Ole Rasmussen trainiert mit den Kollegen.
Historie | 19. März 2022, 00:01 Uhr

#HerthaMuseum: Der dynamische Däne

Sportlich gab es für Ole Rasmussen sicher weniger wegweisende Jahre als 1975: Erst das Debüt für die dänische Nationalelf, dann der dritte Platz in der heimischen Liga mit Næstved IF inklusive Qualifikation für den UEFA-Pokal – und als Zugabe der Schritt nach Berlin, zu dem ihm Hertha-Trainer „Sir“ Georg Kessler überzeugt hat.

Die blau-weißen Anfänge 

Eine Woche nach dem Bundesliga-Debüt in Köln im Januar 1976 feiert der 23-Jährige beim 1:0 gegen Braunschweig seinen ersten Sieg als Herthaner. Der Defensivspezialist bestreitet noch zehn weitere Liga-Spiele, die Saison 1975/76 schließen unsere Berlin als Elfter ab. Auf dem Weg ins zweite DFB-Pokal-Halbfinale der Vereinsgeschichte kommt er bis zum Viertelfinale zum Einsatz. In der folgenden Spielzeit - seiner ersten kompletten bei unserer Alten Dame - trägt der 1,82-Meter-Mann elf Mal das blau-weiße Trikot und erzielt sein erster Tor gegen Duisburg. Unterm Strich reicht es für Hertha BSC zum zehnten Platz und zum erstmaligen Erreichen des Pokalfinales. Im Anschluss übernimmt Kuno Klötzer das Traineramt - und erreicht mit seinen Schützlingen überraschend den dritten Rang. Rasmussen kann aufgrund einer schweren Bänderverletzung nur acht Begegnungen spielen.

Ole Rasmussen im Gespräch mit Hertha-Offiziellen.
Schnell überzeugt: Der Schritt nach Spreeathen hat sich für Ole Rasmussen gelohnt.

Persönlicher Wendepunkt & ein Pokalfinale

Doch nach diesem Rückschlag wendet sich das Blatt. Der Arbeitsnachweis der Spielzeit 1978/79 weist für den Mann aus Amager neben 24 Bundesliga-Spielen auch 13 Einsätze in den beiden Pokal-Wettbewerben auf. Die Höhepunkte sind dabei die beiden Begegnungen mit Roter Stern Belgrad im Halbfinale des UEFA-Pokals, auch wenn er das Rückspiel im Berliner Olympiastadion lediglich von der Seitenlinie erlebt. Im Endspiel des DFB-Pokals müssen sich unser Flügelverteidiger und seine Teamkollegen Fortuna Düsseldorf nach 120 Minuten geschlagen geben.

Abstieg & (vorläufiger) Abschied

Die schwache Hinrunde der Saison 1979/80 führt bereits nach dem zehnten Spieltag zur Trennung von Coach Klötzer. Trainer-Legende Helmut „Fiffi“ Kronsbein übernimmt unsere Mannschaft zur Rückrunde am Tabellenende. Auch ein Rasmussen-Treffer beim 4:2 gegen Stuttgart in seinem 22. Saison-Einsatz reicht am letzten Spieltag nicht. Aufgrund der schlechteren Tordifferenz steigt unser Club mit 40 Punkten in die Zweitklassigkeit ab. Der Skandinavier entscheidet sich zu einem Wechsel zum dänischen Erstdivisionär Odense BK.

Ole Rasmussen arbeitet auf dem Trainingsplatz.
An die Arbeit: 1981 kehrt unser Däne nach Berlin zurück.

