
Kiek ma, wer da kommt: Bielefeld
Nach einem Aufstieg in die Bundesliga sprechen viele Trainer und Fußballfachleute davon, dass nicht das erste, sondern das zweite Jahr im deutschen Oberhaus ein schwierigeres Unterfangen ist. Dass an dieser Tatsache etwas dran ist, musste Arminia Bielefeld im bisherigen Saisonverlauf bereits feststellen. Nach dem gelungenen Klassenerhalt 2021 stottert in dieser Spielzeit vor allem der Offensivmotor. Fehlende Effektivität im letzten Drittel kosteten den Bundesliga-Rekordaufsteiger einige wertvolle Zähler im Kampf gegen den Abstieg. Trotz starker Vorstellungen wie zuletzt beim FC Bayern München (0:1) sowie auf heimischem Platz gegen den VfL Wolfsburg (2:2) und den 1. FC Köln (1:1) verpasste der DSC den erlösenden 'Dreier'. Im Duell mit unserer ‘Alten Dame‘ soll nun der zweite Auswärtssieg her. „Bei Hertha ist etwas drin, wenn wir an unser Maximum kommen. Wir müssen so wie in den vergangenen Wochen auftreten“, rechnet sich Fabian Kunze nach den gezeigten Leistungen Chancen im Olympiastadion aus. Vor dem Kräftemessen an der Spree nimmt herthabsc.com die Ostwestfalen noch einmal unter die Lupe.
Die sportliche Situation: Nach dem knappen Ausscheiden in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals beim 1. FSV Mainz 05 (2:3 n.V.) fokussiert sich das Team vom Teutoburger Wald voll auf die Mission Klassenerhalt. In der Liga belegt die Elf von Frank Kramer mit zehn Punkten zurzeit den 17. Tabellenplatz. Ein Grund dafür war das lange Warten auf den ersten Saisonsieg. Nach drei Remis zum Auftakt sammelte Kramers Truppe zwischen dem 4. und 10. Spieltag nur zwei weitere Punkte. Dann löste sich der Knoten: In Stuttgart (1:0) bejubelten die Ostwestfalen erstmals in dieser Spielzeit drei Zähler. Seitdem befindet sich der DSC vor allem spielerisch in einer aufsteigenden Form. Einziges Manko: Wie erwähnt bleiben Siege aus. Neben den Arminen warten nur noch die Fürther Fans auf den ersten Heimerfolg. Damit hadert auch Cédric Brunner: „Wir hauen in jedem Spiel alles rein und erarbeiten uns Chancen, aber schlussendlich können wir nur gewinnen, wenn wir ein Tor mehr erzielen als der Gegner", konstatiert der Rechtsverteidiger.
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Die Bielefelder im Fokus: Dass beim Zweitliga-Meister von 2020 vor allem im Angriff der Schuh drückt, verdeutlicht die Statistik: Fabian Klos und Masaya Okugawa sind mit ihren drei Treffern die besten Knipser im Team. Erfolgreich vor dem gegnerischen Gehäuse waren nur noch drei weitere DSC-Akteure, kein Bundesligist weist weniger Torschützen auf. Dass sein Team offensiv Steigerungspotenzial hat, weiß auch Coach Kramer, der umso erfreuter gewesen sein dürfte, dass Stürmer Bryan Lasme im vergangenen Spiel gegen Köln erstmals im deutschen Oberhaus traf. „Natürlich hat sich bei ihm die Stimmung nach seinem Tor verbessert. Er arbeitet sehr hart und ist ein Kandidat für die erste Elf“, räumt der Übungsleiter seinem Angreifer die Möglichkeit ein, in Berlin von Beginn an aufzulaufen. Ein Akteur, der noch keine Minute verpasste, steht sinnbildlich für einen stärkeren Mannschaftsteil: Keeper Stefan Ortega. Der Schlussmann musste auswärts nur sieben Mal hinter sich greifen – ein Liga-Bestwert, den sich die Kramer-Elf mit Freiburg und Leverkusen teilt.
Die Schnittstellen: Viele Berührungspunkte gibt es zwischen den beiden Kontrahenten nicht. Bei genauerem Hinsehen sticht jedoch ein Mann ins Auge, der sowohl die Bielefelder als auch die Berliner Seite bestens kennt – Arne Friedrich. Unser Mitglied der Geschäftsleitung war auch auf dem Platz ein fester Bestandteil bei unseren Blau-Weißen: Zwischen 2002 und 2010 absolvierte der 42-Jährige 288 Partien im Trikot mit der Fahne auf der Brust. Vor dem Wechsel in die Hauptstadt lief der Verteidiger für Arminia Bielefeld auf, wo er zur Saison 2000/01 den Sprung zum Profi schaffte, zum Stammspieler avancierte und Berliner Begehrlichkeiten weckte. Für solches Interesse sorgten im vergangenen Sommer auch zwei Akteure aus den jeweiligen aktuellen Kadern. Alessandro Schöpf und Suat Serdar spielten bis Sommer beide noch für Schalke 04. Am Samstag kommt es nun zum Wiedersehen.

Die besonderen Duelle: An einen Bundesliga-Heimerfolg gegen die Schwarz-Weiß-Blauen erinnern sich wahrscheinlich nur noch die wenigsten Herthanerinnen und Herthaner zurück. Das liegt nicht an schlechten Resultaten, sondern vor allem daran, dass unser Gast zwischenzeitlich elf Jahre aus der Bundesliga verschwunden war. Der bis dato letzte Leistungsvergleich im Mai 2021 endete mit einem torlosen Remis. Mit dem gleichen Ergebnis hatten alle blau-weißen Fans vermutlich auch schon am 16. Februar 2008 gerechnet, als auf der Anzeigetafel im Olympiastadion nach der regulären Spielzeit ein 0:0 stand. Doch ein Brasilianer im Trikot unserer Spreeathener hatte in der 93. Minute das letzte Wort: Raffael bekam einen unzureichenden Klärungsversuch vor die Füße und schoss den Ball im Sechzehner zum 1:0 in die Maschen – pure Glücksgefühle, die unsere Elf auch an diesem Samstag allen Berliner Anhängerinnen und Anhängern schenken will.
Die Meinung über unsere Elf: DSC-Trainer Kramer weiß um das spielerische Potenzial unserer Blau-Weißen. „Hertha ist eine Mannschaft mit großer individueller Qualität, bei der die Spieler mit ihren einzelnen Aktionen der Partie einen gewissen Dreh geben können“, warnt der Fußballlehrer, der seinem Team zugleich Lösungen mit an die Hand gibt. „Wir müssen diese individuelle Qualität eindämmen und im Mannschaftsverbund aufhalten, da es in Eins-gegen-Eins-Duellen nicht immer möglich sein wird“, unterstreicht der 49-Jährige die Wichtigkeit des kollektiven Arbeitens gegen den Ball.