Borussias Alassane Pléa führt den Ball.
Profis | 11. März 2022, 13:30 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Mönchengladbach

Im Verlauf von 90 Minuten kann sich vieles verändern – nicht zuletzt deshalb, weil die Trainer von der Seitenlinie aus beobachten, korrigieren und aktiv eingreifen können. Adi Hütter muss diese Aufgabe im Heimspiel gegen unsere Herthaner schweren Herzens an seinen Assistenten Christian Peintinger weitergeben. Aufgrund einer Corona-Infektion kann der VfL-Coach nicht auf der Bank im Borussia-Park Platz nehmen. Yann Sommer sieht aber nicht nur deswegen in erster Linie seine Kollegen und sich in der Pflicht: „Wir sind als Mannschaft gefragt, uns zu wehren. Es gilt einfach, viele Dinge zu korrigieren und es im nächsten Spiel besser zu machen“, sagte der Schlussmann nach der jüngsten Niederlage beim VfB Stuttgart (2:3). Vor dem anstehenden Kräftemessen nimmt herthabsc.com den fünfmaligen deutschen Meister unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Nach 25 absolvierten Partien liegt die Fohlenelf auf Tabellenrang 13, drei Plätze und vier Punkte vor unserer Alten Dame. Eine Platzierung, die beim im Achtelfinale des DFB-Pokals ausgeschiedenen Traditionsclub niemanden zufriedenstellt – insbesondere nach der Pleite im Ländle am vergangenen Spieltag. „Insgesamt galt es natürlich, in dieser Woche das Spiel in Stuttgart aufzuarbeiten, um es gegen Hertha besser zu machen“, unterstrich Co Peintinger. An der Grundeinstellung des Teams wird sich dadurch aber nicht viel ändern. „Wir haben ziemlich ähnliche Ansichten vom Fußball“, verriet der 54-Jährige, der seinen Chef bereits einmal erfolgreich vertrat: Eintracht Frankfurt führte er während der gemeinsamen Zeit dort zu einem 1:0-Erfolg gegen Inter im San Siro. Im Heimspiel gegen unsere Spreeathener will der VfL mit Peintinger in der Verantwortung die Trendwende einläuten. „Es geht um ganz wichtige drei Punkte – und wir wollen alles dafür tun, dass die hier in Gladbach bleiben“, betonte Jonas Hofmann im Vorfeld. Der erfolgreichste Torjäger der Hausherren (acht Treffer) wird die Partie mit einem Muskelfaserriss jedoch verpassen. Auch Kapitän Lars Stindl, der nach einem Innenbandteilriss noch Zeit benötigt, sowie der gelb-gesperrte Verteidiger Ramy Bensebaini fehlen unserem Gastgeber.

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Wir sind als Mannschaft gefragt, uns zu wehren. Es gilt einfach, viele Dinge zu korrigieren und es besser zu machen.
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-Yann Sommer

Die Gladbacher im Fokus: Mit dem Ausfall von Hofmann wird Alassane Pléa zum noch wichtigeren Faktor in der Offensive der Westdeutschen. Der Franzose sammelte in den vergangenen beiden Begegnungen vier Scorerpunkte (ein Tor, drei Assists) und ist mit insgesamt zehn direkten Trefferbeteiligungen neben dem gebürtigen Heidelberger bester Scorer der Fohlen. „Ich fühle mich physisch immer besser, lasse nicht locker und arbeite weiter hart“, betont der Mann mit der Rückennummer 14. Unterstützung bei weiteren Torbeteiligungen soll Pléa zudem von einem Landsmann, der seine Form wiedergefunden zu haben scheint, erhalten: Marcus Thuram. Dem 24-Jährigen war in seinen ersten 17 Pflichtspielen der Saison weder ein Treffer noch ein Assist gelungen – nun netzte der Franzose in den vergangenen beiden Begegnungen jeweils einmal. „Marcus fehlte zuletzt das Selbstvertrauen. Es macht mich stolz, wie sich der Junge scheinbar selbst aus dieser Situation herausgearbeitet hat. Ihn werden wir noch brauchen“, freut sich Sportdirektor Roland Virkus für seinen Schützling, der nun möglichst weitere Treffer nachlegen soll.