Man trifft sich immer zweimal im Leben

Im Herbst 1981 kontaktiert Wolfgang Holst den ehemaligen Spieler. Unser Präsident fragt Rasmussen nach einem Tipp aus Dänemark zur Verstärkung der noch nicht sattelfesten Defensive. Dieser ahnt nicht, dass Holst einen Hintergedanken hat und auch Kontakt zur Ehefrau aufnimmt, die einige Tage später fragt: „Ole, du willst wieder nach Berlin?“ Eine Woche später ist der Nationalspieler tatsächlich in der Hauptstadt und wird von Holst, Vize-Präsident Michael Kudritzki und Klubsekretär Günter Herzog auf der Geschäftsstelle in der Pommernallee begrüßt. Mit den Worten „Ich bin mit Hertha abgestiegen, jetzt will ich mit Hertha auch aufsteigen“, gibt sich der Rückkehrer sehr zuversichtlich. 

Ein Auf und Ab

Im November 1981 debütiert der mittlerweile 29-Jährige beim Zweitliga-Auswärtsspiel in Mannheim ein zweites Mal für unsere Spreeathener. Nach dem Trainerwechsel von Uwe Klimaschefski zu Georg Gawliczek startet unsere Mannschaft durch. Nach elf Siegen und fünf Remis aus 19 Spielen machen unsere Blau-Weißen beim letzten Heimauftritt gegen Hannover die Rückkehr ins Oberhaus perfekt. Unsere Defensivstütze bestreitet beim 2:0 sein 18. von 23 möglichen Punktspielen.

In der Bundesliga-Saison 1982/83 gehört der Däne mit 33 Einsätzen zu den zuverlässigsten Akteuren bei unseren Blau-Weißen. Unser Team verpasst den Relegationsplatz letztendlich aber um zwei Punkte und muss erneut den Abstieg verkraften. Im DFB-Pokal beschert sich der Außenbahnspieler jedoch einen bis zum heutigen Tage unvergessenen persönlichen Höhepunkt: Im Achtelfinale ist der amtierende deutsche Meister Hamburger SV mit den beiden Landsmännern Allan Hansen und Lars Bastrup zu Gast im Olympiastadion. Gegen die Hanseaten, die aktueller Herbstmeister und saisonübergreifend seit 26 Pflichtspielen unbesiegt sind, erzielt Rasmussen den 2:1-Siegtreffer für Hertha BSC.

Präsident Wolfgang Holst dankt Ole Rasmussen für seinen Einsatz in Blau-Weiß.
Der Abschied fällt schwer: Präsident Holst dankt Rasmussen für seinen Einsatz in Blau-Weiß.

Rückkehr in die Heimat

Nach dem ersten Viertel der Zweitliga-Spielzeit 1983/84 können sich unsere Berliner noch in Reichweite der Aufstiegsplätze behaupten, ehe sie den Anschluss verlieren. Im Mai 1984 läuft Rasmussen am 35. Spieltag in Hannover ein letztes Mal für die blau-weißen Farben auf. Drei Wochen später präsentiert die Titelseite des Programmheftes zum Saisonabschluss gegen Karlsruhe ein gemeinsames Foto mit Präsident Holst und den Abschiedsworten: „Mach‘s gut, Ole. Der Abschied fällt uns schwer“. Nach insgesamt 182 Pflichtspielen mit sieben Torerfolgen verabschiedet sich der Defensivspezialist und kehrt in seine Heimat zurück. Dort beendet der EM-Teilnehmer von 1984 bei Næstved IF nach zwei Spielzeiten seine Karriere.

Gute Freunde kann niemand trennen

Neben zahlreichen Freundschaften zu ehemaligen Weggefährten pflegt der passionierte Angler und Billard-Spieler bis heute seine enge Verbundenheit mit Hertha und Berlin. Das Geburtstagskind reist regelmäßig aus seiner Heimat Holmegaard, wo er einen Bauernhof bewirtschaftet, in die Hauptstadt. Dabei schaut er oft bei Spielen im Olympiastadion vorbei, um unseren Jungs die Daumen zu drücken und mit damaligen Mannschaftskameraden in Erinnerungen zu schwelgen.

Hertha BSC sendet herzliche Geburtstagsgrüße an Ole Rasmussen und wünscht ihm zu seinem heutigen Ehrentag alles erdenklich Gute sowie weiterhin beste Gesundheit!

von Frank Schurmann