Michael Preetz und Jürgen Röber tauschen sich aus.
Profis | 4. Februar 2022, 15:00 Uhr

Kurvenwissen: Fakten zu #BSCBOC

Bei allem gebotenen Respekt, nicht mehr alle, die diese Zeilen nun lesen werden, können sich an den 6. September 2000 erinnern. Rudi Völler hatte das Amt des Bundestrainers nach einer enttäuschenden Europameisterschaft von Erich Ribbeck frisch übernommen. An der Seitenlinie von Hertha BSC ging Jürgen Röber in seine fünfte Saison und baute auf Protagonisten wie Gábor Király, Sebastian Deisler, Michael Preetz und einen Akteur, auf den wir später noch zu sprechen kommen. Vor allem Preetz drückte an diesem Mittwochabend dem Duell mit dem VfL Bochum den Stempel auf. Gegen den Aufsteiger schnürte unser ehemaliger Top-Stürmer beim 4:0 einen Doppelpack. Alex Alves und unser aktueller U19-Trainer Michael Hartmann erzielten die weiteren Treffer im Olympiastadion. Nun, bald 22 Jahre später, brennt das Flutlicht in unserem Wohnzimmer wieder. Hansi Flick trainiert inzwischen die DFB-Auswahl, aber gegen ein ähnliches Ergebnis gibt es aus unserer Sicht nichts einzuwenden. Vor dem 21. Spieltag schwelgen wir jedoch nicht nur in Erinnerungen, sondern schauen im Kurvenwissen auf aktuelle Zahlen und Fakten – präsentiert von Hauptpartner Autohero.

Statistik: Mit einem Heimdreier könnten unsere Spreeathener den statistischen Ausgleich erzielen. Noch liegen die Gäste aus dem Westen der Republik nämlich mit 17 Siegen einen vor unserem Verein. Zehn der bisher 43 Duelle endeten unentschieden. Unseren Jungs möchte man an dieser Stelle mit auf dem Weg geben: Haut alles raus für unsere blau-weißen Farben und setzt den Trend gegen die Bochumer fort! Nur eine der vergangenen 14 Bundesliga-Partien verloren wir gegen den VfL – im August 2009 mit 0:1. Seit April 2003 haben wir sechs Aufeinandertreffen für uns entschieden, sieben Mal teilten sich beide Mannschaften die Zähler. „Wir müssen Ruhe bewahren, es wird eine harte Nuss“, weiß unser Cheftrainer. Und wenn am Ende ein Tor mehr für uns auf der Anzeigetafel steht, ist doch auch alles in Ordnung.

Bemerkenswert: Eine ausgeglichene Bilanz haben unsere Herthaner bereits vor dem elften Heimspiel der Saison auf eigenem Platz. Vier Erfolge reichen bei zwei Remis vier Niederlagen die Hand. Zeit also auch diese Statistik in die richtige Richtung zu schieben! Rechnerisch stehen die Chancen dafür gut: 57 Prozent aller Kräftemessen im Olympiastadion haben unsere Spieler für sich entschieden, 33 Prozent fanden keinen Sieger, nur zehn Prozent hat der aktuelle Aufsteiger auf der Habenseite. Übersetzt: Zwölf Dreier, sieben Unentschieden und nur zwei Niederlagen (bei 47 Treffern!). Die Elf von Thomas Reis hat bislang acht ihrer zehn Auswärtsspiele verloren und zwei gewonnen. All diese Rechenspiele werden unserem Coach egal sein, er hat ein klares Ziel vor Augen. „Wichtig ist, dass wir jetzt einen Schritt nach vorne machen. Wir wollen dieses Heimspiel gewinnen und nur daran denken wir im Moment“, sagt Korkut.

Personal: Trainer lassen sich für gewöhnlich ungern in die Karten schauen – Tayfun Korkut ist dabei keine Ausnahme. Dennoch verriet unser Coach vor dem Schlagabtausch mit den Bochumern die eine oder andere Personalie: „Marc Oliver Kempf wird zusammen mit Niklas Stark in der Abwehr starten. Von diesem Duo versprechen wir uns viel.“ In der Offensive gilt das für Stevan Jovetić, der nach rund siebenwöchiger Zwangspause das Trainingspensum ohne Rückschlag absolvierte. „Er ist für mich fast ein Neuzugang. Ich bin überzeugt, dass er ein gutes Spiel machen und uns helfen wird“, sagte Korkut über unsere Nummer 19. Sicher ausfallen wird neben Rune Jarstein (Aufbau) und Dedryck Boyata (Sprunggelenk) auch Neuzugang Kélian Nsona, der nach seinem Kreuzbandriss in Berlin behutsam an die Belastung herangeführt werden soll. Die angeschlagenen Torhüter Oliver Christensen und Nils Körber sind ebenfalls nicht spielfähig. Ob Neu-Herthaner Dongjun Lee dabei ist, ließ Korkut noch offen.

Schiedsrichter: Der erste Pfiff des 21. Spieltags gehört Marco Fritz. Der erfahrene Unparteiische hat in seiner bisherigen Laufbahn schon 174 Bundesliga-Partien geleitet, dazu 80 in der 2. Liga. Für den DFB ist der Bankkaufmann seit 2006 im Einsatz, für die FIFA war er das zwischen 2012 und 2021. Auf unsere Alte Dame ist der 44-Jährige in dieser Zeit 25 Mal gestoßen. Nur fünf dieser Begegnungen haben unsere Blau-Weißen gewonnen. Aber: Zuletzt gewannen wir unter der Führung des Schiedsrichters des Jahres 2019/20 zum Hinrundenabschluss gegen Dortmund (3:2). An den Seitenlinien assistieren dem Baden-Württemberger die Linienrichter Dominik Schaal und Marcel Pelgrim. Als vierter Offizieller fungiert Florian Badstübner. Das Spielgeschehen aus dem Kölner Keller verfolgen Markus Schmidt und Assistent Arno Blos.

Expertenmeinung: Eine in Fußball-Deutschland bekannte Persönlichkeit wird den Auftakt des Spieltags gebannt verfolgen – wenn auch nicht auf der Tribüne. „Ich wäre gerne live in Berlin dabei gewesen, habe aber am Freitag selbst ein Spiel zu coachen. Am TV werde ich danach auf jeden Fall zuschauen“, sagt Dariusz Wosz, aufgrund Körpergröße und Technik liebevoll mit dem Spitznamen „Zaubermaus“ versehen. Der 52-Jährige, der inzwischen die VfL-Fußballschule leitet und Markenbotschafter der Bochumer ist, spielte zwischen 1998 und 2001 für unseren Hauptstadtclub. Davor und danach trug der ehemalige Nationalspieler das Trikot der Ruhrgebietler jeweils sechs Jahre. Die Verbundenheit kann ihm wahrlich niemand verübeln, wenn er erklärt: „Ich hoffe, dass der VfL wenigstens einen Punkt holt, der würde mir persönlich in dieser Partie auch völlig reichen.“ Dennoch drückt er auch unseren Herthanern grundsätzlich die Daumen. „Mein Wunsch wäre, dass beide Mannschaften am Saisonende den Klassenerhalt schaffen, vielleicht mit der Tendenz zu einem einstelligen Tabellenplatz.“

von Florian Waldkötter