Karim Onisiwo und Jonathan Burkardt beim Torjubel.
Profis | 14. Dezember 2021, 13:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Mainz

Auch wenn die erste Hälfte der Spielzeit 2021/22 noch nicht geschafft ist, kann Bo Svensson für sich persönlich die erste vollständige Saisonbilanz ziehen. Denn vor dem Duell am zurückliegenden Wochenende mit dem FC Bayern (1:2) stand der Mainzer Cheftrainer bereits 34 Mal – von der Anzahl her also eine komplette Runde – an der Seitenlinie der Rheinhessen. Die Punkteausbeute kann sich dabei mehr als sehen lassen: Seit der Premiere des 42-Jährigen im Januar 2021 sammelten die Nullfünfer starke 54 Zähler, das macht 1,59 pro Spiel. In diesem Zeitraum punkteten nur die Münchner (79), Dortmund (69), Frankfurt (58) und Wolfsburg (57) häufiger. „Die Mannschaft hat einen überragenden Plan. Es wissen alle, wie sie gegen den Ball zu spielen haben. Das ist eine tolle Leistung des gesamten Trainerteams mit Bo an der Spitze“, lobt der Vorstand Sport Christian Heidel die Arbeit des Dänen. Auf welche Kniffe des Übungsleiters sich unsere Herthaner vor dem Aufeinandertreffen am Dienstag (14.12.21, 20:30 Uhr) vorbereiten müssen, hat herthabsc.com in der Gegnervorschau untersucht.

Die sportliche Situation: Mit 21 Zählern und Tabellenplatz acht erleben die Rot-Weißen bisher eine sorgenfreie Hinserie. Das liegt vor allem an den regelmäßigen wiederkehrenden sportlichen Ausrufezeichen wie gegen Leipzig (1:0), Augsburg (4:1) oder zuletzt gegen die Wölfe (3:0). Auch gegen den Rekordmeister führte der UEFA Europa League-Teilnehmer von 2016/17 am vergangenen Samstag 53 Minuten lang, doch am Ende setzte es eine knappe 1:2-Niederlage, die sechste der Saison. „Wir nehmen mit, dass unser Spiel, die Art und Weise wie wir als Gruppe agieren, auch gegen die Besten funktioniert“, hebt Coach Svensson die Qualität seiner Schützlinge hervor, die vor allem bei Heimspielen zum Vorschein kommt: Von acht Partien vor eigenem Publikum verlor der Aufsteiger von 2009 nur eins (vier Siege, drei Remis) und belegt in der Heimtabelle Rang sechs. Noch besser steht der FSV im Defensiv-Ranking da: Mit 16 Gegentreffern kassierten Keeper Robin Zentner und seine Vorderleute nach dem SC Freiburg (15) die zweitwenigsten.

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Wir nehmen mit, dass unser Spiel, die Art und Weise wie wir als Gruppe agieren, auch gegen die Besten funktioniert.
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-Bo Svensson

Die Mainzer im Fokus: Einen gehörigen Anteil am Erfolg besitzt das Offensivduo Karim Onisiwo und Jonathan Burkardt. Der Österreicher legte in Liga und Pokal sieben Tore auf und ist damit der beste Vorbereiter seines Teams. Parallel knipste der deutsche U21-Nationalspieler wettbewerbsübergreifend zehn Mal und ist so mit Abstand treffsicherster Akteur seiner Mannschaft. „Wir sind unterschiedliche Spielertypen. Karim agiert sehr körperlich, setzt sich auch mal im Eins-gegen-eins durch. Ich profitiere total von ihm, weil er für mich Räume schafft. Wir haben uns mittlerweile richtig gut aufeinander eingestellt“, bewertet Burkhardt das Zusammenspiel mit seinem Stürmerkollegen. 

Die Schnittstellen: Vor allem für Suat Serdar ist die Dienstreise in die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz eine ganz spezielle. Schließlich lief unser Mittelfeldspieler von 2008 bis 2018 für die 1905 gegründeten Gastgeber auf. „Natürlich ist es eine ganz besondere Partie für mich. Ich habe mich in Mainz zum Bundesliga-Spieler entwickelt, durfte erste Erfahrungen im Pokal und in der UEFA Europa League sammeln. Ich habe dem Verein viel zu verdanken“, blickt unsere Nummer 8 auf seine Zeit am Bruchweg zurück. Beim Wiedersehen mit dem ehemaligen Arbeitgeber liegt der Fokus des 24-Jährigen allerdings eindeutig auf Seiten unserer Spreeathener. „Am Dienstag blende ich all das aber aus, denn wir wollen das Duell für uns entscheiden!“ Auch Malik Fathi und Sami Allagui haben eine rot-weiße Vergangenheit. Beide sind mittlerweile in unserer Fußball-Akademie als U15-Trainer bzw. als Hospitant der Spielanalyse bei unserer U23 tätig.

Lucas Tousart holt zum Torschuss aus.
Traf im jüngsten Auftritt in Mainz: Lucas Tousart beim Torschuss.

Die besonderen Duelle: Der bis dato letzte Gastauftritt in der Karnevalsstadt dürfte noch vielen Herthanerinnen und Herthanern in Erinnerung geblieben sein. Nach einer coronabedingten Zwangspause absolvierten unsere Hauptstädter erstmals nach 23 Tagen wieder ein Bundesliga-Spiel. Einen Kopfballtreffer von Lucas Tousart (36.) glich Phillipp Mwene (41.) noch vor der Pause aus. Bei diesem Remis blieb es auch nach 90 Minuten. „Nach zwei Wochen in Quarantäne ist der Punktgewinn ein gutes Ergebnis für uns. Wir haben auf dem Platz zusammen dagegengehalten und gemeinsam gearbeitet, das ist in unserer Lage das absolut Entscheidende“, kommentierte der Torschütze die erste Partie nach dem Re-Start.

Die Meinung über unsere Elf: Das Kribbeln vor der abschließenden Aufgabe in der eigenen Spielstätte ist bei den Hausherren groß. „Wir freuen uns auf das letzte Heimspiel des Jahres und wissen, was wir abrufen müssen, um gegen diese gute Mannschaft aus Berlin bestehen zu können“, erklärt Svensson, der ahnt, was auf ihn und die Seinen zukommen wird: „Hertha BSC hat zuletzt Qualität und Mentalität auf den Platz gebracht. Es gibt keine Geschenke für uns. Wir sind aber gewohnt, hart für unsere Punkte arbeiten zu müssen. Das wird am Dienstag nicht anders."

von Simon Jötten