Die BVB-Profis Erling Haaland und Julian Brandt klatschen ab.
Profis | 17. Dezember 2021, 16:14 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Dortmund

Wenn der Tabellenzweite zum 14. des Tableaus reist, ist die Favoritenrolle erst einmal klar verteilt. Borussia Dortmunds Trainer Marco Rose möchte mit seinem Team eine „bis hierhin schwierige Hinrunde“ an der Spree mit einem Erfolg abschließen. „Ich sehe uns insgesamt auf einem anständigen Weg – bei Hertha wollen wir uns noch einmal ein Erfolgserlebnis holen, das muss unser Ziel sein“, gibt der Fußballlehrer die Marschroute aus. Die Gäste aus dem Ruhrgebiet sollten statistisch gesehen aber auf der Hut sein: An 17. Spieltagen einer Bundesliga-Saison haben unsere Berliner eine einhundertprozentige Erfolgsquote gegen den 1909 gegründeten Traditionsclub. 2013/14 siegte Hertha in einem unvergessenen Duell im Westfalenstadion mit 2:1 und möchte dieses Kunststück nun zu Hause wiederholen. Worauf sich unsere Jungs unabhängig von Zahlenspielen dabei einstellen müssen, verrät herthabsc.com in der Gegnervorschau.

Die sportliche Situation: Der fünfmalige Sieger im DFB-Pokal liegt nach 16 Bundesliga-Spieltagen hinter dem FC Bayern München auf Platz 2. Durch die Niederlage im direkten Duell sowie ein 1:1 gegen den VfL Bochum konnte der Rekordmeister (40) den Vorsprung auf die Borussen (34) allerdings auf sechs Punkte ausbauen, nachdem die Westdeutschen dem FCB zuvor eng auf den Fersen waren. „Wir haben viele ordentliche Spiele gemacht, aber auch Partien gezeigt, in denen noch Luft nach oben war. Mit seinem Sieg in Berlin können wir aus einer anständigen eine sehr anständige Hinserie machen“, umschreibt Coach Rose die Gefühlswelt im Pott. Im DFB-Pokal steht der Titelverteidiger im Achtelfinale, international geht es im kommenden Kalenderjahr in der UEFA Europa League weiter, nachdem der Ballspielverein in der Gruppenphase der Champions League dem AFC Ajax und Sporting CP den Vorsprung lassen musste.

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Wir haben viele ordentliche Spiele gemacht, aber auch Partien gezeigt, in denen noch Luft nach oben war. Mit seinem Sieg in Berlin können wir aus einer anständigen eine sehr anständige Hinserie machen!
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-Marco Rose

Die Dortmunder im Fokus: Es liegt nahe, in dieser Rubrik vor allem auf Erling Haaland einzugehen. Die Statistiken des Norwegers sprechen für sich: 15 Pflichtspiele, 19 Tore, fünf Assists – eine starke Bilanz. Doch es wäre ein Fehler, den Tabellenzweiten nur auf seine Tormaschine zu reduzieren, wie unser Trainer Tayfun Korkut weiß. „Es gibt nicht nur Haaland, den wir gemeinsam stoppen wollen. Der BVB hat sehr viele Spieler mit hoher Qualität. Wir müssen als Mannschaft gut verteidigen“, unterstreicht unser Coach. Ein solcher Akteur ist Julian Brandt, der sich im Jahresendspurt in bestechender Form präsentiert. In den vergangenen vier Spielen war der deutsche Nationalspieler an fünf Dortmunder Treffern direkt beteiligt (zwei Tore, drei Vorlagen). Gegen unser Team erwartet der 25-Jährige nach dem erkämpften Erfolg gegen Fürth erneut einen arbeitsreichen Tag. „Wir müssen sensibilisiert sein für Berlin und wollen die positiven Dinge mitnehmen“, gibt Brandt vor.

