Stevan Jovetić beim Torschuss im Duell mit Nico Schlotterbeck.
Profis | 27. Februar 2022, 11:08 Uhr

Entscheidende Momente

Linus Gechter hatte eine Mission: Unser blau-weißes Eigengewächs wollte den Ball im Laufduell vor Freiburgs Roland Sallai noch wegspitzeln. Als ihm das eigentlich bereits erfolgreich gelungen war, sein Gegenspieler aber ins Straucheln kam und in unserem Strafraum zu Boden ging, zeigte Schiedsrichter Sven Jablonski am Samstagnachmittag auf den Punkt (11.). Zum Unverständnis aller Herthaner – zumal der Referee auf einen Austausch mit dem VAR in dieser Situation gänzlich verzichtete. So bot diese strittige Szene genügend Gesprächsbedarf für Diskussionen auch nach dem Schlusspfiff. „Der Elfmeter war unglücklich, nicht jeder Schiedsrichter pfeift den. Ein leichter Kontakt war da, aber das reicht eigentlich nicht“, bekundete Geschäftsführer Sport Fredi Bobic stellvertretend für alle Berliner seinen Unmut zum dritten Elfmeterpfiff gegen unsere Spreeathener aus den zurückliegenden drei Partien. Da Vincenzo Grifo diesen Strafstoß zur frühen Breisgauer Führung verwandelte, war der unglückliche Start perfekt.

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In den letzten Minuten haben wir noch zwei Treffer kassiert, die absolut überflüssig waren. Da müssen wir den Ball einfach klären, das haben wir nicht gut gemacht.
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-Tayfun Korkut

Doch wie schon in den vergangenen Wochen bewiesen unsere Hauptstädter einmal mehr, dass sie Widerständen trotzen und Rückschläge wegstecken können. Relativ unbeeindruckt fanden unsere Jungs immer besser in die Partie und erarbeiteten sich erste Abschlüsse. Nachdem Stevan Jovetić schon nennenswert in Erscheinung trat (28.), hatte Peter Pekarík nach einem super getimten Schnittstellenpass von unserer Nummer 19 den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber an einer reaktionsschnellen Fußabwehr von SCF-Schlussmann Mark Flekken (38.). „Wir haben nach vorne gespielt, die Chancen waren da, aber wir haben im entscheidenden Moment die Tore nicht gemacht“, erkannte auch Bobic von der Tribüne das Problem. Unser Trainer legte seinen Finger in dieselbe Wunde. „Uns haben die Effektivität und Zielstrebigkeit in den Aktionen gefehlt", haderte Korkut mit der Chancenverwertung, die unsere Elf mit 17 zu 16 Torschüssen leicht im Vorteil sah. Da "Peka" diese Möglichkeit nicht nutzte, auf der Gegenseite unser Bundesliga-Debütant Marcel Lotka zwei Mal hervorragend parierte (6., 34.) und Grifo nur den Pfosten traf (26.), blieb es bei dem knappen Zwischenstand zur Pause.

Richter verpasst den Ausgleich, SCF erhöht per Doppelschlag

Im zweiten Abschnitt machte unsere Mannschaft dort weiter, wo sie Ende des ersten Durchgangs aufgehört hatte: Lucas Tousart, der sein 50. Hertha-Pflichtspiel bestritt, und Kollegen agierten immer offensiver und besaßen durch Marco Richter einen weiteren vielversprechenden Torschuss zum 1:1 (63.). Auf den Rängen machte sich der Eindruck breit, dass die Kugel ihren Weg einfach nicht ins Freiburger Netz finden wollte. Von den Hausherren war in dieser Phase nicht viel zu sehen, das sollte sich aber leider noch ändern. Per Doppelschlag durch Kevin Schade (83.) und Lucas Höler (86.) schraubte der Tabellenvierte das Ergebnis noch in die Höhe. Das konnte auch der zweite Debütant an diesem Nachmittag nicht mehr verhindern: U23-Innenverteidiger Cimo Röcker ersetzte den verletzten Gechter (70.).  „In den letzten Minuten haben wir noch zwei Treffer kassiert, die absolut überflüssig waren. Da müssen wir den Ball einfach klären, das haben wir nicht gut gemacht und so kommt das Ergebnis dann zustande", ärgerte sich unser Fußballlehrer über die Entstehung der Niederlage. Da auch Joker Dongjun Lee aus bester Position mit der letzten Gelegenheit vergab, verpasste die Korkut-Elf das eigene Erfolgserlebnis (84.).

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Wir wollen schleunigst punkten und müssen vor dem Tor galliger werden – in diese Situationen müssen wir alles reinlegen. Daran werden wir weiterarbeiten!
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-Tayfun Korkut

Lob für Bundesliga-Debütant Lotka

Auch wenn das dann doch deutliche 0:3 eine weitere Enttäuschung darstellte, waren unsere Herthaner daran interessiert, die Leistung selbstkritisch einzuordnen und den Blick auf die anstehende Aufgabe gegen Eintracht Frankfurt (Sa., 05.03.22, 15:30 Uhr, hier Tickets buchen) zu richten. „Die Niederlage tut weh. Wir müssen das jetzt abhaken, weiterarbeiten und kämpfen. Es zählt jeder Punkt!", betonte Torwart Lotka, der selbstverständlich auch seinen ersten Einsatz im deutschen Oberhaus kommentierte. „Ich habe einfach versucht, mein Bestes zu geben. Mir hat es natürlich geholfen, dass ich bei meinem ersten Ballkontakt den Freistoß trotz schwieriger Sicht parieren konnte. Das ist für einen Schlussmann immer wichtig", sagte der 20-Jährige, der für seinen Auftritt ein Kompliment vom Chefcoach erhielt. „Marcel hat ein sehr, sehr ordentliches Spiel gemacht. Das hat mich aber nicht gewundert, da ich ihn in den vergangenen Wochen sehr mutig erlebt habe und so hat er auch gespielt. Bei den Gegentoren kann er nichts machen, ich war mit seiner Leistung sehr zufrieden", sagte Korkut, der abschließend noch einmal von der Defensive auf die Offensive zu sprechen kam: „Wir wollen schleunigst punkten und müssen vor dem Tor galliger werden – in diese Situationen müssen wir alles reinlegen. Daran werden wir weiterarbeiten!" Sollte aus dem angepassten Angriffsverhalten eine verbesserte Chancenverwertung gegen die Hessen resultieren, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass alle Blau-Weißen wieder mehr über verwertete Torschüsse als über verschuldete Elfmeter sprechen werden.

von Simon Jötten