Stevan Jovetić läuft auf dem Rasen des Olympiastadions.
Profis | 10. Dezember 2021, 16:00 Uhr

"So kommt ein Rhythmus auf dem Feld zustande"

Es ist ein typischer, kalter Berliner Dezembertag, als Stevan Jovetić vom Platz kommt. Obwohl Tayfun Korkut und sein Trainerteam unsere Mannschaft zuvor bereits ordentlich ins Schwitzen gebracht haben, lässt es sich ‘Jove‘ nicht nehmen, im Zusammenspiel mit Prince Boateng noch einige Bälle aufs Tor zu befördern. Extraschichten gehören für den erfahrenen Profi ebenso zu seinem Job wie spektakuläre Torabschlüsse. Die Zusatzarbeit hilft zudem auch gegen das einzige Manko seiner neuen Heimat. „Ich bin froh, hier zu sein. Meine Familie mag Berlin, wir fühlen uns alle sehr wohl. Das Einzige, worüber ich mich beschweren muss: Es ist zu kalt hier, sonst ist wirklich alles top“, lacht der Montenegriner, der nicht nur durch seinen Doppelpack im vergangenen Spiel in Stuttgart bereits sportliche Spuren in Spreeathen hinterlassen hat. Im Interview mit herthabsc.com zieht der 32-Jährige eine persönliche Zwischenbilanz und spricht außerdem über seine Lieblingsrolle auf dem Feld sowie den Jahresendspurt.

herthabsc.com: Stevan, beim VfB hast du mit einem sehenswerten Schlenzer unsere Aufholjagd eingeläutet – nach dem Tor gegen Leverkusen dein nächster schöner Treffer im blau-weißen Trikot. Arbeitest du immer noch regelmäßig an deiner Technik und solchen anspruchsvollen Abschlüssen?
Jovetić: Ja, das muss ich als Angreifer auch! Es ist mein Job, Tore für das Team zu schießen, und wenn es dann noch solche Treffer sind, bin ich umso glücklicher. Diese Schüsse sind auch die Art von Toren, die mir persönlich am besten gefallen - und ich werde weiter trainieren, um auch in Zukunft solche Versuche versenken zu können.

herthabsc.com: Du hast zu Saisonbeginn öfter auf dem linken Flügel gespielt, zuletzt aber vermehrt im offensiven Zentrum agiert. Es scheint so, als ob dich dort noch wohler fühlst…
Jovetić: … auf jeden Fall! Ich glaube, meine Zeit auf den Flügeln ist eher vorbei, dort konnte ich als junger Spieler mehr bewegen. Inzwischen bevorzuge ich ganz klar eine Rolle in der Mitte, am allerliebsten natürlich im Angriffszentrum.

herthabsc.com: Dort hast du in Stuttgart mit Ishak Belfodil ein gefährliches Duo gebildet. Ist es dir lieber, wenn du einen Angriffspartner an deiner Seite hast? Wie verändert das dein Spiel?
Jovetić: Ich mag es, wenn ich mit einem Kollegen zusammen stürme. Das macht die Dinge für beide Angreifer leichter. Wir können uns abstimmen, unterschiedlich bewegen und zum Beispiel auch mal zurückfallen lassen. Wenn wir dabei gut zusammenarbeiten, so wie Ishak und ich es in Stuttgart getan haben, ist es für den Gegner wesentlich schwieriger, über die kompletten 90 Minuten gegen uns zu verteidigen. Bei der Partie gegen den VfB haben wir zusammen einen guten Job gemacht!

Stevan  Jovetić erzielt gegen Leverkusen sein erstes Tor im Olympiastadion.
Tolle Technik: Jovetić erzielt gegen Leverkusen sein erstes Tor im Olympiastadion.

herthabsc.com: Seit deinem Wechsel an die Spree musstest du schon Rückschläge verkraften. Trotz einer Wadenverletzung und einer Corona-Infektion hast du in zehn Pflichtspielen für Hertha aber bereits fünf Mal genetzt. Wie fällt deine Zwischenbilanz aus?
Jovetić: Bisher bin ich persönlich sehr zufrieden. Gerade wenn ich mir meine Einsatzminuten anschaue…

herthabsc.com: … du benötigst keine 120 Minuten pro Tor…
Jovetić: … dann ist das doch ein guter Wert. So möchte ich jetzt weitermachen und dem Team im weiteren Saisonverlauf noch mehr helfen. Denn ich glaube, ich kann noch besser spielen!

herthabsc.com: Im Sommer hast du mit uns über deine Einschätzungen zu Europas Topligen gesprochen. Jetzt, wo du die Bundesliga fast ein halbes Jahr erlebt hast – wie ordnest du sie in diesem Kontext ein?
Jovetić: Ich mag die Liga in jedem Fall, hier wird viel Fußball gespielt. Die Teams stürmen und verteidigen permanent, die Mannschaften legen ihren Fokus nicht zu sehr auf die Taktik, so kommt ein gewisser Rhythmus auf dem Feld zustande. Das ist gut! Außerdem gibt es in der Bundesliga viele Profis, die großes Talent und eine Menge individuelle Klasse mitbringen – daher macht es Spaß, hier zu spielen.

herthabsc.com: Nicht nur in der deutschen Eliteliga konntest du dich in den vergangenen Monaten eingewöhnen, du lebst nun auch schon einige Monate in Berlin. Fühlst du dich im Club und in der Stadt bereits heimisch?
Jovetić: Auf jeden Fall bin ich froh, hier zu sein! Es geht vielleicht noch etwas zu weit zu sagen, dass ich mich hier schon zu Hause fühle, aber Berlin ist eine großartige Stadt. Meine Familie mag es, wir fühlen uns alle sehr wohl, das ist mir auch wichtig. Das Einzige, worüber ich mich beschweren muss: Es ist zu kalt hier, sonst ist wirklich alles top (lacht)!

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Ich bin froh, hier zu sein. Berlin ist eine großartige Stadt. Meine Familie mag es, wir fühlen uns alle sehr wohl. Das Einzige, worüber ich mich beschweren muss: Es ist zu kalt hier, sonst ist wirklich alles top!
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-Stevan Jovetić

herthabsc.com: Blicken wir noch einmal aufs Sportliche: Der Jahresendspurt mit drei Spielen in sieben Tagen steht an! Was erwartest du von den drei Duellen mit DSC, FSV und BVB?
Jovetić: Das werden sehr unterschiedliche und anspruchsvolle Aufgaben. Arminia liegt hinter uns und möchte in Berlin sicherlich unbedingt punkten. Die Begegnungen in Mainz und gegen Dortmund sind ebenfalls alles andere als leicht. Aber: Ich finde, dass wir als Herthaner in jeder Partie auf Sieg spielen sollten! Wir müssen noch einmal alles in die Waagschale werfen und so viele Zähler wie möglich holen, um uns dann in der Pause mit einem guten Gefühl ausruhen zu können.

herthabsc.com: Den Auftakt bildet das Aufeinandertreffen mit Arminia Bielefeld. Wie erwartest du den Kontrahenten, der aktuell auf einem Abstiegsplatz steht?
Jovetić: Solche Spiele sind gerade zu Hause oft taff, beide Mannschaften wollen und müssen punkten. Wir müssen einfach unser Bestes geben. Entscheidend wird sein, dass wir als Team unsere Qualitäten auf den Platz bringen und dann gemeinsam alles dafür tun, um die Partie zu gewinnen!

von Konstantin Keller