Frankfurts Coach Oliver Glasner erteilt Anweisungen.
Profis | 4. März 2022, 13:30 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Frankfurt

Unmittelbar nach dem Duell mit dem FC Bayern München in der Vorwoche kam Kevin Trapp auch auf seine Kopfschmerzen zu sprechen. Das lag vor allem daran, dass der Frankfurter Keeper kurz vor der Pause eine Großchance der Gäste mit dem Gesicht vereitelt hatte. Die Beschwerden des 31-Jährigen hätten allerdings auch symptomatisch für die Situation der Eintracht stehen können. Denn seit dem Jahreswechsel läuft es bei den Hessen nicht wirklich rund. "Natürlich haben wir aus den fünf oder sechs Spielen bislang zu wenig Punkte geholt", so Trapp, der gleichzeitig fordert: "Wir müssen da einfach noch einiges draufpacken." Was unsere Alte Dame am Samstag (05.03.2022, 15:30 Uhr) im Olympiastadion konkret erwartet, fasst herthabsc.com in der Gegnervorschau zusammen.

Die sportliche Situation: Die 0:1-Niederlage gegen den deutschen Rekordmeister war nicht nur das dritte Bundesliga-Spiel am Stück, in dem die SGE den Platz als Verlierer verließ, sie blieb dabei auch jeweils torlos. Zuvor hatten die Hessen auch schon in Köln (0:1) und im Duell mit dem VfL Wolfsburg (0:2) den Kürzeren gezogen. Während die Frankfurter in der Hinrunde noch über zahlreiche Last-Minute-Treffer jubelten, schlug es zuletzt regelmäßig spät im eigenen Netz ein. Insgesamt steht in der Rückrunde erst ein einziger Sieg für das Team von Trainer Oliver Glasner zu Buche. Dieser gelang Anfang Februar in Stuttgart (3:2). In fünf der restlichen sechs Begegnungen gab es nichts Zählbares zu holen. Trotz dieser Ergebnisse gibt sich der Österreicher - vor allem mit Blick auf die knappe Pleite am vergangenen Samstag - optimistisch. "Mein Gefühl sagt mir, wir haben die Talsohle durchschritten", sagt der Fußballlehrer. Die Trendwende ist demnach das auserkorene Ziel für die Reise nach Berlin.

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Mein Gefühl sagt mir, wir haben die Talsohle durchschritten.
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-Oliver Glasner

Die Frankfurter im Fokus: Mit zehn bzw. elf Torbeteiligungen sind Filip Kostić und Rafael Borré die Frankfurter Top-Scorer. Beim Blick auf die Statistik gibt es jedoch einen Haken: Aktuell befinden sich beide Leistungsträger nicht in ihrer Bestform. Kostić, den zwischenzeitlich eine Corona-Infektion außer Gefecht setzte, hat seit dem 8. Januar keinen Treffer mehr selbst erzielt oder vorbereitet. Borrés Flaute begann eine Woche später. Diese Entwicklung blieb natürlich auch den Verantwortlichen nicht verborgen. "Wir sind zu überhastet, unsauber und gerade im Spiel nach vorne fehlt die Zielstrebigkeit, abzuschließen", erklärt SGE-Sportvorstand Markus Krösche, dessen Kritik jedoch an die gesamte Offensive adressiert ist. Trapp, der den Teamkollegen bei ihren Angriffsbemühungen aufgrund seiner eigenen Position nur zuschauen kann, fordert: "Wir müssen uns die Leichtigkeit wieder erarbeiten, dürfen nicht verzweifeln und zu viel nachdenken, sondern weiterarbeiten und weiter dran glauben."

Die Schnittstellen: Zwar auf eine kurze, dafür aber umso erfolgreichere Zeit bei der SGE kann Prince Boateng zurückblicken. Der 34-Jährige trug in der Saison 2017/18 den Adler auf der Brust und gewann mit den Hessen den DFB-Pokal im Olympiastadion. Eine Frankfurter Vergangenheit hat auch Marc Kempf. Unser Winter-Neuzugang schaffte am Main den Sprung zum Profi und feierte im Dress der Rot-Schwarz-Weißen schließlich auch sein Bundesliga-Debüt. Den umgekehrten Weg nahm Christopher Lenz. Der Linksverteidiger, der vor der laufenden Spielzeit vom 1. FC Union nach Frankfurt wechselte, durchlief auf dem Weg zum Profi von 2008 bis 2012 auch unsere Fußball-Akademie. Am Samstag wird Lenz allerdings aufgrund einer Gelbsperre nicht mit von der Partie sein. "Schade, dass ich dieses Spiel verpasse. Auftritte in Berlin sind für mich natürlich etwas Besonderes", so der 27-Jährige, der bereits im Hinspiel verletzungsbedingt ausgefallen war. Fredi Bobic stand derweil noch in der vergangenen Saison auf der anderen Seite. Unser Geschäftsführer Sport war vor seiner Rückkehr an die Spree fünf Jahre lang bei der SGE als Sport-Vorstand tätig und damit auch für den erwähnten Triumph im DFB-Pokal sowie die Rückkehr in den Europapokal mitverantwortlich. Andreas Menger arbeitete von Winter 2001 bis Sommer 2011 für die Adler - zunächst stand der Torwarttrainer unserer Blau-Weißen selbst im Kasten, anschließend coachte er seine Nachfolger. Frankfurts Makoto Hasebe und unser Rechtsverteidiger Peter Pekarík sind unterdessen die einzigen verbliebenen Deutschen Meister in der Bundesliga, die nicht mit Borussia Dortmund oder dem FC Bayern München die Schale holten. Stattdessen feierten sie im Jahr 2009 als Wolfsburger den Titelgewinn.

Marco Richter zeigt den Daumen nach oben.
Daumen hoch: Marco Richter erzielte im Hinspiel sein erstes Pflichtspiel-Tor für Hertha.

Das Hinrundenduell: In der ersten Saisonhälfte läuteten unsere Spreeathener mit einem 2:1-Auswärtserfolg in Frankfurt eine kleine wettbewerbsübergreifende Siegesserie ein. Mit Marco Richter und Jurgen Ekkelenkamp erzielten zwei Neuzugänge unsere Treffer. Für ersteren war es sogar die Torpremiere im Trikot unserer Alten Dame. "Wir haben uns in der Vorbereitung auf das Spiel darauf geeinigt, dass wir es mit Mittelfeldpressing versuchen wollen. Das haben wir von Anfang an sehr gut umgesetzt. Mein Tor war ein Stück weit auch ein Dosenöffner", erklärte Richter, der bereits nach wenigen Minuten per Kopf die Führung besorgt hatte, im Anschluss. Ekkelenkamp erhöhte Mitte der zweiten Halbzeit, der Frankfurter Anschluss durch einen von Gonçalo Paciência verwandelten Strafstoß fiel erst in der Schlussviertelstunde.

Die Meinung über unsere Elf: Angesichts des ersten Duells in der laufenden Spielzeit sind die Hessen vor unseren Blau-Weißen gewarnt. "Wir haben Respekt vor Hertha. Dieses Team besitzt mehr Qualität, als es die Saison bislang gezeigt hat. Ich erwarte einen aggressiven und spielstarken Gegner", erklärt so auch Glasner. "Die Berliner haben erfahrene Spieler, die wissen, wo das Tor steht, und generell viele personelle Möglichkeiten. Ob der Gegner hoch attackiert oder uns kommen lässt, weiß ich nicht. Wir brauchen für alles Lösungen", unterstreicht der Fußballlehrer.

von Erik Schmidt