Die Schnittstellen: Von der Spree an den Niederrhein wechselte Luca Netz im vergangenen Sommer, nachdem der Linksfuß zuvor elf Jahre lang das blau-weiße Trikot getragen und unsere Fußball-Akademie durchlaufen hatte. Am Samstag treffen sich auf und um den Rasen herum zudem etliche alte Bekannte. Fredi Bobic arbeitete bei Eintracht Frankfurt erfolgreich mit Hütter und eben auch Co-Trainer Peintinger zusammen. Die VfL-Profis Matthias Ginter, Patrick Hermann, Florian Neuhaus und Stindl begegneten bei ihren Reisen zu Auswahlen des DFB bereits den Herthanern Marc Kempf, Nils Körber, Lukas Klünter, Maximilian Mittelstädt, Marvin Plattenhardt, Marco Richter, Davie Selke, Alexander Schwolow, Suat Serdar und Niklas Stark. Außerdem kennen sich Mönchengladbachs Thuram und Lucas Tousart aus den französischen U-Mannschaften. Mit Hans Meyer sitzt zudem ein bekanntes Gesicht im Präsidium des dreimaligen DFB-Pokalsiegers. Der 79-Jährige coachte beide Vereine und bewahrte unseren Hauptstadtclub dabei 2004 vor dem Abstieg – eine Leistung, die ihm keiner vergessen hat, der es mit unseren Farben hält. Meyer den bekannten Koffer in Berlin zu unterstellen, führt an dieser Stelle womöglich zu weit, einen besonderen Blick auf unsere Blau-Weißen hat der langjährige Trainer aber selbstverständlich immer noch. „Alle Vereine, bei denen ich im Laufe der 40 Jahre Leistungsfußball gearbeitet habe, verfolge ich besonders. Ich habe noch gute Beziehungen zu Herthas Präsident Werner Gegenbauer“, verriet der Fohlen-Funktionär bereits 2019.

Marco Richter erzielt das 1:0 im Hinspiel gegen Mönchengladbach.
Sehenswert & siegbringend: Marco Richter erzielt das 1:0 im Hinspiel.

Das Hinrundenduell: Das umkämpfte erste Treffen beider Teams in der laufenden Saison entschied Marco Richter mit einem kunstvollen Abschluss zum 1:0-Endstand kurz vor dem Pausenpfiff (40.) zugunsten unserer Jungs. „Wir haben einige Einwurfvarianten einstudiert – das Tor war eine davon. Ich treffe den Ball zwar nicht unbedingt gescheit, aber umso schöner, dass der dann trotzdem reinfällt – sah ja auch eigentlich ganz cool aus“, schmunzelte unsere Nummer 23 im Anschluss. Im zweiten Durchgang brachte unsere Mannschaft den knappen Vorsprung mit einer aufopferungsvollen Teamleistung ins Ziel – Wiederholung am Samstagabend unbedingt erwünscht!

Die Meinung über unsere Elf: Der verletzt ausfallende Hofmann erwartet für seine Teamkollegen „ein sehr brisantes Duell. Hertha hat zuletzt auch eine bittere Niederlage einstecken müssen. Beide Mannschaften strotzen sicherlich nicht vor Selbstvertrauen, müssen aber eine Reaktion zeigen.“ Auch wegen dieser Konstellation liegt der Fokus im Lager der Schwarz-Weiß-Grünen offenbar voll und ganz auf sich selbst. „Jeder kann die Tabelle lesen, die Situation ist gewiss kompliziert. Was uns jetzt hilft, sind drei Punkte gegen Berlin“, bringt Sportdirektor Virkus die Lage auf den Punkt.

von Konstantin Keller