makoto Hasebe, die in ihrer gemeinsamen Zeit beim VfL Wolfsburg 2009 die Deutsche Meisterschaft bejubelten.

Davie Selke bejubelt sein Führungstor im April 2018.
Davie Selke bejubelt sein Führungstor im April 2018.

Die besonderen Duelle: Im Januar dieses Jahres gewann der Liga-Champion von 1959 nach sechs vergeblichen Anläufen mal wieder ein Heimspiel gegen unsere Hauptstädter. Zuvor hatten Berliner Gastspiele am Main jahrelang Punktgewinne und nicht selten auch dramatische Partien garantiert. Die torreichen Remis im Dezember 2014 (4:4) und September 2016 (3:3) dürften dabei ebenso allen Herthanerinnen und Herthanern in Erinnerung geblieben sein wie der klare 3:0-Auswärtserfolg im April 2018. Für eine Wiederholung solch positiver Resultate braucht es in Frankfurt Fokus und Widerstandskraft. „Pál wird den Jungs die richtigen Worte mit auf den Weg geben“, ist sich Bobic sicher. „Ich erwarte vom Team, dass es weiß, was auf uns zukommt. Uns erwartet eine Mannschaft, die sehr körperbetont spielt und sich von den Fans mitreißen lassen kann. Es wird eine schwierige Aufgabe, aber trotzdem müssen wir den Widerständen trotzen“, sagt unser Geschäftsführer Sport.

Die Meinung über unsere Elf: Auch im Lager des fünfmaligen DFB-Pokalsiegers ist der Respekt vor dem Gegner ausgeprägt. „Die Berliner haben ein Team mit viel Qualität, sie haben momentan nur keinen guten Lauf. Ähnlich wie es bei uns war, wollen sie einen Sieg erzwingen. Das wollen wir verhindern und endlich einen Heimsieg landen“, gibt Flügelspieler Chandler gleichzeitig aber ein klares Ziel aus. Sein Trainer betont ebenfalls die Qualität unserer Spreeathener. „Hertha hat eine sehr gute Mannschaft mit erfahrenen Spielern wie Prince Boateng und Nationalspielern wie Krzysztof Piątek, Dedryck Boyata und Niklas Stark an der Spitze. Wir haben großen Respekt“, unterstreicht der Österreicher.

von Konstantin Keller