Markus Weinzierl streckt seinen rechten Arm aus.
Profis | 26. November 2021, 12:00 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Augsburg

Dass in der Bundesliga trotz jahrelanger Dominanz des FC Bayern München dennoch immer etwas Unvorhersehbares passieren kann, erfuhr der Rekordmeister am vergangenen Wochenende am eigenen Leib. Der vor dem Duell auf dem Relegationsplatz stehende FC Augsburg feierte mit einem 2:1 gegen den FCB einen Achtungserfolg - und bewies mal wieder, dass im deutschen Oberhaus jeder jeden schlagen kann. „Es gibt nichts Schöneres als vor vollem Haus mit unseren fantastischen Fans ein Spiel gegen den FC Bayern zu gewinnen. Mit Einsatz, Leidenschaft und Konsequenz haben wir nicht nur verteidigt, sondern auch unsere Chancen in der Offensive erspielt“, freute sich Torschütze André Hahn über den dritten Saisonsieg. Entsprechend selbstbewusst reisen die bayerischen Schwaben zur Partie am Samstag (27.11.21, 15:30 Uhr, hier Tickets buchen) in die Hauptstadt. herthabsc.com hat unseren Kontrahenten des 13. Spieltages beleuchtet.

Die sportliche Situation: Der bereits erwähnte Erfolg gegen die Elf von Julian Nagelsmann stellt eines der wenigen bisherigen Highlights in der laufenden Spielzeit dar. Nach vier sieglosen Partien zum Start lies der FCA einen Heimsieg (1:0) gegen Mönchengladbach folgen. Doch auch anschließend kam der Aufsteiger von 2011 nicht richtig in Tritt: Erst nach erneut vier Begegnungen ohne 'Dreier' gelang den Rot-Grün-Weißen ein am 10. Spieltag ein überzeugendes 4:1 gegen Stuttgart. Dass die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl ihre drei bisherigen Siege allesamt vor eigenem Publikum einfuhr, verdeutlicht der Blick auf die Auswärtstabelle: Dort belegen die Fuggerstädter mit nur zwei Zählern den vorletzten Rang. „Jede Serie ist dazu da, um sie zu brechen. Ich habe einen guten Eindruck von der Woche. Wir haben Punkte geholt, die wir vorher haben liegen lassen. Wir wissen, dass es jetzt eine brutal wichtige Phase ist!", erklärt der Coach vor der Aufgabe bei unseren Spreeathenern.

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Jede Serie ist dazu da, um sie zu brechen. Ich habe einen guten Eindruck von der Woche.
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-Markus Weinzierl

Die Augsburger im Fokus: Dass in Reece Oxford (drei) hinter Florian Niederlechner (vier) ein Innenverteidiger auf Platz zwei der internen Torschützenliste steht, spricht Bände. Denn nur drei Teams erzielten noch weniger Treffer als der UEFA Europa League-Teilnehmer aus 2015/16 (elf). Bei Eckbällen performen die Süddeutschen hingegen zuverlässig: Nur die Freiburger waren mit vier Toren häufiger nach einer Ecke erfolgreich als der FCA (drei). Auch in der Defensive stimmt die Zuordnung nach Ecken: In einer solchen Situation ist das Team um Keeper Rafał Gikiewicz noch ohne Gegentor. Mit dieser Stabilität möchten die Augsburger an der Spree etwas Zählbares holen. "Das Spiel gegen Bayern war schön, aber es ist kein Grund, sich zurückzulehnen. Der Anspruch ist, dass wir in Berlin nachlegen. Ich habe gelesen, dass wir dort noch nie gewonnen haben. Das müssen wir ändern!", gibt Weinzierl die Richtung vor.

Die Schnittstellen: Das Kräftemessen steht auch im Zeichen eines im Sommer vollzogenen Tauschgeschäftes zwischen beiden Clubs. Während Marco Richter nach neun Jahren in der Fuggerstadt zu unseren Blau-Weißen gewechselt ist, verlieh unserer Hauptstadtclub hingegen Eigengewächs Arne Maier bis Saisonende an den Liga-Kontrahenten. „Arne macht es gut und wird von Spiel zu Spiel besser. Er ist ein junger Spieler, aber zahlt das Vertrauen bisher zurück. Ich hoffe, er macht es im Duell mit seinem Ex-Verein jetzt auch wieder gut!", lobt Weinzierl seinen Schützling. Auch Richter ist die spezielle Konstellation am Samstag durchaus bewusst. „Selbstverständlich ist das erste Wiedersehen mit den ehemaligen Kollegen etwas ganz Besonderes. Ich habe noch viel Kontakt zu den Jungs. Doch am Samstag muss ich das für 90 Minuten ausblenden und fokussiere mich rein auf die sportliche Aufgabe. Denn wir wollen eine Reaktion zeigen!“, blickt unsere Nummer 23 auf die Begegnung. 

Dodi Lukebakio und Krzysztof Piątek bejubeln den Siegtreffer.
Torschützen unter sich: Dodi Lukebakio und Krzysztof Piątek bejubeln den wichtigen Siegtreffer.

Die besonderen Duelle: Heimspiele gegen den FC Augsburg liegen unserer 'Alten Dame' besonders. So drehten unsere Jungs auch das jüngste Aufeinandertreffen im Olympiastadion gegen den 15. der Vorsaison. Nach einem frühen Rückstand ebneten Krzysztof Piątek (62.) und Dodi Lukébakio (89.) kurz vor Schluss mit einem verwandelten Elfmeter den Weg für den ersten Erfolg nach zuvor neun sieglosen Partien in Serie. „Das war ein brutal wichtiger Sieg, der sich extrem erleichternd anfühlt. Wir sind nicht so gut in die Partie gekommen und haben uns durch das 0:1 zusätzlichen Druck gemacht. In der Halbzeit haben wir das eine oder andere Ding angesprochen, das wir in der zweiten Hälfte viel besser umgesetzt haben", gab Niklas Stark im März dieses Jahres erfreut zu Protokoll. 

Die Meinung über unsere Elf: Dass unsere Herthaner nach der Niederlage in Köpenick eine Reaktion zeigen möchten, erwartet auch Weinzierl. „Bei Hertha BSC ist man aktuell sicherlich auch nicht zufrieden und die Mannschaft wird sich nach dem verlorenen Derby gegen uns wehren wollen. Für uns gilt, Hertha nicht ins Spiel kommen zu lassen. Die Mentalität wird wichtig sein!", schildert der 46-Jährige seine Erwartungen an das Kräftemessen, das seine Männer mit folgender Marschroute bestreiten möchten: „Wir fahren als Einheit nach Berlin, um dort zu gewinnen.“

von Simon Jötten