Santiago Ascacíbar, Lucas Tousart und Niklas Stark stehen in Mainz enttäuscht auf dem Rasen.
Profis | 15. Dezember 2021, 11:18 Uhr

Schmerzhaft

Kurz vor Abpfiff hatte die letzte Dienstreise unserer Blau-Weißen in 2021 eine passende Pointe. In einer Überzahlsituation bemühten sich die Berliner in Person von Myziane Maolida noch um Ergebniskorrektur, doch der Konter misslang. Bezeichnend für diesen Abend, an dem unserem Team offensiv wie defensiv nichts gelang. In der Karnevalsstadt Mainz lief unsere Alte Dame der Musik zu oft hinterher, sodass nach 90 Minuten eine schmerzhaft klare 0:4 (0:2)-Niederlage auf dem Papier stand. „Wir wollten gegen die Intensität der Mainzer ruhig den Ball laufen lassen, haben aber viele einfache Ballverluste gehabt. Wir wussten, dass wir gefordert werden, haben dagegen aber keine Mittel gefunden. Grundsätzlich hat uns die Ruhe gefehlt. Es hat in diesem Spiel nicht viel funktioniert“, konstatierte Tayfun Korkut, für den es im dritten Spiel die erste Niederlage als Hertha-Coach war.

Suat Serdar sitzt in Mainz auf dem Platz und muss behandelt werden.
Neben Stevan Jovetić musste auch Suat Serdar angeschlagen ausgewechselt werden.

Jovetić trifft das Außennetz - und muss verletzungsbedingt vom Feld

Dabei begann das Duell in der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz gar nicht so schlecht. Belfodil bremste die Abwehr der Gastgeber noch fair aus (5.), ein Versuch von Stevan Jovetić landete am Außennetz (14.). Der FSV intensivierte jedoch von Minute zu Minute den Druck, was in der Führung durch Jae-Sung Lee mündete (19.). Der Treffer verfehlte seine Wirkung nicht, die Svensson-Elf übernahm zunehmend das Ruder. „Die Spielkontrolle und der Ballbesitz haben uns in den ersten beiden Spielen ausgezeichnet, in dieser Partie haben wir das vermissen lassen“, haderte unser Coach. Der 47-Jährige war nach einer Wadenverletzung bei Jovetić zudem früh zum Personaltausch gezwungen und brachte Davie Selke für den angeschlagenen Montenegriner (31.). Kurz darauf hätte unsere Nummer 7 - wie im vergangenen Spiel - beinahe als Joker geknipst. Doch statt dem Ausgleich und einer möglichen Wende waren es die Nullfünfer, die immer wieder nachsetzten und schließlich durch Alexander Hack auf 2:0 erhöhten (41.). „Wir haben keine Lösungen gegen das gute Pressing der Mainzer gefunden. Jeder Ball, jeder Pass war weg“, zeigte sich Niklas Stark enttäuscht.

Schnelles drittes Tor statt blau-weißer Wende

Mit frischem Personal und neuem taktischem Input wollte unsere Alte Dame nach dem Seitenwechsel noch einmal angreifen – doch ein frühes drittes Tor der Hausherren machte diese Hoffnungen schnell zunichte (49.). „Mainz war einfach besser, hat sehr gut gepresst und sich am Ende in einen Rausch gespielt. Unser Ziel war es, selbst früh anzulaufen und das starke Aufbauspiel zu stören. Nach dem 3:0 wurde das aber schwierig", bilanzierte Selke. Mit Suat Serdar musste unser Übungsleiter zu allem Überfluss einen weiteren angeschlagenen Spieler vom Feld nehmen (56.) - im wahrsten Sinne des Wortes ein schmerzhafter Abend für unseren Hauptstadtclub. „Stevan und Suat hatten Probleme, der eine muskulär und der andere am Knie. Wir müssen abwarten, was die Ärzte sagen“, erklärte Korkut. Auf dem Rasen blieben die Rot-Weißen permanent am Drücker und besiegelten nach weiteren Möglichkeiten durch Jean-Paul Boëtius den 4:0-Endstand (80.).

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Mainz war einfach besser, hat sehr gut gepresst und sich am Ende in einen Rausch gespielt. Unser Ziel war es, selbst früh anzulaufen und das starke Aufbauspiel zu stören. Nach dem 3:0 wurde das aber schwierig.
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-Davie Selke

Klare Worte - und Blick auf den BVB

So deutlich wie der Spielverlauf waren auch die Worte, die unser blau-weißes Lager im Anschluss fand. „Das müssen wir jetzt alle erst einmal sacken lassen, die Leistung ärgert uns alle brutal“, erklärte Selke. Prince Boateng sah einen „Totalausfall der ganzen Mannschaft, nichts war gut.“ Unser Routinier richtete kämpferisch den Fokus auf die finale Aufgabe des Jahres. „Gegen Dortmund müssen wir mit Einsatz und Willen auftreten“, forderte Prince. Trainer Korkut blickte zum Abschluss ebenfalls bereits auf das Kräftemessen mit dem BVB am Samstag (18.12.21, 18:30 Uhr). „Die Mannschaft hat bereits gezeigt, dass sie es besser kann. Das dürfen wir nicht vergessen, sondern werden jetzt schauen, dass wir die Köpfe wieder schnell hochbekommen“, unterstrich unser Coach. So wollen unsere Spreeathener gegen den amtierenden DFB-Pokal-Sieger einen gelungeneren Auftritt abliefern – und einen versöhnlicheren Abend für alle Herthanerinnen und Herthaner schaffen als an diesem schmerzhaften Dienstag.

von Konstantin Keller