TSG-Trainer Sebastian Hoeneß applaudiert seinem Team.
Profis | 29. Oktober 2021, 12:57 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Hoffenheim

"Zu Hause ist es immer noch am schönsten" besagt ein bekanntes Sprichwort, das auf unseren kommenden Gegner momentan zuzutreffen scheint. Während sich die Hoffenheimer auswärts im Ligabetrieb schwertun, haben sie die vergangenen drei Pflichtspiele in Sinsheim mit einem Torverhältnis von 13:2 für sich entschieden. „Wir freuen uns auf die nächste Heimpartie", schmunzelt Cheftrainer Sebastian Hoeneß aus gutem Grund. Erst am Dienstag zogen seine Schützlinge durch ein 5:1 gegen den Zweitligisten Holstein Kiel ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. „Wir wissen natürlich, dass Hertha ein anderes Kaliber ist", misst der Coach dem jüngsten Erfolg allerdings keine allzuhohe Bedeutung für das bevorstehende Kräftemessen bei. Was am Freitagabend (20:30 Uhr) auf unsere Blau-Weißen zukommt und wie unser Gegenüber tickt, beleuchtet herthabsc.com für euch in der Gegnervorschau.

Die sportliche Situation: Das Pendel bei den Hausherren schlug in den vergangenen Wochen in verschiedene Richtungen aus. Entweder gewann die TSG hoch oder sie geriet ein wenig unter die Räder. Ein Beleg dafür: In den vergangenen fünf Partien inklusive Pokal gewannen oder verloren die Kraichgauer jeweils mit mindestens zwei Toren Unterschied. Der höchste Sieg dabei war das 5:0 gegen den 1.FC Köln am 8. Spieltag, die höchste Niederlage das 0:4 bei den Bayern eine Woche später. Auch unserem Übungsleiter Pál Dárdai ist diese Ambivalenz der Leistungen nicht entgangen: „Die Hoffenheimer spielen wie wir je nach Tagesform“, erklärt der Ungar. „In manchen Partien sieht es nicht so gut aus, in anderen dafür perfekt.“ Diese Ähnlichkeiten in den Auftritten beider Mannschaften erklärt die Tabellensituation: Die Kraichgauer rangieren mit elf Punkten auf dem elften Platz - einen hinter unseren Herthanern.

Die Hoffenheimer im Fokus: Ein 1899er hat in den vergangenen Spielen mit besonders starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht – Oliver Baumann. „Oli ist für mich absolute Bundesliga-Spitze. Er ist unser Kapitän und spielt Woche für Woche hervorragend. Die Form kann er gerne so halten", lobt ihn sein Trainer. Trotz individuell starken Spielern kommt der Bundesliga-Aufsteiger von 2008 über seine Mannschaftsleistung, kein anderes Team in der Bundesliga hat mehr unterschiedliche Torschützen – ganze zwölf an der Zahl. Zum Vergleich: Bei unserer 'Alten Dame‘ sind es halb so viele.

Die Schnittstellen: Das Kräftemessen ist für viele Protagonisten eine Reise in die Vergangenheit. Sebastian Hoeneß ist ein echtes Urgestein unserer U23 - zwischen 1999 und 2006 sowie zwischen 2007 und 2010 bestritt der jetzige Fußballlehrer insgesamt 164 Partien für unsere Amateure (29 Tore). „Ich habe lange in Berlin gelebt und gespielt. Ich freue mich immer wieder auf Hertha zu treffen", erzählt der Coach der Kraichgauer. Zudem hatte der 39-Jährige noch etwas zu einem Ex-Hoffenheimer zu sagen, der nun für unsere ‘Alte Dame‘ stürmt. „Ishak Belfodil war immer fleißig und hat super trainiert. Ich freue mich für ihn, dass er nun in Berlin ist. Wir haben uns super verstanden und hatten einen guten Draht zueinander.“ Die Messlatte für ehemalige Stürmer der TSG in Berlin liegt hoch: Vedad Ibišević traf für die Sinsheimer 43 Mal, für unsere Spreeathener sogar noch zwei Mal mehr. Inzwischen versucht der 37-Jährige als unser Offensivtrainer, die Torquote unserer vordersten Reihe zu steigern. Gegen einen entscheidenden Treffer am Freitag hätten wir nichts einzuwenden.

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Die Berliner stehen sehr kompakt, lassen kaum etwas zu. Sie sind sehr stark darin, den Ball zu erobern und dann schnell zu kontern.
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-Sebastian Hoeneß

Die besonderen Duelle: Begonnen haben unsere Bundesliga-Duelle mit den Kraichgauern im November 2008. Im ersten Aufeinandertreffen überhaupt erzielte Andriy Voronin das goldene Tor zu unserem 1:0-Sieg über den späteren Herbstmeister. Damals standen sich drei Spieler gegenüber, die inzwischen nicht mehr aus unserem Verein wegzudenken sind. Bereits erwähnter Ibišević für den Emporkömmling sowie Pál Dárdai und Arne Friedrich mit unserer Fahne auf der Brust. Am 34. Spieltag der Saison 2011/12 trafen unsere Herthaner mit dem Rücken zur Wand auf die Hoffenheimer, die damals Markus Babbel und Rainer Widmayer trainierten. Unsere Blau-Weißen mussten punkten, um den direkten Abstieg zu vermeiden - und dank eines 3:1 durch einen Doppelpack von Änis Ben-Hatira und dem erlösenden Last-Minute-Treffer von Raffael sprangen unsere Spreeathener auf den Relegationsplatz.

Die Meinung über unsere Elf: Dass unsere Hauptstädter momentan nicht unbedingt ein Wunschgegner sind, lässt auch Hoeneß durchblicken. „Die Berliner stehen sehr kompakt, lassen kaum etwas zu. Sie sind stark darin, den Ball zu erobern und dann schnell zu kontern.“ Zudem fand der Sohn von Dieter Hoeneß auch eine Erklärung für die steigende Leistungskurve unserer Blau-Weißen. „Hertha hat im Sommer den Kader ordentlich durchgeschüttelt, daher musste sich das Team erst einmal finden. Es dauert seine Zeit bis sich eine Kontinuität entwickelt und es sieht danach aus, als hätten sie diese gefunden."

von Nicolaus Seiler