Die Schnittstellen: Berührungspunkte zwischen Schwarz-Gelb und Blau-Weiß gibt es einige. Prince Boateng schnürte 2009 unter Jürgen Klopp ein halbes Jahr seine Schuhe für Borussia Dortmund. Das tat einst auch Fredi Bobic, unser Geschäftsführer Sport stand zwischen 1999 und 2002 beim amtierenden DFB-Pokalsieger unter Vertrag. Aktuell sind dort auch zwei ehemalige Herthaner angestellt. Nico Schulz wurde zwischen 2008 und 2015 in unserer Fußball-Akademie ausgebildet und im blau-weißen Trikot zum Bundesliga-Profi. „Berlin ist meine Heimat und Hertha ist mein Verein“, betonte der gebürtige Hauptstädter bereits seine anhaltende Verbundenheit. Das Trikot mit unserer Fahne trug auch Marius Wolf in der Saison 2019/20, als der Außenbahnspieler auf Leihbasis für unsere Spreeathener kickte. Außerdem könnten sich einige Bekannte aus Nationalmannschaften auf dem Rasen begegnen. Thomas Meunier, Axel Witsel und Thorgan Hazard spielten mit Dedryck Boyata bereits Seite an Seite für Belgien. Mahmoud Dahoud wurde mit der deutschen U21 im Jahr 2017 gemeinsam mit Niklas Stark und dem aktuell verletzten Lukas Klünter U21-Europameister, 2019 erreichte der Borusse mit Teamkollege Maximilian Mittelstädt erneut das Endspiel und unterlag Spanien knapp. Ein gemeinsamer Finalsieg gelang auch Marvin Plattenhardt sowie den Dortmundern Brandt und Emre Can: Das Trio gewann mit der A-Nationalmannschaft den Confed Cup 2017.

Marvin Plattenhardt versenkt den Freistoß zum 2:1-Sieg gegen den BVB im Jahr 2017.
Vorbildliche Schusshaltung: Marvin Plattenhardt erzielt per Freistoß den Siegtreffer im März 2017.

Die besonderen Spiele: Spezielle Duelle im Berliner Olympiastadion gab es zwischen BSC und BVB bereits einige. Historisch war die Begegnung im April 1970, als unsere Alte Dame beim 9:1 den höchsten Bundesliga-Sieg unserer Vereinsgeschichte herausschoss. Doch Herthanerinnen und Herthaner müssen nicht so weit zurückblicken, um eine schöne Erinnerung an ein Kräftemessen mit dem achtfachen deutschen Meister parat zu haben. Am 11. März 2017 siegten unsere Jungs in einem spannenden Duell durch Tore von Salomon Kalou und Plattenhardt mit 2:1 – es war bis dato der letzte Heimerfolg gegen die Westfalen. Den Siegtreffer besorgte unser Linksverteidiger mit einem furiosen Freistoß ins Torwarteck. „Es war volles Risiko, das freut mich natürlich, dass es geklappt hat. Wenn es so einen Freistoß gibt, stehen immer zwei oder drei Leute da. Aber ich hatte ein gutes Gefühl“, sagte „Platte“ seinerzeit.

Die Meinung über unsere Elf: Gästecoach Rose erwartet motivierte Herthaner. „Die Berliner werden sich aber auf das Spiel gegen eine Top-Mannschaft freuen und uns ein Bein stellen wollen“, ahnt der gebürtige Leipziger, der die finale Aufgabe des Kalenderjahres mit Respekt angeht. „Hertha hat hohe individuelle Qualität mit viel Tempo und guten Fußballern, die es aber in den letzten Jahren leider eher inkonstant aufs Feld bringen“, sagt der 45-Jährige. Das Ziel seiner Elf ist klar: drei Punkte. „Wir müssen es dafür aber mit dem Ball besser und klarer machen als zuletzt gegen Fürth“, fordert der Fußballlehrer. „Ansonsten wird es schwierig, etwas in Berlin mitzunehmen.“

von Konstantin Keller