Fredi Bobic auf dem Weg zum Trainingsplatz.
Profis | 8. März 2022, 13:47 Uhr

„Wir müssen ein Zeichen setzen – egal wie!“

Die Mannschaft drehte die ersten Runden auf dem Schenckendorffplatz, als sich Fredi Bobic vor den TV-Kameras und Mikrofonen am Rand des Rasens aufbaute. Am Weltfrauentag bezog unser Geschäftsführer Sport Stellung zu Themen, die das blau-weiße Herz aktuell sehr beschäftigen. „Wenn es schlecht läuft, muss man sich zeigen und Kritik ertragen. Das ist legitim und gehört dazu. Ich werde vorangehen und meine ganze Kraft aufbringen, um Hertha BSC über Wasser zu halten“, sagte der Ex-Profi, der außerdem über den ehrlichen Dialog mit der Mannschaft, Trainer Tayfun Korkut und die Unterstützung der Fans im Endspurt sprach: "Die Spieler müssen offen und ehrlich miteinander umgehen, vielleicht hilft es, den Konflikt zu suchen, um sich zu verbessern. Das sind gruppendynamische Effekte. Zuletzt waren sie keine Mannschaft, das müssen wir ganz klar sagen." HerthaTV hat die vollständige Medienrunde aufgezeichnet, herthabsc.com die Aussagen des 50-Jährigen notiert.

Fredi Bobic über…

… den Abschied von Arne Friedrich: Wir haben uns am Sonntag und Montag lange unterhalten. Gemeinsam sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir uns frühzeitig trennen. Das bedauere ich auf der einen Seite, auf der anderen Seite ist es sicher auch die Konsequenz daraus, dass Arnes Weggang schon länger feststand. Er hat sich nicht mehr in der Rolle wiedergefunden, die er einnehmen wollte. Ich konnte ihn auch in zukünftige Entscheidungen rund um Hertha BSC nicht mehr so einbeziehen, aber ich denke, das ist legitim. Unser Umgang war stets respektvoll, es lief alles sauber ab. Persönlich werde ich noch mehr Aufgaben rund um die Mannschaft an mich ziehen. Dazu gehören sicher auch noch mehr Gespräche mit den Spielern und allen Beteiligten.

… Kritik an der eigenen Person: Wenn es schlecht läuft, muss man sich zeigen und Kritik ertragen. Das ist legitim und gehört dazu. Ich werde vorangehen und kämpfen, keine Ausreden suchen, sondern durch diese Phase gehen. Ich werde meine ganze Kraft aufbringen und alles reinsetzen, um Hertha BSC über Wasser zu halten. Es gibt einige Themen, die wir aufarbeiten müssen, der wichtigste Bereich ist dabei der Sport. Wir müssen am Ende über dem Strich stehen.

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Die Spieler müssen offen und ehrlich miteinander umgehen, vielleicht hilft es, den Konflikt zu suchen, um sich zu verbessern. Das sind gruppendynamische Effekte. Zuletzt waren sie keine Mannschaft, das müssen wir ganz klar sagen.
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-Fredi Bobic

… den Austausch mit den Spielern: Mein Gefühl ist, dass die Spieler ganz klar erkannt haben, dass sie das Problem sind und sie diese schwierige Situation bewältigen müssen. So ehrlich müssen sie auch zu sich sein. Sie müssen offen und ehrlich miteinander umgehen, vielleicht hilft es, den Konflikt zu suchen und sich verbal wehzutun, um sich zu verbessern. Das sind gruppendynamische Effekte. Zuletzt waren sie keine Mannschaft, das müssen wir ganz klar sagen. Die Art und Weise der Niederlage gegen Frankfurt hat uns alle erschrocken. Wir werden die Maßnahmen verschärfen, dabei müssen alle mitziehen, wer das nicht macht – egal mit welchem Namen oder welcher Reputation – werden wir handeln. Erstmal sind wir alle gefordert, alle haben die Chance, diesen bekannten Bock miteinander umzustoßen.

… Einflussmöglichkeit: Unser größtes Problem sind die individuellen Fehlerketten. Wir müssen zu den einfachen Dingen zurückkehren, einen einfachen Fußball spielen. Dazu zählt, kompakter zu werden, es wird nicht funktionieren, wenn wir weiter so viele Gegentore kassieren. Meine und unsere Aufgabe ist es, den Druck von der Gruppe fernzuhalten, damit sie sich auf sich fokussieren können. Aber ich sage auch ganz deutlich: Die Jungs wissen, dass sie liefern und am Wochenende punkten müssen. Es kann auch ein Spiel reichen, um sich Selbstvertrauen zurückzuholen.

Fredi Bobic vor den Mikrofonen.
Gefragter Mann: Fredi Bobic steht an den Mikrofonen Rede und Antwort.

… blau-weiße Führungsspieler: Meine Ansprechpartner sind vor allem die erfahrenen Spieler. Klar redet jeder über Führungsspieler, aber in einer solchen Situation haben auch sie ihr eigenes Päckchen zu schleppen. Dennoch müssen sie es in der Gruppe schaffen, sich gegenseitig zu unterstützen, auch wenn sie nicht in bester Form sind. Zuletzt gelang das nicht mehr so gut, weil wir mit Menschen und nicht mit Maschinen arbeiten und weil wir anders als in vorherigen Phasen der Saison nicht mehr so gut mit Rückschlägen zurechtgekommen sind. In Mönchengladbach treffen wir am Samstag auf einen Gegner, der auch seine Probleme hat. Das wird ein Charaktertest für die Jungs.

… Trainer Tayfun Korkut: Wir vertrauen dem Trainer. Das wurde auch im Austausch mit den Spielern klar. Das Tischtuch ist nicht zerschnitten. Aber unser Punktekonto sieht so aus, wie es aussieht und die gefährliche Tabellensituation ist jedem bewusst. Deshalb wiederhole ich: Wir müssen am Wochenende punkten. Wichtig ist, dass Mannschaft und Spieler jetzt eine Wagenburgmentalität an den Tag legen.

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Frust und Enttäuschung sind verständlich – vor allem nach Samstag. Das ist bei uns nicht anders. Häme und Sarkasmus müssen nicht sein, denn am Ende werden wir es nur gemeinsam schaffen. Es geht dabei nicht um mich, den Trainer oder die Spieler – es geht um Hertha BSC.
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-Fredi Bobic

… die Unterstützung der Fans: Frust und Enttäuschung sind verständlich – vor allem nach Samstag. Das ist bei uns nicht anders. Häme und Sarkasmus müssen nicht sein, denn am Ende werden wir es nur gemeinsam schaffen. Es geht dabei nicht um mich, den Trainer oder die Spieler – es geht um Hertha BSC. Das ist das Wichtigste und muss jeder verinnerlichen.

… die Schlussphase der Saison: Wir sind mit 21 Punkten aus der Hinrunde gekommen, dass wir nur zwei Zähler in der bisherigen Rückrunde sammeln würden, damit konnte keiner rechnen und ist natürlich zu wenig. Dass die Spieler mehr können, haben sie in der Hin- aber nicht in der Rückrunde gezeigt. Jetzt haben wir noch neun Spiele vor der Brust, wovon jedes gefühlt ein Endspiel ist. Am Wochenende müssen wir ein Zeichen setzen – egal wie.

von Florian Waldkötter