Jamie Leweling geht auf seinen Trainer Stefan Leitl zu.
Profis | 11. Februar 2022, 13:59 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Fürth

Die Zahl fünf spielt bei der Spielvereinigung Greuther Fürth vor dem Aufeinandertreffen mit unserer Alten Dame eine ganz besondere Rolle. Fünf Zähler sammelte der dreimalige Deutsche Meister in der bisherigen Rückrunde, fünf Mal traf die Mannschaft von Trainer Stefan Leitl dabei ins Schwarze. Würden die Gastgeber am Samstag gegen unsere Berliner punkten, wären die Süddeutschen zudem seit fünf Spielen im heimischen Ronhof unbesiegt. Das Ziel hängt aber mit einer anderen Zahl zusammen: Drei Zähler zum dritten Heimerfolg der laufenden Spielzeit will die SpVgg bei der Rückkehr des Publikums im heimischen Ronhof holen, um die Hoffnung auf den Klassenerhalt am Leben zu erhalten. „Es ist immer eine Hilfe, wenn die Fans dich anpeitschen. Sie standen immer hinter uns und werden das auch am Samstag tun", freut sich Kapitän Branimir Hrgota auf die Unterstützung von den Rängen. Vor dem Duell nimmt herthabsc.com sein Team unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Die Weiß-Grünen sind seit dem 4. Spieltag Bundesliga-Schlusslicht und strichen im DFB-Pokal bereits in der 1. Hauptrunde beim SV Babelsberg die Segel. Aufgeben war für den Aufsteiger jedoch nie eine Option, was ein Blick auf die bisherige Rückrunde verdeutlicht: Fürth sammelte in dieser bereits jetzt so viele Zähler wie in der gesamten Hinserie und wird trotz der jüngsten Niederlage in Wolfsburg (1:4) hartnäckig versuchen, weiter zu punkten. Coach Leitl steht nach den erfolgreichen gemeinsamen Vorjahren ohnehin nicht zur Debatte. „Wenn wir uns einen Trainer backen können, käme Stefan dabei heraus. Auch drei Jahre später gilt: Das Rezept stimmt und wir sind stolz auf den nachhaltigen Weg, den wir eingeschlagen haben“, unterstreicht Rachid Azzouzi anlässlich dessen dreijährigen Dienstjubiläums. „Wir sind Stefan und Andre (Mijatović, Anm. d. Red.) sehr dankbar für alles, was wir gemeinsam erreicht haben und geben für unseren Weg Tag für Tag weiter 100 Prozent – plus X“, betont der Geschäftsführer Sport.

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Es ist immer eine Hilfe, wenn die Fans dich anpeitschen. Sie standen immer hinter uns und werden das auch am Samstag tun!
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-Branimir Hrgota

Die Fürther im Fokus: Wer über die Spielvereinigung spricht, kommt an Kapitän Hrgota nicht vorbei. Der 29-Jährige ist nicht nur der Dauerbrenner mit den meistgespielten Minuten, sondern geht für die Leitl-Elf auch als Kapitän und Top-Scorer (wettbewerbsübergreifend sechs Tore, vier Vorlagen) voran. Auffällig, nicht nur aufgrund seiner vier Saisontreffer, ist auch Jamie Leweling. Der gebürtige Nürnberger steht sinnbildlich für den Weg des Kleeblatts, junge Spieler aus der Region zu fordern und zu fördern. „Im Gegensatz zum vergangenen Jahr habe ich mich auf jeden Fall weiterentwickelt, aber im Vordergrund steht natürlich, dass wir als Mannschaft unten rauskommen“, sagt der deutsche U21-Nationalspieler, der mit seinen Teamkollegen nach dem Rückschlag in Wolfsburg wieder an die vorherigen Partien anknüpfen will. „Wir zeigen unsere Leistung. Die Gegner merken jetzt, dass wir eine eklige Mannschaft sind“, beschreibt der beidfüßige Offensivmann die bisherige zweite Halbserie.

Die Schnittstellen: Jessic Ngankam wechselte im vergangenen Sommer auf Leihbasis ins Fränkische. Unser Eigengewächs hatte jedoch enormes Pech, ein Kreuzbandriss verhinderte bislang Spielpraxis für den Traditionsverein. Die Rückkehr auf den Rasen rückt für den gebürtigen Berliner aber näher. „In der Reha läuft soweit alles nach Plan, ich fühle mich gut und freue mich, schon bald wieder auf dem Platz zu stehen. Ich kann es kaum erwarten wieder loszulegen“, sagt Ngankam, der live im Stadion sein wird: „Ich freue mich auf das Spiel und bin gespannt, wie es ausgeht!“ Dabei wird mit Leitls Co André Mijatović ein alter Bekannter auf der Bank der Gastgeber sitzen. Der Kroate war 2011 Kapitän unserer Aufstiegself und trug zwei Saisons unsere Fahne auf der Brust. Zudem gibt es einige aktive wie ehemalige Torhüter, die eine Verbindung zu beiden Clubs haben. Sascha Burchert (2002-2016) sowie SpVgg-Torwarttrainer Christian Fiedler (1990-2009) standen beide über viele Jahre bei unserer Alten Dame unter Vertrag und schafften bei uns den Sprung in den Profibereich. Das gilt auch für Leon Schaffran, der seit 2018 beim Kleeblatt angestellt ist. Unser Fachmann fürs Training der Schlussleute hat ebenfalls Berührungspunkte mit dem kommenden Kontrahenten: Andreas Menger stand zu seiner aktiven Zeit für drei Jahre zwischen den Fürther Pfosten (1994-1997).

Jurgen Ekkelenkamp bejubelt sein erstes Tor für Hertha BSC.
Stechender Joker: Jurgen Ekkelenkamp leitete im Hinspiel die Wende ein.

Das Hinrundenduell: An einem Freitagabend fuhr unser Team gegen die Mittelfranken am 5. Spieltag den ersten Heimsieg der laufenden Saison ein. Nach einer umkämpften ersten Hälfte ging die Spielvereinigung durch ein Elfmetertor von Hrgota in Führung, ehe die Stunde von Jurgen Ekkelenkamp schlug: Unser debütierender Niederländer köpfte nur Sekunden nach seiner Einwechslung den Ausgleich (61.) und war auch am 2:1-Siegtreffer beteiligt. Nach Flanke von Marco Richter stiftete die Nummer 10 Unruhe im Fürther Strafraum und erzwang so das Eigentor von Maximilian Bauer (79.). „Ich bin sehr glücklich über den Sieg und mein Tor! Es ist nie schön, von der Bank zuschauen zu müssen, und ich war umso motivierter, als ich dann aufs Feld durfte, um dem Team zu helfen. Dass ich direkt getroffen habe, war dann natürlich umso besser“, sagte unser Neuzugang im Anschluss lachend.

Die Meinung über unsere Elf: Im Fürther Lager ist Respekt vor unserer Mannschaft vorhanden. „Hertha hat genug Qualität, die die Spieler auf den Platz bringen können", sagt Co-Trainer Mijatović, der unseren Jungs ein Absetzen von den bedrohlichen Rängen zutraut. „Ich glaube, dass die Berliner nicht in akute Abstiegsgefahr geraten werden. Aber dazu sollte das Team langsam anfangen zu punkten – nach unserem Spiel", unterstreicht der Kroate mit einem Schmunzeln. "Die Herthaner haben Spiele gezeigt, in denen sie mehr hätten holen müssen. Wir sind gewarnt", untermauert Cheftrainer Leitl, der daher auch auf den eigenen Anhang baut: "Ich wünsche mir, dass uns die Fans pushen!"

von Konstantin Keller