Sebastiaan Bornauw und Wout Weghorst kommunizieren auf dem Platz.
Profis | 14. Januar 2022, 15:50 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Wolfsburg

Wenn ein Rekordauftakt und die längste Bundesliga-Niederlagenserie der Vereinsgeschichte in dieselbe Spielzeit fallen, verdeutlicht das die Achterbahnfahrt, auf der sich der VfL Wolfsburg in den vergangenen Monaten befand. Nach starkem Start und vier Liga-Siegen in Serie grüßten die Niedersachsen zu Saisonbeginn mehrere Spieltage von der Spitze – noch nie begann eine grün-weiße Équipe eine Saison so stark. Bei der jüngsten Dienstreise zum VfL Bochum (0:1) stellte der Club aus der Autostadt mit der sechsten BL-Pleite in Folge allerdings erneut einen neuen Clubrekord auf. Florian Kohfeldt sieht in Kontinuität einen möglichen Weg aus dem Negativlauf. „Es geht nicht darum, noch mehr zu verändern. Stattdessen müssen wir als sportlich Verantwortliche jetzt auch vorleben, dass wir von dem eingeschlagenen Weg überzeugt sind. Und das bin ich“, sagt der Coach, der die Wölfe Ende Oktober übernahm und nun mit seinem Team die sportliche Wende schaffen will. Was unsere Herthaner bei seiner Mannschaft erwartet, verrät herthabsc.com in der Gegnervorschau.

Die sportliche Situation: Der DFB-Pokalsieger von 2015 erwischte trotz des dortigen frühen Ausscheidens am grünen Tisch zunächst den erwähnten starken Ligastart, verlor zuletzt aber erneut den sportlichen Faden. Nach einem erfolgreichen Beginn unter Florian Kohfeldt, der Ende Oktober vergangenen Jahres von Mark van Bommel übernahm, sind die Niedersachsen inzwischen auf Tabellenrang 14 abgesackt. Sechs Bundesliga-Niederlagen und wettbewerbsübergreifend sogar acht Pleiten in Folge lösten den Sinkflug in der Tabelle aus und verhinderten auch das Überwintern in der UEFA Champions League. Gegen unsere Alte Dame wollen die Gastgeber den Trend umkehren. „In jedem Bundesliga-Spiel ist die Ausgangslage erstmal 50 zu 50. Dann kommt es darauf an, wer mehr in der Tasche hat, um die Partie zu gewinnen. Wir müssen gerade sehr aktiv arbeiten, um in den Momenten, wenn es auf der Kippe steht, zur Stelle zu sein“, verdeutlicht der 39-Jährige.

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In jedem Bundesliga-Spiel ist die Ausgangslage erstmal 50 zu 50. Und dann kommt es darauf an, wer mehr in der Tasche hat, um die Partie zu gewinnen.
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-Florian Kohfeldt

Die Wolfsburger im Fokus: Im vergangenen Sommer verpflichtete Geschäftsführer Jörg Schmadtke einige spannende Profis, die den VfL auch perspektivisch prägen sollen. Einer von ihnen ist Sebastiaan Bornauw. Der Verteidiger kam aus Köln und sammelte dort bereits Erfahrungen in einer schwierigen sportlichen Lage, die ihm nun zugutekommen. „Ich liebe solche Drucksituationen und habe beim FC gelernt, wie ich damit umgehen muss“, betont der Belgier, der sich unter Kohfeldt im Abwehrzentrum festgespielt hat. Die Rolle gefällt dem Defensivspezialisten: „In der Mitte muss man mehr dirigieren, mehr Verantwortung übernehmen. Das mache ich gerne.“ Die Verantwortung für die Tore trägt, gerade nach der Verletzung von Lukas Nmecha, der wettbewerbsübergreifend acht Mal netzte, einmal mehr Wout Weghorst. Der Niederländer ist mit sieben Toren hinter dem deutschen Nationalspieler zweitbester Knipser des Teams von der Aller.

Die Schnittstellen: Berührungspunkte zwischen Grün-Weiß und Blau-Weiß existieren so einige. Pablo Thiam, Leiter Sport unserer Fußball-Akademie, sowie unser Sportdirektor Arne Friedrich haben eine berufliche Vergangenheit in der Autostadt. Der ehemalige deutsche Nationalspieler konzentriert sich aber voll auf Hertha BSC und das Hier und Jetzt: „Wir haben unsere Aufgaben, die Wolfsburger haben ihre. Ich bin voll bei Hertha und habe viel zu tun, meine Zeit beim VfL liegt schon Jahre zurück“, unterstreicht Friedrich. Mit Dodi Lukébakio trifft unser Team am Samstag auf einen Spieler, der erst im Sommer vorübergehend die Seiten gewechselt hat. „Dodi hat große Anlagen und ist ein sehr, sehr guter Fußballer. Am Wochenende ist er jedoch unser Gegner und unser Trainerteam wird sich auf alles vorbereiten“, erklärt unser Sportdirektor. Neben Leihgabe Lukébakio stehen beim deutschen Meister von 2009 auch die Ex-Herthaner John Anthony Brooks und Maximilian Philipp unter Vertrag. Gleichzeitig weiß unsere Elf mit Peter Pekarík einen ehemaligen Wolfsburger in ihren Reihen. Darüber hinaus kennt VfL-Keeper Koen Casteels Dedryck Boyata von gemeinsamen Einsätzen bei der belgischen U21. Beim Nachwuchs des DFB begegneten sich auch Niklas Stark, Lukas Klünter und drei Wolfsburger: Gemeinsam mit dem VfL-Trio Yannick Gerhardt, Maximilian Arnold und Philipp sicherten sich die beiden Blau-Weißen 2017 den Titel des Europameisters. Unsere Nummer 5 traf bei einer Reise zur deutschen A-Nationalmannschaft auch bereits Ridle Baku. Ebenso könnte Santiago Ascacíbar am Samstag in Daniel Ginczek einen alten Bekannten aus gemeinsamen Tagen beim VfB Stuttgart treffen.

Marco Richter zieht im Hinspiel gegen Wolfsburg einen Sprint an.
Tanz mit den Wölfen: Marco Richter zieht im Hinspiel einen Sprint an.

Das Hinrundenduell: Der erste Vergleich in dieser Saison ging trotz zwischenzeitlicher Hertha-Führung an den Mit-Aufsteiger von 1997. Lukébakio, der damals noch in blau-weiß auflief, stellte nach einer Stunde auf 1:0 – doch die Gäste konterten durch Baku (74.) sowie Nmecha (88.) und entführten so drei Zähler aus dem Olympiastadion. „Das war ganz bitter und darf uns so nicht passieren, auch weil wir in der zweiten Hälfte fußballerisch zugelegt haben und uns spielerisch besser befreien können. Wir haben insgesamt gar nicht so viel zugelassen, aber die Chancen, die da waren, hat Wolfsburg gut genutzt“, resümierte ein enttäuschter Stark.

Die Meinung über unsere Elf: Florian Kohfeldt macht eine deutliche Handschrift seines Kollegen aus. „Man sieht unter Tayfun Korkut eine klare Idee und erkennt, wie er Fußball spielen will“, sagt der VfL-Coach. „Wir haben ein klares Bild davon, was auf uns zukommt und auch eine Idee, wie wir dem begegnen können.“ Dabei zählt für den Fußballlehrer vor allem eins: Das Resultat. „Dass das Ergebnis letztlich über allem steht und ein Sieg sehr, sehr wichtig wäre für uns momentan, darüber müssen wir natürlich nicht diskutieren“, sagt Kohfeldt. „Also, egal wie: gewinnen!“

von Konstantin Keller